Neukonzeption der Lehramtsstudien bringt einheitlich dreijähriges Bachelor- und zweijähriges Masterstudium
Änderungen der Pädagog:innenausbildung Neu sind Teil eines Hochschulrechtspakets, das heute vom Nationalrat mit den Stimmen von ÖVP und Grünen beschlossen wurde. Mit der Anpassung der Ausbildung von Lehrer:innen an das Bologna-Modell werden Bachelorstudiem für das Lehramt künftig drei, die anschließenden Masterstudien zwei Jahre dauern. Für angehende Lehrer:innen der Sekundarstufe bedeutet das eine Verkürzung des Studiums um ein Jahr. Weitere Aspekte der Novelle sind Bestimmungen zur hochschulischen Weiterbildung, Zugangsregelungen für stark nachgefragte Masterstudien und die Qualitätssicherung des Studienbetriebs und der Forschung.
Die Abgeordneten von ÖVP und Grünen begrüßten die Reform als wichtigen Schritt, um den Lehrer:innenberuf attraktiver zu machen. Vor allem werde der Praxisbezug der Ausbildung erhöht und der Einstieg ins Berufsleben erleichtert, zeigten sie sich überzeugt. Aus Sicht von SPÖ, FPÖ und NEOS ging die Novelle in dieser Hinsicht jedoch nicht weit genug und rechtfertige keine Zustimmung. Übereinstimmend forderte die Opposition eine rasche Umsetzung einer Reform des Lehrer:innendienstrechts.
Weiterentwicklung der Pädagog:innenbildung Neu
Das vom Nationalrat mehrheitlich verabschiedete Hochschulrechtspaket bringt Änderungen im Universitätsgesetz, im Hochschulgesetz, im Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz, im Fachhochschulgesetz und im Privathochschulgesetz. Mit der Novelle wurde zudem das Waldfondsgesetz novelliert, nachdem wichtige Bestimmungen über Doppelförderungen aufgrund eines legistischen Versehens bei der letzten Novellierung nicht berücksichtigt worden waren.
Eine zentrale Änderung für das Lehramtsstudium der Primarstufe (Volksschule) ab 2025/26 bedeutet die Strukturierung als dreijähriges Bachelor- und zweijähriges Masterstudium. Für das Lehramtsstudium der Sekundarstufe wird diese Studienstruktur ab 2026/27 gelten. Diese Änderung der Studienstruktur wirkt sich auf die Curricula aus, die umfassend neu konzipiert und qualitätsgesichert werden sollen. Im Rahmen der Ausbildung der Sekundarstufe (Allgemeinbildung) kann künftig auch ein sogenanntes Fächerbündel statt zweier Unterrichtsfächer oder eines Unterrichtsfachs und einer Spezialisierung angeboten werden. Somit können mehr als zwei einander überschneidende Unterrichtsfächer absolviert werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Novelle ist der Ausbau eines für den Lehrer:innenberuf „professionsbegleitenden“ Studienangebots.
Die Novelle trifft auch Klarstellungen für die Leitungsorgane von Privathochschulen sowie Regelungen für besonders stark nachgefragte Masterstudien. Zur Sicherung der tierärztlichen, insbesondere auch der amtstierärztlichen Versorgung in Österreich und der Sicherstellung der Aufgaben der Veterinär- und Lebensmittelkontrolle sollen bei Vorliegen einer Mangelsituation Bewerber:innen bevorzugt behandeln werden, die sich nachweislich zu einer im öffentlichen Interesse liegenden Tätigkeit in einer staatlichen Einrichtung verpflichten.
SPÖ vermisst wichtige Schritte wie Dienstrechtsreform
SPÖ-Abgeordnete Petra Tanzler kritisierte, dass die Novelle wichtige Reformschritte der Lehrer:innenausbildung offen lasse, weshalb die SPÖ ihr nicht zustimmen könne. So fehle nach wie vor ein neues Dienstrecht, das notwendig wäre, um attraktivere Rahmenbedingungen für den Lehrer:innenberuf zu schaffen. Die Verkürzung des Studiums alleine sei zu wenig. Tanzler vermisste unter anderem auch eine klare Umsetzung des angekündigten stärkeren Praxisbezugs des Studiums, der sicherstelle, dass Studierende optimal auf den Unterricht in der Klasse vorbereitet werden.
Andrea Kuntzl (SPÖ) bedauerte, dass mit der Novelle der Zugang zum Masterstudium stärker reglementiert und eingeschränkt werde, und sprach von einem „schmerzhaften Umfaller“ der Grünen. Kuntzl thematisierte auch die Zunahme befristeter Dienstverhältnisse an den Universitäten, die aus ihrer Sicht nachteilig für den Wissenschaftsstandort ist. Der Wissenschaftsminister habe immerhin bereits Schritte in Richtung einer Höchstquote solcher Verträge an Universitäten angekündigt, allerdings müssten die Kettenvertragsregelungen grundlegend überarbeitet werden.
ÖVP: Lehramtsstudien werden praxisnäher und attraktiver
Die seit Längerem geforderte Verbesserung der Lehramtsausbildung werde mit der Novelle gut umgesetzt, befand Rudolf Taschner (ÖVP). Sie erhalte eine sinnvolle neue Studienstruktur, die eine Grundlage dafür schaffen, damit Lehrer:innen mit fachlichen Qualifizierungen und entsprechenden didaktische Fähigkeiten herangebildet werden können. Mit entsprechenden Übergangsbestimmungen werde der Umstieg in die neue Studienstruktur ab sofort möglich sein. Das Studium werde nun deutlich attraktiver, wobei weitere Verbesserungen noch folgen würden.
Mit der vorliegenden Reform werde es möglich, das Lehramtsstudium ohne Qualitätsverluste deutlich zu verkürzen und den Praxisbezug zu erhöhen, befand Gertraud Salzmann (ÖVP). Der Berufseinstieg werde attraktiver. So werde es einfacher, den Master berufsbegleitend zu absolvieren. Auch die Induktionsphase erfahre eine positive Weiterentwickelung, die Berufsanfänger:innen entlaste. Auch die noch notwendige Dienstrechtsnovelle sei bereits in Ausarbeitung, führte Salzmann ins Treffen.
Romana Deckenbacher (ÖVP) sagte, angesichts der Tatsache, dass die Bedingungen an den Schulen immer herausfordernder würden, sei es wichtig, dass die Lehrer:innenausbildung in Richtung einer gleichwertigen akademischen Ausbildung für alle Schultypen weiterentwickelt werde. Österreich habe bisher eine viel zu lange und dabei zu theorielastige Lehrer:innenausbildung gehabt, merkte Agnes Totter (ÖVP) dazu an. Nun verkürze man den Bachelor einheitlich auf drei Jahre und erhöhe den Praxisbezug.
ÖVP-Abgeordneter Josef Smolle sah eine große Verbesserung insbesondere beim Masterstudium. Ein wichtiger Schritt werde auch für Privathochschulen gesetzt. Hier müsse wirtschaftliche und wissenschaftliche Leitung künftig klar getrennt werden. Die Regelungen für die gute wissenschaftliche Praxis würden künftig auch Fragen der künstlichen Intelligenz berücksichtigen. Das sei eine zeitgemäße Anpassung.
FPÖ fordert weitere Verkürzung des Studiums
Laut Hermann Brückl (FPÖ) stellt die Änderung der Ausbildung von Lehrer:innen für sich allein noch keine Reform dar. Die notwendigen Schritte gegen den akuten Lehrer:innenmangel könne er jedenfalls nicht erkennen. Daher werde seine Fraktion ihre Zustimmung nicht geben. Zwar sei die Verkürzung der Ausbildung in der Sekundarstufe ein richtiger Schritt. In der Primarstufe ändere sich an der tatsächlichen Länge des Studiums jedoch nichts. Diese müssten laut Brückl zuerst in Form eines flexibleren Dienstrechts und einer Verringerung des Verwaltungsaufwands an den Schulen gesetzt werden. Brückl regte auch an, zu überlegen, ob für die Primarstufe eine dreijährige Ausbildung geschaffen und analog zu anderen Mangelberufen an Fachhochschulen angeboten werden könnte.
Grüne: Reform bringt deutliche Verbesserungen für Junglehrer:innen
Der Konsens für die Reform der Lehrer:innenbildung sei nicht einfach zu erzielen gewesen, betonte Sibylle Hamann (Grüne). Schlussendlich sei er aber erreicht worden und habe wichtige Schritte wie die Verkürzung des Studiums gebracht. Diese sei kein Selbstzweck, sondern mit einer Stärkung des Praxisbezugs und des Berufseinstiegs verbunden. Ein richtiger Schritt sei es, die Auseinandersetzung mit „Deutsch als Zweitsprache“ zu einem verpflichtenden Teil der Ausbildung zu machen. Auch die Fächerbündel seien eine Schritt in die richtige Richtung. Die Situation der Junglehrer:innen werde mit dieser Reform deutlich verbessert, zeigte sich Hamann überzeugt.
NEOS: Reform ist verpasste Chance
Die Novelle biete einige gute Punkte, diese seien aber nicht ausreichend, um sie insgesamt positiv zu bewerten, meinte Martina Künsberg Sarre (NEOS). Positiv seien etwa die Anpassung der Studienstruktur an das Bologna-Modell, die Möglichkeit für die Schaffung von Fächerbündeln und die Verkürzung des Studiums. Dem Wunsch vieler Junglehrer:innen nach mehr Fachdidaktik sei aber nicht Rechnung getragen worden. Ein wesentlicher Grund, warum die NEOS der Novelle nicht zustimmen könnten, sei das Fehlen einer Dienstrechtsreform. Bedauerlich sei zudem, dass vor der Umsetzung der Reform die Wünsche und Erfahrungen der Schulen nicht berücksichtigt worden seien. Damit sei insgesamt eine große Chance verpasst worden, den Lehrer:innenberuf attraktiver zu machen.
Polaschek: Reform trägt nachhaltig zur Attraktivierung des Lehrer:innenberufs bei
Wissenschaftsminister Polaschek betonte, dass er die 2013 eingeführten „Pädagog:innenbildung Neu“ von Anfang an begleitet habe. Auch im Vorfeld der nun begonnenen Reform habe er viele intensive Gespräche mit Stakeholdern geführt. Die Verkürzung der Studiendauer für die Sekundarstufe sei nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen die Attraktivität des Studiums und des Lehrer:innenberufs mittelfristig gesteigert werden könne, zeigt sich der Bildungsminister überzeugt. In der Frage der geforderten Dienstrechtsnovelle gebe es bereits gute Fortschritte, betonte Polaschek. Insgesamt erfolge eine deutliche Verbesserung des Lehramtsstudiums. Die Novelle enthalte darüber hinaus noch weitere wichtige Themen, wie eine Weiterentwicklung der Regelungen zur Sicherung wissenschaftlicher Integrität an Universitäten und Hochschulen. Ein wichtiger Schritt werde auch mit der Einführung gewidmeter Studienplätze in der Veterinärmedizin gesetzt. (Schluss Nationalrat) sox
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