Wirtschaftsverband NÖ: Sechs große Ziele für die kleinen Betriebe
Am 15. Mai tagte das Wirtschaftsparlament der WKNÖ. Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) NÖ hat dafür sechs Anträge eingebracht. Diese Ziele sind auf Einpersonenunternehmen (EPU) und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) abgestimmt, damit die Bedingungen für diese Betriebe endlich verbessert werden.
Krankengeld ab dem 4. Tag
„Zu einer gesunden Wirtschaft gehört, dass Selbstständige, die kleine Betriebe führen, bei Krankheit ab dem 4. Tag der Arbeitsunfähigkeit ein Krankengeld erhalten – und zwar unabhängig davon, wie lange man dann krank ist“, erklärt KommR Thomas Schaden, der Präsident des SWV NÖ. Zurzeit ist es so, dass diese Unterstützungsleistung erst dann rückwirkend ausbezahlt wird, wenn man mindestens 43 Tage im Krankenstand ist. Außerdem muss das Krankengeld deutlich erhöht werden. „Jetzt erhält man 37,28 Euro pro Tag, das sind rund 1.150 Euro im Monat. Dieser Betrag liegt unter der Armutsgrenze von ca. 1.400 Euro netto pro Monat. Das ist nicht fair.“ Leider gab es für diesen Antrag keine Zustimmung.
Rechtzeitige Schuldnerberatung für Selbstständige
SWV NÖ-Vizepräsidentin KommRin Martina Klengl stellt das zweite große Ziel vor: „Schulden aus ehemaliger Selbstständigkeit sind der am zweithäufigsten genannte Überschuldungsgrund bei KlientInnen der Schuldnerberatungen. Ein großes Problem besteht darin, dass nur Privatpersonen die Hilfe der Schuldnerberatungen in Anspruch nehmen können. UnternehmerInnen erhalten diese wichtige Unterstützung nur dann, wenn sie den Betrieb stillgelegt haben. Wir wollen, dass Selbstständige bei hohen Schulden Hilfe von der Schuldnerberatung bekommen, bevor sie ihren Gewerbeschein zurückgelegt haben.“ Auch für diesen Antrag konnte keine Mehrheit im Wirtschaftsparlament gefunden werden.
Faire Förderungen
Unglaublich, aber wahr: Viele Förderungen für Unternehmen waren in den letzten Jahren auf Bundesebene kompliziert und oft schwierig zu bekommen. Dazu kam, dass Förderrichtlinien spät in Kraft getreten sind, sodass die Unternehmen oft lange auf Hilfen warten mussten. „Förderungen für Unternehmen müssen einfacher zu beantragen sein und schnell zur Verfügung stehen“, meint SWV NÖ-Vizepräsidentin KommRin Monika Retl. „Eingeschränkte Anmeldezeiträume für Anträge und danach knappe Einreichfristen wie bei der Energiekostenpauschale oder verpflichtenden Bearbeitungen von Steuerberatern sind der falsche Weg. Diese bürokratischen Vorgaben verhindern, dass Betriebe die nötige Hilfe bekommen!“ Dieser Antrag fand leider keine Zustimmung.
Glasfasernetz in den Regionen rasch herstellen
„In einem Flächenbundesland wie Niederösterreich ist es besonders wichtig, dass die Menschen und Betriebe in allen Regionen leistungsfähige Datennetze zur Verfügung haben“, erklärt der Spartenvorsitzende in der Industrie des SWV NÖ, KommR Karl Bauer. Schnelle Glasfaserverbindungen ermöglichen eine bessere Vernetzung der Unternehmen und schaffen für regionale Produkte, Dienstleistungen und Innovationen neue Märkte. „Der Ausbau des Glasfasernetzes ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Wir verlangen, dass der Ausbau des Glasfasernetzes durch eine deutliche Erhöhung der Bundesmittel massiv beschleunigt wird!“ Dieser Antrag wurde im Wirtschaftsparlament mit großer Mehrheit angenommen.
Maßnahmenbündel gegen den Mitarbeitermangel
Viele Betriebe finden keine oder zu wenig Arbeits- und Fachkräfte. Zugleich gibt es viele Personen, gerade auch junge Menschen, die – oft wegen fehlender Vorbereitung auf das Berufsleben – dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. „Wir wollen, dass die Lehrlingsausbildung durch innovative Lehrinhalte und eine erweiterte Förderung der Kooperation der Ausbildungsbetriebe gestärkt wird“, sagt KommR Ing. Christian Freitag, SWV NÖ-Spartenvorsitzender im Transport und Verkehr. „Für Menschen, denen eine Lehre nicht möglich ist, sollen Angebote wie die Teillehre und modulare Ausbildungen ausgebaut werden. Weiters soll für jene, die am Arbeitsmarkt benachteiligt sind, für eine schrittweise Qualifizierung eine lückenlose Ausbildungskette eingerichtet werden. Und alle Erwerbstätigen sollen in ihrem Umfeld ganztägige Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen vorfinden und einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr haben.“ Leider wurde auch dieser Antrag abgelehnt.
Einfacher und direkter Zugang zur Wirtschaftskammerwahl
„Die Sozialpartnerschaft ist ein tragendes Element in Österreich“, meint Prof. (FH) KommR Mag. Ewald Volk, Präsidiumsmitglied des SWV NÖ. „Deswegen ist eine hohe Wahlbeteiligung bei der WK-Wahl wichtig. Um das zu erreichen, möchten wir, dass jede und jeder, der wahlberechtigt ist, die Wahlkarte automatisch – ohne vorherige Beantragung – mit der Post bekommt. Bei der AK-Wahl funktioniert das auch. Und jene, die eine ruhende Gewerbeberechtigung haben, sollen auch automatisch wählen dürfen. Wenn die Briefwahl erleichtert wird, braucht es nur noch ein Wahllokal pro Bezirk, das an einem Tag geöffnet hat, nicht mehrere.“ Leider gab es für diesen Antrag keine Zustimmung.
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