Restriktive Geldpolitik wirkt und trägt wesentlich zur rückläufigen Inflation im Euroraum bei
Wien (OTS) – „Das Eurosystem – und die OeNB als Teil davon – agierte 2023 in einem schwierigen Umfeld geldpolitisch umsichtig. So setzte es angesichts der hohen Inflation den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik fort und erhöhte schrittweise die Leitzinsen. 2023 führten geopolitische Konflikte und Kriege zu großen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen.
Zusätzlich zu den anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen finden 2024 in mehreren wesentlichen Volkswirtschaften Wahlen statt. Herausfordernd bleiben für die Wirtschaft und Politik, aber auch für die gesamte Gesellschaft außerdem die Themen Digitalisierung, Klimawandel und Umbau der Energiesysteme sowie demografische Entwicklungen“, sagte Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), heute anlässlich der Präsentation des Jahresabschlusses und des OeNB-Geschäftsberichts für das Jahr 2023.
Um die hohe Inflation im Euroraum zu drosseln, hatte der EZB-Rat 2022 begonnen, die Leitzinsen schrittweise anzuheben. Die 2023 fortgesetzten Leitzinserhöhungen setzten die Geschäftsgebarung der Zentralbanken des Eurosystems somit weiterhin unter Druck. Dies gilt auch für die OeNB.
Das negative Geschäftsergebnis für 2023 ist dem sogenannten Asset-Liability Mismatch geschuldet: Die Zinsen, die die OeNB für die auf der Passivseite gehaltenen Einlagen der Geschäftsbanken bei der OeNB bezahlte, überstiegen die Zinserträge aus den fix, aber aktuell deutlich niedriger verzinsten Vermögenswerten (Assets) aus den Ankaufsprogrammen, die die OeNB auf der Aktivseite in ihren Büchern hält. „Ob eine Zentralbank Gewinne oder Verluste macht, ist ein nachrangiges Ergebnis ihres Mandats. Wir treffen im Eurosystem/im EZB-Rat geldpolitische Entscheidungen mit dem Ziel, Preisstabilität auf mittlere Frist zu gewährleisten“, so Gouverneur Holzmann. „Daher können sich die ausgewiesenen Ergebnisse von Zentralbanken vorübergehend verschlechtern, wie dies mit dem negativen geschäftlichen Ergebnis der OeNB für 2023 der Fall ist“, führte OeNB-Direktor Thomas Steiner weiter aus.
Die Finanzkraft und Handlungsfähigkeit von Zentralbanken bleiben von solchen Entwicklungen und Verlusten jedenfalls unbeeinflusst: So hat die OeNB auch 2023 all ihre Aufgaben vollumfänglich und effektiv erfüllt. Dies umfasst neben der Geldpolitik insbesondere die Sicherstellung der Finanzmarktstabilität und des reibungslosen Zahlungsverkehrs, die Versorgung mit Bargeld, die Erstellung von hochqualitativen Statistiken sowie die Vorbereitung des digitalen Euro.
Bilanzsumme sinkt – geschäftliches Ergebnis erstmals negativ
„Die Geldpolitik ist auch der maßgebliche Treiber für die Entwicklung der Bilanzsumme“, fasste Direktor Steiner die Geschäftsentwicklung der OeNB zusammen.
Die Bilanzsumme sank zum Jahresultimo 2023 um 13 Mrd EUR bzw. 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite der Bilanz ist dies vor allem auf die geldpolitischen Operationen zurückzuführen. Zum einen verringerte sich aktivseitig das Volumen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (Targeted longer-term refinancing operations – TLTRO III) aufgrund von Fälligkeiten und vorzeitigen Rückzahlungen weiter deutlich, nämlich von 39 Mrd EUR auf 15 Mrd EUR. Die TLTRO III waren von Herbst 2019 bis Dezember 2021 mit einer Laufzeit von drei Jahren angeboten und von österreichischen Kreditinstituten stark in Anspruch genommen worden. Zum anderen gingen 2023 auf der Passivseite gleichzeitig die Einlagen der Kreditinstitute zurück.
Hauptverantwortlich für das erstmals negative geschäftliche Ergebnis der OeNB von –2.211 Mio EUR war das Nettozinsergebnis: Mit –2.043 Mio EUR fiel es 2023 deutlich schlechter als im Vorjahr aus. Darin spiegelt sich vor allem der bereits erwähnte geldpolitische Asset-Liability Mismatch wider, also die Zinsdifferenz zwischen längerfristig niedrigen Zinserträgen aus Wertpapieren für geldpolitische Zwecke (494 Mio EUR) auf der Aktivseite und hohen Zinsaufwendungen aus der Verzinsung der Einlagefazilität (–3.476 Mio EUR) auf der Passivseite. Maßgeblich negativ auf das Ergebnis wirkten sich darüber hinaus die Zinsaufwendungen für den TARGET-Saldo der OeNB (–2.633 Mio EUR) aus. Demgegenüber standen Zinserträge aus der Verzinsung der Intra-Eurosystem-Salden aus der Verteilung des Euro-Banknotenumlaufs im Eurosystem von 2.066 Mio EUR. Aus den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTRO III) resultierten Zinserträge von 1.092 Mio EUR.
Die überdurchschnittlich guten übrigen Erträge der OeNB, inklusive Veranlagung der eigenen Reserven, konnten das negative Nettozinsergebnis nicht kompensieren. Daher wird – wie auch schon im Vorjahr – kein Gewinnanteil an den Bund abgeführt. Die finanziellen Belastungen aus dem geldpolitischen Asset-Liability Mismatch werden voraussichtlich noch mehrere Jahre andauern und sich in künftigen Ergebnissen der OeNB zeigen. Der erstmalige durch geldpolitische Operationen geprägte Bilanzverlust für 2023 iHv 2.062 Mio EUR wird ins Jahr 2024 vorgetragen und mit künftigen Gewinnen ausgeglichen, weshalb auch für die nächsten Jahre keine Gewinne an den Bund ausgeschüttet werden können. Die OeNB als Zentralbank unterscheidet sich von Unternehmen und Geschäftsbanken – und der Gesetzgeber hat der OeNB einen klaren Auftrag übertragen: Das vorrangige Ziel des Eurosystems besteht darin, die Preisstabilität zu sichern. Die Verluste wirken sich nicht auf die Fähigkeit zur Durchführung einer wirksamen Geldpolitik aus, informierte Direktor Steiner.
Österreichs Wirtschaft 2023 in einer Rezession
Im zweiten Halbjahr 2022 ging die Wirtschaftsleistung in Österreich leicht zurück. Ausgelöst wurde dies durch drei Faktoren: (1) die Aufholeffekte nach dem Ende der COVID-19-Pandemie liefen aus, (2) die Energiepreise stiegen und (3) das internationale Umfeld war schwach. Im zweiten und dritten Quartal 2023 ging die Wirtschaftsleistung dann unerwartet deutlich zurück und Österreich rutschte tiefer in die Rezession. Hauptverantwortlich dafür: Der private Konsum und die Investitionen sanken stark und auch die Exporte verzeichneten einen Rückgang. Zum Jahresende 2023 schwächten sich die Bremsfaktoren ab und die Einkommen der privaten Haushalte wurden zunehmend durch höhere Lohnabschlüsse gestützt. Damit stagnierte die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2023. Insgesamt schrumpfte die reale Wirtschaftsleistung Österreichs 2023 um 0,7 Prozent.
Für 2024 erwartet die OeNB leicht positive Quartals-Wachstumsraten des BIP. Die Erholung fußt in erster Linie auf einer stärkeren Konsumnachfrage; die Investitionen dürften 2024 hingegen nochmals schrumpfen. Trotz eines schwachen Starts wird die österreichische Wirtschaft 2024 gemäß der OeNB-Interimsprognose vom März 2024 moderat um rund ½ Prozent wachsen.
Geldpolitisches Leitzinsniveau im Euroraum 2023 bei 4 Prozent
Auch 2023 war die Geldpolitik damit gefordert, die hohen Anstiege der Verbraucherpreise mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen einzubremsen. 2022 hatte die durchschnittliche Inflationsrate für den Euroraum mit 8,4 Prozent ihren Höhepunkt erreicht. 2023 sank sie: Der Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) nahm von 8,6 Prozent im Jänner auf 2,9 Prozent im Dezember ab. Im Jahresdurchschnitt lag die Inflationsrate im Euroraum 2023 bei 5,4 Prozent. Das Eurosystem erwartet laut seinen im März 2024 aktualisierten gesamtwirtschaftlichen Projektionen für 2025 und 2026 Inflationsraten von 2,0 Prozent bzw. 1,9 Prozent.
Um die Inflation zu senken, erhöhte der EZB-Rat die geldpolitischen Leitzinsen 2023 in sechs Schritten von 2 Prozent auf 4 Prozent. Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte im Euroraum betrug Ende 2023 4,50 Prozent und die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und für die Einlagefazilität 4,75 Prozent bzw. 4,00 Prozent.
Zur Inflationsbekämpfung war es 2023 darüber hinaus notwendig, die Bilanzsumme des Eurosystems und damit auch jene der OeNB zu reduzieren. Große Zentralbankbestände an Wertpapieren dämpfen nämlich das mittel- bis langfristige Zinsniveau. Die geldpolitischen Wertpapierportfolios des Eurosystems und der OeNB entstammen aktuell hauptsächlich dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) und dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP). 2023 wurde mit dem maßvollen Abbau des APP-Portfolios begonnen, und dieser setzt sich 2024 fort. Seit Juli 2023 werden auslaufende APP-Wertpapiere nicht mehr ersetzt. Das APP-Portfolio der OeNB schrumpfte 2023 damit um 3,8 Mrd EUR auf 71,6 Mrd EUR. Das PEPP-Portfolio in Höhe von 37,3 Mrd EUR wurde hingegen im Einklang mit dem Eurosystem voll aufrechterhalten. Das heißt, Beträge aus auslaufenden Wertpapieren wurden komplett wieder veranlagt. Dies gilt auch für die erste Jahreshälfte 2024. In der zweiten Jahreshälfte soll das PEPP-Portfolio dann maßvoll zu schrumpfen beginnen.
Mit Ende 2024 werden gemäß dem Beschluss des EZB-Rats vom 14. Dezember 2023 Beträge auslaufender PEPP-Wertpapiere voraussichtlich nicht mehr neu angelegt. Die OeNB-Bilanzsumme verringerte sich 2023 weiters durch den Abbau der geldpolitischen TLTRO-III-Refinanzierungsgeschäfte.
Inflationsrate in Österreich sinkt deutlich
In Österreich erreichte die HVPI-Inflation im Jänner 2023 mit 11,6 Prozent ihren Höhepunkt. Bis Februar 2024 ging sie schrittweise auf 4,2 Prozent zurück. Unsere Analyse zeigt, dass die Inflation 2022 vor allem durch die Energie- und sonstigen Importpreise getrieben wurde. Ende 2022 kristallisierten sich zunächst die Gewinne als wichtigste Kostenkomponente heraus. Ab dem zweiten Quartal 2023 trugen die Lohn-und Gehaltskosten rund die Hälfte zum Preisanstieg in Österreich bei. Damit stieg auch die Bedeutung der Dienstleistungs- und Industriegüter ohne Energie für die Inflation; jene der Energie- und Nahrungsmittelpreise nahm hingegen 2023 ab. Dies wird sich voraussichtlich 2024 fortsetzen. Die OeNB rechnet in ihrer Prognose vom März 2024 mit einem Rückgang der Inflation im Jahresdurchschnitt:
von 7,7 Prozent 2023 auf 3,6 Prozent 2024, 2,7 Prozent 2025 und 2,3 Prozent 2026. Die Kerninflation bleibt über den gesamten Prognosehorizont über der HVPI-Inflation.
Widerstandsfähiges österreichisches Bankensystem trotzt herausforderndem Umfeld
„Konsequente mikroprudenzielle Aufsichtsarbeit, die auf der Ebene von Einzelinstituten stattfindet, und makroprudenzielle aufsichtliche Maßnahmen, die auf das Gesamtsystem abstellen, haben effektiv die Resilienz der österreichischen Banken gestärkt. Das österreichische Bankensystem kann daher weiterhin sein Top-Rating unter den 11 stabilsten Bankensystemen der Welt behaupten“, so der Vize-Gouverneur der OeNB Gottfried Haber.
Das Umfeld für die Banken war 2023 angesichts kriegerischer Auseinandersetzungen, geopolitischer Spannungen, höherer Inflation, konjunktureller Abschwächung sowie insbesondere der Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz schwierig. „Gerade die letzten Jahre mit vielfältigen Herausforderungen und neuen Risiken zeigen den besonderen Wert vorausschauender und treffsicherer mikro- und makroprudenzieller Bankenaufsicht“, erläutert Vize-Gouverneur Haber weiter.
Die Banken hielten diesen Herausforderungen mit gestärkten Bilanzen nicht nur erfolgreich stand, sondern konnten darüber hinaus in einem Umfeld steigender Zinssätze auch eine hohe Profitabilität erzielen. Eine solide Kapital- und Liquiditätsausstattung bleiben insbesondere in unsicheren Zeiten essenziell, da die positiven Effekte der Zinswende rasch gewirkt haben, während die negativen Effekte in Bezug auf Verschlechterungen der Bonitäten und damit einhergehende höhere Risikokosten und Ausfälle erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung eintreten.
Vize-Gouverneur Haber wies darauf hin, dass „die makroprudenziellen Maßnahmen trotz des herausfordernden Umfelds maßgeblich zu einer verbesserten Wahrnehmung des österreichischen Bankensektors und zum Top-Rating beitrugen. Dass der österreichische Bankensektor laut S&P-Rating dadurch weiterhin zu den stabilsten weltweit zählt, erlaubt den Banken, die dadurch günstigen Refinanzierungskosten an ihre Kunden weiterzugeben. Dies ist ein Schlüsselfaktor für die niedrigen Zinssätze, die die Länder und der Bund für die öffentlichen Schulden zahlen müssen.“
Die OeNB verstärkte 2023 die öffentliche Kommunikation zum Risikogehalt variabel verzinster Finanzierungen, nachdem sie diese Kreditform bereits seit einiger Zeit genau beobachtet. Variabel verzinste Kredite haben in Österreich einen wesentlichen Anteil an den Finanzierungen. Selbst bei äußerst niedrigen langfristigen Zinssätzen, wie z. B. von Mitte 2015 bis Mitte 2022, betrug ihr Anteil im Durchschnitt 45 Prozent der neu vergebenen privaten Wohnimmobilienkredite und erreichte Ende 2023 wieder über 50 Prozent. Variabel verzinste Kredite bergen für die Kreditnehmenden Zinsrisiken. Bei steigenden Zinssätzen führt dies – verstärkt von einem wirtschaftlich schwachen Umfeld mit sinkenden Realeinkommen – zu zusätzlichen finanziellen Belastungen für die Haushalte. Dies war 2023 der Fall. Auch das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) wies 2023 explizit auf den besonderen Risikogehalt variabel verzinster Kredite hin.
Im August 2022 wurden den internationalen Standards und Empfehlungen entsprechend verbindliche kreditnehmer:innenbezogene Maßnahmen eingeführt. Seitdem haben sich die Vergabestandards für Wohnimmobilienkredite in Österreich deutlich verbessert, sodass die Risiken im Bereich privater Wohnimmobilienfinanzierungen trotz erhöhter Belastungen der Haushalte und sinkender finanzieller Spielräume sowie erstmals wieder rückläufiger Immobilienwerte zu keinen Störungen der Finanzmarktstabilität führten.
Die Kredite zur Finanzierung von Gewerbeimmobilien blieben 2023 vorausblickend im Fokus der mikro- und makroprudenziellen Aufsicht. Gleich mehrere Faktoren belasteten den Gewerbeimmobilienmarkt:
steigende Zinssätze, höhere Baukosten, fallende Immobilienwerte sowie das allgemein schwache wirtschaftliche Umfeld. Folglich stiegen im Bankensektor die diesbezüglichen Wertberichtigungen und Kreditausfälle, die sowohl auf Ebene des Gesamtsystems als auch auf Ebene der einzelnen Banken genau analysiert und geprüft wurden. Auch 2024 werden Gewerbeimmobilien einen Schwerpunkt der Aufsichtsarbeit bilden.
Die Profitabilität im Bankensektor dürften 2024 das schwächere Kreditwachstum, steigende Refinanzierungskosten, etwa durch höhere Einlagenzinsen, sowie sich verschlechternde Kreditqualitäten belasten. Zusätzlich erhöht die Inflation den Kostendruck auf die Banken. Vize-Gouverneur Haber empfiehlt daher den Banken, auch weiterhin „die gute Ertragslage 2023 zu nützen, um die Eigenkapitalausstattung weiter zu stärken, und bei der Ausschüttung von Gewinnen daher umsichtig, vorausblickend und zurückhaltend zu bleiben.“
Im Geschäftsfeld Statistik veröffentlichte die OeNB 2023 eine Transparenzplattform für Spareinlagenzinsen in Österreich. Die rasche Implementierung innerhalb kürzester Zeit war durch die enge Zusammenarbeit mit Vertreter:innen der österreichischen Banken und der Wirtschaftskammer Österreich möglich. Die Plattform bietet einen Marktüberblick über die Zinssätze für täglich fällige Einlagen sowie für Einlagen mit Bindungsfristen von 6, 12, 24 und 36 Monaten. Dadurch können interessierte Personen auf einen Blick feststellen, ob ihre bestehenden Sparprodukte den aktuellen Marktkonditionen entsprechen. Die Transparenzplattform bietet somit Hilfestellung für den ersten Schritt im Rahmen der Optimierung der individuellen Veranlagung, auf den dann gegebenenfalls konkrete Vergleiche auf Produktebene mit Hilfe privater und öffentlicher Vergleichsplattformen sowie Gespräche mit der Hausbank oder auch anderen Kreditinstituten folgen können.
Das OeNB-Bargeld-Grundversorgungsmodell
„Bargeld ist für die Österreicher:innen nach wie vor das Zahlungsmittel Nummer eins“, so OeNB-Direktor Eduard Schock. Gründe dafür sind vor allem die Vorteile für die Konsument:innen wie der Schutz der Privatsphäre, die Krisenfestigkeit und die Sicherheit des Bargeldes. Daher können sich rund 95 Prozent der heimischen Bevölkerung eine Welt ohne Bargeld nicht vorstellen. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die unbaren Bezahlsysteme im Trend liegen und weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Die OeNB ist durch ihren Versorgungsauftrag verpflichtet, die nach wie vor hohe Nachfrage der Bevölkerung nach Euro-Bargeld zu bedienen. Dies bedeutet vor allem, den Österreicher:innen den uneingeschränkten Zugang zu Bargeld und somit auch künftig die Wahlfreiheit bei ihrem Zahlungsmittel bieten zu können.
Der Zugang zu Bargeld ist in Österreich nach wie vor sehr gut. Österreich verfügt im internationalen Vergleich – noch – über eine hohe Versorgungsdichte mit Bankomatgeräten.
Dennoch ist in Zukunft die flächendeckende Versorgung mit Bargeld ohne entsprechende Maßnahmen keinesfalls garantiert. Das zeigt der Rückgang der Geldausgabeautomaten um knapp 6 Prozent oder rund 500 Stück seit dem Jahr 2021.
„Um die bestehende gute Infrastruktur langfristig und nachhaltig zu erhalten, braucht es zusätzliche Anstrengungen. Hier bringt sich die OeNB aktiv ein und setzt gezielt Maßnahmen, um eine resiliente Bargeldversorgung sicherzustellen“, so Direktor Schock.
Eine dieser Initiativen ist das 2023 gegründete Bargeld-Board, in dem gemeinsam mit den heimischen Geschäftsbanken strategische Fragen rund um die Bargeldversorgung erörtert werden. Aktuell hat die OeNB ein Bargeld-Grundversorgungsmodell entwickelt, das nunmehr bis zum Sommer mit den Banken verhandelt wird. Das Modell zielt dabei nicht primär auf die Anzahl der Geldausgabeautomaten ab, sondern stellt ihre niederschwellige Erreichbarkeit in den Mittelpunkt. So sollen 67 Prozent der Bevölkerung ein Bargeldausgabegerät innerhalb eines Kilometers erreichen, rund 83 Prozent innerhalb einer Distanz von zwei Kilometern und rund 97 Prozent in einem Radius von maximal fünf Kilometern.
Vorbereitungen für den digitalen Euro gestartet
Das Eurosystem erwägt die Ausgabe eines digitalen Euro. Wie das Euro-Bargeld würde die EZB den digitalen Euro ausgeben, schützen und regulieren, was ihn zu einem gleichermaßen vertrauenswürdigen Zahlungsmittel machen würde. Gouverneur Holzmann brachte die Vorteile des digitalen Euro auf den Punkt: „Notenbanken müssen sicherstellen, dass öffentliches Geld und eine unabhängige Geldpolitik erhalten bleiben. Der digitale Euro soll für alltägliche Zahlungen zur Verfügung stehen. Er ist Zentralbankgeld in digitaler Form, das Privatpersonen und Unternehmen zusätzlich zu Bargeld und privaten Zahlungsmitteln nutzen können. Damit ist er eine kosteneffiziente Wahlmöglichkeit für alle Bürger:innen im Euroraum und weltweit. Der digitale Euro stärkt die Zahlungsautonomie Europas. Sprich, in Krisenfällen ist Europa nicht auf Zahlungssysteme von Drittstaaten angewiesen, sondern autark.“
Der Startschuss für die Vorbereitungsphase für den digitalen Euro fiel Mitte Oktober 2023. Anfang 2024 veröffentlichte die EZB bereits erste Ausschreibungen im Zusammenhang mit der Ausgabe eines digitalen Euro. Die OeNB beteiligt sich an der Entwicklung der technischen Komponenten, die vom Eurosystem selbst entwickelt werden. „Der EZB-Rat könnte Ende 2025 den weiteren Verlauf des Projekts zum digitalen Euro beschließen“, so Gouverneur Holzmann.
OeNB fokussiert auf nachhaltige Unternehmensführung
In der Unternehmensstrategie der OeNB nimmt Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert ein. Umweltorientierung und die Sicherung einer nachhaltigen und wirtschaftlich positiven Entwicklung sind für die OeNB und ihre Tochtergesellschaften unverzichtbare Voraussetzungen für eine zukunftsweisende und erfolgreiche Unternehmensführung. Die OeNB berücksichtigt in allen Aspekten ihrer Geschäftstätigkeit so weit wie möglich die Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt mit dem Ziel, eine nachhaltige bzw. zukunftsfähige Entwicklung innerhalb und jenseits der Landesgrenzen zu begünstigen. „Die OeNB hat sich“, wie OeNB-Gouverneur Robert Holzmann festhielt, „bereits 2021 dazu bekannt, bis 2040 als Unternehmen CO2-neutral zu werden und bis 2050 die Veranlagung entsprechend anzupassen. Zurzeit entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit internationalen Gremien konkrete Maßnahmen zur komplexen Messung und Zielerreichung.“
Gouverneur Robert Holzmann bedankte sich beim Präsidium und den Mitgliedern des Generalrats für ihre engagierte Mitarbeit im Generalrat. Weiters dankte er am Ende der Pressekonferenz, auch im Namen des Generalrats und des Direktoriums, allen Mitarbeiter:innen für ihre Leistungen im Geschäftsjahr 2023.
Der Geschäftsbericht der OeNB ist online erhältlich:
https://bit.ly/4922uEt
Hören Sie auch den OeNB-Podcast zum Thema „Warum Notenbanken Verluste schreiben dürfen“ mit Gouverneur Robert Holzmann und Direktor Thomas Steiner: https://bit.ly/4aomIJF
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Oesterreichische Nationalbank