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Parlament: Forum zu KI-Anwendungen in Österreichs Wirtschaft

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Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) hat in der österreichischen Wirtschaft bedeutend zugenommen. KI wird vielfältig eingesetzt, um die Effizienz zu steigern und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Der Integration von künstlicher Intelligenz wird das Potenzial zugeschrieben, die Wirtschaft Österreichs in vielerlei Hinsicht zu stärken und zukünftiges Wachstum zu fördern. Aus diesem Anlass hielt das Parlament ein Parlamentarisches Forum zu KI-Anwendungen ab.

KI-Stratege Tristan Post analysierte in seiner Keynote, wie KI die Unternehmen und die Wirtschaft unterstützen könne. Ludmila Georgieva, Head of Government Affairs & Public Policy Austria bei Google, nahm die Gestaltung des digitalen Wandels mit Responsible AI in den Fokus. Wo Österreichs Unternehmen im Hinblick auf einen KI-Masterplan stehen, beleuchtete Isabell Claus von thinkers.ai. KI-Expertin und Rechtsanwältin Jeannette Gorzala thematisierte Chancen und Herausforderungen für Medienwirtschaft und Demokratie im KI-Zeitalter. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion statt.

Post: Mehrwert von KI entsteht erst durch Verknüpfung mit Aktionen

Künstliche Intelligenz liefere Vorhersagen basierend auf Daten. Gesellschaftlicher Mehrwert entstehe jedoch erst durch Verknüpfung mit Aktionen oder Einbettung in Tools, unterstrich Post. Dazu brauche es Endnutzer:innen, die bereit sind KI zu nutzen.

Post erkannte vier Anwendungsfelder für KI: KI könne bei Entscheidungsfindungen helfen, um die Qualität der Entscheidungen zu steigern. Zudem könnten Kostenreduktionen durch Produktivitätssteigerungen ermöglicht werden. Ein weiteres Anwendungsfeld gelte der Personalisierung, um auf die Interessen der Person zugeschnittene Informationen angezeigt zu bekommen. Außerdem könne KI gänzlich neue Businessmodelle schaffen.

Derzeit würden elf Prozent der österreichischen Unternehmen künstliche Intelligenz nutzen, zeigte Post offenes Potential auf. Denn KI ermögliche die weitere Reduzierung der Betriebskosten. So brauche es weniger Menschen, um Geld zu verdienen. „KI wird keine Menschen ersetzen. Sondern Menschen, die wissen, wie man mit KI umgeht, werden Menschen ersetzen, die es nicht wissen“, zeigte sich Post überzeugt. KI nehme keine Jobs weg, vielmehr würden spezifische Aufgaben übernommen.

Georgieva: Den digitalen Wandel mit Responsible AI gestalten

Ludmila Georgieva brachte als Head of Government Affairs & Public Policy für Google Austria ein Beispiel dafür, wie ein großes Unternehmen auf die Herausforderungen und Chancen von KI reagiert. Google bewerte den Einsatz von KI-Anwendungen als den „Third Big Shift“ in der Digitalisierung. KI berge enorme gesellschafts- wie wirtschaftspolitische Potenziale. Sie kämen bereits mit großem Erfolg zur Anwendung, um das Leben von Menschen zu verbessern, etwa im Bereich der medizinischen Forschung und Diagnose oder bei der Prognose von Naturkatastrophen. Für Deutschland sei für 2023 ein Beitrag von KI zur Wertschöpfung von 53 Mrd. € erhoben worden. Dieser Betrag könnte auf geschätzte 330 Mrd. € jährlich steigen, vorausgesetzt, dass 50% der Unternehmen KI einsetzen.

Als die positiven Möglichkeiten von KI verwies Georgieva auf Anwendungen, die den Alltag erleichtern, die gesellschaftliche Teilhabe und damit Demokratie stärken und Menschen Weiterbildung ermöglichen. Voraussetzung dafür, dass KI erfolgreich genutzt werden könne, sei aber Vertrauen. Derzeit stehe man hier an einem Wendepunkt. KI bringe, wie jede Technologie, auch Risiken mit sich. Google habe sich daher selbst als Grundsätze gegeben, dass KI-Anwendungen die Teilhabe stärken müssen und keine Vorurteile befördern dürfe. Der Schutz von Daten und der Privatsphäre müsse sichergestellt werden und höchsten wissenschaftlichen Standards entsprechen. Nicht angewendet werden solle KI etwa für Anwendungen, die unmittelbar schädigen, für Waffen oder Überwachungsmaßnahmen. Daher werde von Google Gesichtserkennung nur in sehr eng definierten Fällen eingesetzt.

Der Einsatz von KI bedeute eine Verantwortung, die nur gemeinsam wahrgenommen werden könne, denn „KI kann nicht alleine gemacht werden“, betonte Georgieva. Daher sei man bemüht, mit vielen Institutionen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammenzuarbeiten. Dazu gehöre auch, dass Ergebnisse der Grundlagenforschung allgemein zugänglich sein müssten.

Claus: KI-Masterplan – wo stehen Österreichs Unternehmen?

Isabell Claus berichtete als Geschäftsführerin von thinkers.ai über die Herausforderungen für die klassische Unternehmenskultur. Der Einsatz von KI schaffe einen Informationsvorsprung und damit enorme Wettbewerbsvorteile. KI, insbesondere generative KI, erlaube Effizienzsteigerungen und die Überspringung ganzer Entwicklungsschritte. KI treibe auch die Entwicklung eines ökonomischen Ökosystems voran, in dem Partnerschaften immer wichtiger würden und niemand mehr „eigene Königreiche“ aufbauen könne. Viele Unternehmen hätten daher bereits KI-Strategien, auch wenn das in der Öffentlichkeit noch wenig wahrgenommen werde.

Für die erfolgreiche Anwendung von KI sei der Erwerb von „Bewertungskompetenz“ fundamental. Das brauche aber konkrete Erfahrungen, die nur aus der praktischen Anwendung kommen könne. Claus sah dabei sehr deutliche Unterschiede zwischen China und Europa bei der Intensität der Beschäftigung in Unternehmen mit KI-Fragen. Derzeit sei Europa stark auf regulatorische Schritte fokussiert, hinke aber in der Technologieentwicklung nach. Vor Cyberangriffen würden aber nicht Vorschriften und Verbote schützen, sondern nur die technischen Fähigkeit, auf sie zu reagieren, gab Claus zu bedenken. Claus plädierte dafür, die Neugierde auf KI zu nutzen und Mitarbeiter:innen „mehr KI zuzutrauen“. Notwendig sei, nicht nur einen KI-Masterplan zu haben, sondern diesen auch in die Umsetzung zu bringen.

In Europa und in Österreich herrsche aber oft noch „business as usual“. Aus ihrer Sicht brauche es mehr Geschwindigkeit in der Entwicklung, sagte Claus. Sie rate Unternehmen dazu, sich einfach zu bewältigende Schritte vorzunehmen und möglichst ohne Verbote zu arbeiten. Das erfordere eine grundlegend neue Einstellung. Die österreichische Haltung „das haben wir immer schon so gemacht“ sei nicht zielführend. Ohne die Bereitschaft zu intensiver Auseinandersetzung werde die notwendige Veränderung nicht gelingen, zeigte sich Claus überzeugt.

Gorzala: Chancen und Herausforderungen für Medienwirtschaft und Demokratie

KI-Expertin und Rechtsanwältin Jeannette Gorzala thematisierte Chancen und Herausforderungen für Medienwirtschaft und Demokratie im KI-Zeitalter. „KI betrifft alle Medienformen. Es ist fantastisch, was früher Stunden gedauert hat, kann heute in wenigen Minuten erledigt werden – ein Bericht über einen Wahlkampf, Pressemeldungen, Kampagnen generieren“, zeigt sie auf. KI bringe aber nicht nur Effizienzsteigerung und enormes kreatives Potenzial mit sich, sie nannte als Beispiel aus dem Unterhaltungssektor etwa, dass mit der Stimme von Edith Piaf oder Falco etwas nachgesprochen werden kann, sondern auch die Gefahr, dass durch mittels KI-generierten Deepfakes Wahlen beeinflusst werden können. Gorzala sprach vom Wahlkampf in den USA, aber auch von jenem der Slowakei 2023.

Es gebe zwar KI-Ethik-Leitlinien und Transparenzpflichten für die Medienindustrie, allerdings mit Unklarheiten, ob der vielen Ausnahmen. Das Conclusio der Expertin: Um die Chancen von künstlicher Intelligenz zu nutzen, gelte es noch viele Hausaufgaben zu machen, nämlich KI-Kompetenzen bzw. Medienkompetenzen fördern und Kennzeichnungspflichten stärken. Außerdem stelle sich die Frage, ob nicht Tools „made in Europe mit europäischen Werten“ gebraucht würden. Wenn man diese Aufgaben alle lösen könnte, werde es den Pluralismus und die demokratische Qualität erhöhen, ist Gorzala überzeugt.

KI zwischen Deepfake, Datennutzung und Effizienzsteigerung

In der anschließenden Podiumsdiskussion sprach sich Tristan Post dafür aus, in Europa konkret zu überlegen, welche Art von KI-Modellen entwickelt werden könnten. Speziell Sinn machen würde es ihm zufolge beispielsweise für jene Bereiche, wo es deutschsprachige Datenhoheit gebe, wie etwa in der Medizin. Auch in Sprachmodellen sieht er Chancen für Unternehmen, wenn das entsprechende Knowhow aufgebaut werde. Darauf zu achten wäre aus Sicht von Post, dass Innovation nicht zu teuer werde, um sie auf den Markt zu bringen. Über Regulatorien wie den AI-Act hinaus würde etwa der Umgang mit Deepfakes auch ein kulturelles Thema betreffen und sei eine der größten Herausforderungen für die Gesellschaft – und zwar, wenn Geschichten, auf denen die Gesellschaft aufbaut, nicht mehr stimmen.

Ludmila Georgieva betonte, dass Google „ein zutiefst europäisches Unternehmen“ sei und als Betrieb eine große Präsenz in Europa habe. Zum Thema Daten unterstrich sie, dass Google keine solchen verkaufe und sehr behutsam damit umgehe. Die Werbefinanzierung im Internet erfolge nicht über personenbezogene Daten. Was die gesetzlichen Regulatorien betrifft, sei Rechtssicherheit sehr willkommen, etwa im Hinblick auf den AI-Act. Rechtssicherheit bedeute Planbarkeit für Unternehmen. Google sei hier auch eine Stimme der KMU, zumal sie dessen Kunden seien. Bei KI müsse Europa jedenfalls „mitspielen“ – die wenigsten Tools würden tatsächlich Schaden anrichten, sondern seien sehr hilfreich, meinte Isabell Claus. In Europa sei die Regulierung allerdings sehr auf Risiken und Vorsicht bedacht. Demgegenüber gelte es, die Innovation nicht zu stoppen und mögliche Umsätze nicht zu verhindern.

Aus Sicht von Jeannette Gorzala brauche es in der KI in Europa mehr Diversität, um das Potenzial am Markt besser zu nutzen. Das Hemmnis für Innovation ist nach ihrer Einschätzung nicht der AI-Act, der im Wesentlichen ein Produktsicherheitsrecht für KI-Systeme darstelle. Vielmehr müsse eine Innovationskultur geschaffen werden, damit Forscher:innen Europa nicht verlassen. Die Themen, warum Europa im internationalen Vergleich hinterher hinke, betreffen Gorzala zufolge Investitionen, Infrastruktur sowie ausreichend Unternehmen, die KI-Produkte entwickeln.

Bei den Publikumsfragen wurden etwa die Daten zur Nutzung von KI in österreichischen Unternehmen thematisiert, zu denen Georgieva anmerkte, dass man für Österreich eine neuere Studie durchführen wolle. KI werde aber immer noch zu sehr als reines Forschungsthema gedacht, meinte Post. Ihm zufolge müsse sich jedes Unternehmen Gedanken machen, wie es KI ins operative Geschäft bringen kann. Im öffentlichen Sektor brauche es mehr „learning by doing“, um selbst Erfahrungen mit KI aufzubauen, meinte er ähnlich wie Claus, dass es das „Mindset“ und Knowhow aufzubauen gelte. Ein wichtiger Aspekt seien auch die Produktivitätssteigerungen durch KI – auch durch günstigste Lösungen, die es bereits am Markt gebe, so Post. Georgieva geht jedenfalls von Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerung durch den Einsatz von KI aus. Was die digitale Infrastruktur betrifft, sei das Thema KI weniger ein „Glasfaserthema“, vielmehr fehle es an Rechenclustern und an Chips, so Gorzala. Ein wichtiger Ansatz in Österreich sei die Servicestelle für KI, etwa was rechtliche Fragestellungen betrifft. (Schluss) gla/mbu/sox/map

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie im Webportal des Parlaments.


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