Prostatakrebs: Protein zum Verlangsamen des Tumorwachstums identifiziert
Prostatakrebs wird mit fortschreitender Entwicklung zunehmend aggressiv, sodass es zur Metastasenbildung kommen kann. In dieser Form ist der Tumor schwer zu behandeln, was sich in hohen Sterberaten niederschlägt: Weltweit stellt die bösartige Erkrankung der Prostata die zweithäufigste Krebstodesursache bei Männern dar. Im Rahmen einer internationalen Studie unter der Leitung von Lukas Kenner (MedUni Wien) und Sabine Lagger (Vetmeduni) wurde nun ein Protein identifiziert, das das Tumorwachstum bremsen könnte. Damit liefern die aktuell im Top-Journal „Molecular Cancer“ publizierten Ergebnisse einen neuen Ansatzpunkt für die Entwicklung von Therapien.
Die komplexen molekularen Vorgänge, die zum Fortschreiten von Krebs führen, wurden von der Wissenschaft noch nicht restlos geklärt. Als ein möglicher Treiber des Tumorwachstums wird das JUN genannte Protein intensiv beforscht. „Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass JUN bei Krebs übermäßig produziert wird. So wurde ein Zusammenhang zwischen Tumorwachstum und hohem JUN-Spiegel hergestellt“, verdeutlicht Lukas Kenner (Klinisches Institut für Labormedizin der MedUni Wien, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni) den Hintergrund der aktuellen Studie. Darin wurde in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partner:innen nachgewiesen, dass bei Prostatakrebs das Gegenteil der Fall ist: Die Untersuchungen des Forschungsteams am Mausmodell und an klinischen Proben ergaben, dass das Fortschreiten von Prostatakrebs nicht beschleunigt, sondern verlangsamt wird, wenn JUN in hohem Maß vorhanden ist. Umgekehrt konnte beobachtet werden, dass der Tumor schneller wächst, wenn das Protein fehlt.
Dass JUN eine wichtige Rolle bei der Aktivierung von Genen und verschiedenen Prozessen wie dem Zellwachstum spielt, wurde bereits in den 1980er Jahren entdeckt. „Bei unseren Untersuchungen haben wir festgestellt, dass JUN wesentlich an der Regulation von Prostatakrebs beteiligt ist, indem es die Immunantwort des Körpers beeinflusst“, präzisiert Sabine Lagger, Abteilung für Labortierpathologie der Vetmeduni, die aktuell erforschten Zusammenhänge. Fehlt das Protein, wird die Rekrutierung bestimmter Immunzellen in der Mikro-Umgebung des Tumors beeinträchtigt, was zum beschleunigten Krebswachstum führt.
Häufigste Krebserkrankung bei Männern
Prostatakrebs führt in Österreich die Statistik der häufigste Krebserkrankung bei Männern seit Jahrzehnten an. Jährlich werden rund 6.000 Neuerkrankungen und 1.300 Todesfälle infolge von Prostatakarzinomen registriert. Die Tumoren in der sogenannten Vorsteherdrüse des Mannes bleiben in der überwiegenden Zahl der Fälle lokal begrenzt und sind somit gut therapierbar. Rund 20 Prozent der Patienten entwickeln jedoch metastasierenden Prostatakrebs, der nach wie vor schwer zu behandeln ist. „Unsere Forschung deutet darauf hin, dass die Aktivierung von JUN möglicherweise eine vielversprechende Therapieoption sein könnte, um das Fortschreiten von Prostatakrebs zu verlangsamen“, fassen Sabine Lagger und Lukas Kenner die Tragweite ihrer Studie im Vorfeld weiterer Untersuchungen zusammen, die die Ergebnisse bestätigen sollen.
Publikation: Molecular Cancer
JUN mediates the senescence associated secretory phenotype and immune cell recruitment to prevent prostate cancer progression.
Torben Redmer*, Martin Raigel*, Christina Sternberg*, Roman Ziegler, Clara Probst, Desiree Lindner, Astrid Aufinger, Tanja Limberger, Karolina Trachtova, Petra Kodajova, Sandra Högler, Michaela Schlederer, Stefan Stoiber, Monika Oberhuber, Marco Bolis, Heidi A. Neubauer, Sara Miranda, Martina Tomberger, Nora S. Harbusch, Ines Garces de los Fayos Alonso, Felix Sternberg, Richard Moriggl, Jean-Philippe Theurillat, Boris Tichy, Vojtech Bystry, Jenny L. Persson, Stephan Mathas, Fritz Aberger, Birgit Strobl, Sarka Pospisilova, Olaf Merkel, Gerda Egger, Sabine Lagger* & Lukas Kenner*
*shared contribution
https://doi.org/10.1186/s12943-024-02022-x
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