Weltschilddrüsentag 2024 | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Weltschilddrüsentag 2024

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Die Abklärung und Behandlung von gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen ist seit mehr als 80 Jahren die Kernkompetenz der Nuklearmedizin. 

Ab dem 50. Lebensjahr weist ca. jeder dritter Mensch in Österreich einen Schilddrüsenknoten auf. Mit einem Schilddrüsenultraschall kann dieser Knoten bezüglich Knotengröße und Gewebezusammensetzung untersucht werden. Ab einem Durchmesser von 1 cm lässt sich dieser Knoten nach  Verabreichung einer kleinen Radioaktivitätsmenge weiter nuklearmedizinisch abklären. Im Falle eines szintigraphisch kalten (= funktionslosen) Knotens kann im Anschluss eine kleine Gewebeprobe entnommen werden, die dann mikroskopisch untersucht wird, um Bösartigkeit auszuschließen. Auf der anderen Seite besteht bei warmen bzw. heißen (= vermehrt funktionierenden) Schilddrüsenknoten die Gefahr, eine Schilddrüsenüberfunktion zu provozieren. Das kann im Falle einer übermäßigen Jodzufuhr, z.B. nach Gabe von bestimmten Medikamenten oder eines jodhaltigen Kontrastmittels der Fall sein. Diese wichtige Schilddrüsenuntersuchung wird in Österreich in nuklearmedizinischen Abteilungen und Instituten entweder in Krankenhäusern oder vereinzelt im niedergelassenen Bereich angeboten und kann ausschließlich von Fachärzt*innen für Nuklearmedizin durchgeführt werden. Auch die kontinuierliche weitere Betreuung von PatientInnen mit Schilddrüsenkarzinomen nach der Operation und eventuell nötiger Radiojodtherapie liegt in der Fachkompetenz der Nuklearmedizin. 

Auf Grund des strukturellen Wandels im Gesundheitswesen (Krankenhausschließungen, Zusammenlegung von Abteilungen, Personalmangel durch Pensionierungen der Babyboomer Generation) und einer Verschiebung des nuklearmedizinischen Arbeitsprofils durch Entwicklung neuer nuklearmedizinischer Diagnoseverfahren wie die Positronen-Emission-Tomographie (PET) und Etablierung neuer nuklearmedizinscher Therapien bei Tumorerkrankungen wie beim Prostatakarzinom und neuroendokrinen Tumoren (NET) müssen Krankenhäuser zunehmend weniger komplexe nuklearmedizinische Leistungen wie die Schilddrüsenabklärung und -behandlung  in extramurale Institute oder Ordinationen auslagern. Es gibt zwar in jedem Bundesland einige derartige Einrichtungen aber nur wenige von ihnen können direkt mit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) abrechnen. Auf Grund des dadurch beschränkten Terminangebotes ergeben sich meist mehrmonatige Wartezeiten für die Abklärung eines  Schilddrüsenknotens. 

Ein Katalog nuklearmedizinischer Leistungen mit Tarifvorschlägen wurde von der Österreichischen Gesellschaft für Nuklearmedizin und Theranostik (OGNT) bereits 2020 ausgearbeitet und Österreichischer Ärztekammer (ÖÄK) und ÖGK übergeben, ohne dass es bis heute auch nur zu Verhandlungen über die Kostenübernahme gekommen wäre, was sich erheblich auf die medizinische Versorgungsqualität der Bevölkerung auswirkt. 

Auch dem Sonderfach Nuklearmedizin droht ein Mangel an Fachärzt*innen. Wegen der de facto fehlenden Möglichkeit in die Niederlassung zu gehen, entscheiden sich zu wenige Jungemdiziner*innen für eine Ausbildung in Nuklearmedizin, weil sie keine ausreichenden beruflichen Gestaltungsmöglichkeiten sehen. Aus demselben Grund wandern ca. 20% der fertig ausgebildeten Fachärzt*innen für Nuklearmedizin in andere Sonderfächer, v.a. Radiologie und Innere Medizin, ab.   

Die OGNT fordert anlässlich des Weltschilddrüsentages alle Verhandlungsparteien dringend auf, dem absehbaren ernsten Versorgungsengpass in der Nuklearmedizin endlich gegenzusteuern und zu einer Einigung der Kostenübernahme von diagnostischen und therapeutischen nuklearmedizinischen Schilddrüsenleistungen im extramuralen Bereich zu kommen.

Experten der Presseaussendung:

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Gabriel, Präsident der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin, Leiter des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum Linz

a.o. Univ.-Prof. Dr. Rainer W. Lipp, Leiter der AG Öffentlichkeitsarbeit der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin und Innere Medizin, Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Onkologie; ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Diagnostikum Nuklearmedizin Graz

Prim. Univ.-Prof. Dr. Siroos Mirzaei, Präsident elect der OGNT, Facharzt für Nuklearmedizin, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin, Klinik Ottakring/Wien

Dr. Charlotte Sonneck-Koenne, Sekretär & Finanzreferentin der OGNT, Fachärztin für Nuklearmedizin, Med22 Nuklearmedizinisches Institut Wien

Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander Becherer, Bundesfachgruppenobmann NuklearmedizinFacharzt für Nuklearmedizin und Innere Medizin, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin, Akademisches Lehrkrankenhaus Feldkirch

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