Weltweit fehlende Hilfsgelder: Wer auf der Flucht ist, hungert
Weltweit werden die Gelder für humanitäre Hilfe gekürzt – mit gravierenden Folgen für Menschen und vor allem Kinder auf der Flucht und in Notsituationen. Sie erhalten weniger Nahrungsmittel und leiden Hunger. Ein aktueller Bericht der internationalen Kinderhilfsorganisation World Vision zeigt auf, dass dadurch Kinderheirat und Kinderarbeit deutlich zunehmen.
Viele Hilfsorganisationen seien durch die finanziellen Engpässe gezwungen, die Lebensmittelrationen für Vertriebene und Betroffene von Naturkatastrophen deutlich zu kürzen. Die betroffenen Menschen erhalten nur einen Bruchteil der monatlich benötigten Kalorien oder werden ganz von den Hilfslieferungen ausgeschlossen. Die Folge: Die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag nimmt ab. Bedingt durch die Armut nehmen Kinderheirat, Kinderarbeit und psychischen Gesundheitsrisiken zu.
World Vision hatte für den Bericht Betroffene in sechs Ländern interviewt, etwa in Afghanistan, Uganda und dem Libanon. Während Kinder vor den Kürzungen im Durchschnitt zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich nahmen, hatten die meisten Familien im Jänner 2024 nur eine oder gar keine Mahlzeit am Vortag der Erhebung gegessen. Knapp die Hälfte der Geflüchteten gaben an, dass sowohl Mädchen als auch Jungen jetzt zu Hause mehr Gewalt, Vernachlässigung oder Missbrauch ausgesetzt sind.
Mary Njeri, Direktorin der Hungerhilfe von World Vision, erklärt: „Diese Ergebnisse sollten sofort die Alarmglocken läuten lassen. Klimawandel, Konflikte und COVID-19 haben dazu geführt, dass mehr als 38 Millionen Menschen kurz vor dem Hungertod stehen, und die humanitäre Hilfe reicht nicht aus. Kinder berichten uns, dass ihre Eltern sie zum Arbeiten schicken oder verheiraten. Einige berichten sogar, aufgrund der Kürzungen an Selbstmord zu denken.“
Die Umfrage ergab einen alarmierenden Anstieg des Risikos von sexueller Gewalt, Kinderarbeit und Kinderhandel. Fast ein Drittel der befragten Eltern ist der Meinung, dass die Nahrungsmittelkürzungen Mädchen in die Kinderheirat treiben, in Afghanistan sind es sogar 97 Prozent der Eltern. In der Bidi Bidi-Flüchtlingssiedlung in Uganda berichteten 75 Prozent der Familien, dass minderjährige Mädchen schwanger werden, was dazu führt, dass sie die Schule abbrechen.
Mary Njeri: „Die internationale Gemeinschaft muss dringend die lebenswichtige Hilfe wieder aufstocken, die Kinder und ihre Familien so dringend brauchen. Langfristige Unterstützung ist ebenfalls unerlässlich, damit die Kinder wieder zur Schule gehen und die Familien weiter Landwirtschaft betreiben, Arbeit finden und sich selbst versorgen können.“
„Der Hunger tötet die Menschen nicht nur durch Unterernährung, sondern auch durch psychische Erkrankungen“, ergänzt Njeri. So geben 13 Prozent der Erwachsenen an, sich so hoffnungslos zu fühlen, dass sie nicht mehr weiterleben wollen.
„Wir wissen, dass es Kindern und ihren Familien mit der richtigen Unterstützung gut gehen kann. Im 21. Jahrhundert sollte niemand mehr hungern müssen. Die Staats- und Regierungschefs der Welt müssen dringend ihre Bemühungen um die Beilegung von Konflikten und die Bewältigung des Klimawandels beschleunigen und den betroffenen Kindern und Familien die notwendige humanitäre Unterstützung zukommen lassen.“
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