Frauentag: Prekäre Situationen bei Begutachtungen
Menschen mit Behinderungen brauchen für einen Zugang zu Unterstützungsleistungen medizinische Begutachtungen. Dabei sind besonders Frauen von Mehrfachdiskriminierungen betroffen, was dazu führt, dass sie nicht die Unterstützungen bekommen, die sie benötigen. Es braucht ein Umdenken bei Begutachtungsprozessen, damit Betroffene nicht weiter in prekäre Lebensumstände getrieben werden.
„Frauen in Österreich sind laut Gesundheitsbericht 2022 stärker von chronischen Krankheiten und Gesundheitsproblemen betroffen. Die Behinderungen bei chronischen Krankheiten sind oft nicht sichtbar. Gerade Frauen erleben daher in Begutachtungsverfahren, dass ihre Aussagen nicht ernst genommen und ihre Beeinträchtigungen zu wenig berücksichtigt werden. Damit erhalten sie nicht jene Einstufung und Leistung, die ihrer Situation entspricht.“
Manuela Lanzinger, Vizepräsidentin Österreichischer Behindertenrat, Vorstandsmitglied Österreichische MS-Gesellschaft
„Frauen* mit Behinderungen erleben vermehrt unterschiedliche Diskriminierungsformen, welche überschneidend oder in Wechselwirkung auftreten können. Das kann zu großen Barrieren und Nachteilen in der Leistungsbeantragung führen. Es fehlt in Österreich an barrierefreien und niederschwelligen Zugängen sowie geeigneter Information. Es braucht klare Berücksichtigung intersektionaler Benachteiligung in den Begutachtungsprozessen, um die Rechte von Frauen* mit Behinderungen zu gewährleisten.“
Christine Steger, Bundesbehindertenanwältin
„Für Menschen mit psychischen Erkrankungen fehlen entsprechende Darstellungsmöglichkeiten bei Begutachtungen und Einschätzungen bio-psychosozialer Natur. Daher fühlt sich keine Institution zuständig. Betroffene werden von einer Stelle zur nächsten geschickt, dies führt zu einer zusätzlichen massiven Belastung und diese unweigerlich zu einer Verschlechterung ihrer Erkrankung.“
Brigitte Heller, Vorsitzende Verein Lichterkette
„Diskriminierung trifft Frauen mit chronischen Krankheiten wie ME/CFS mehrfach. Krankheiten, die vor allem Frauen betreffen, erhalten weniger Forschungsförderung und sind daher weniger be- und anerkannt. Um soziale Absicherung und Unterstützungsleistungen müssen ME/CFS-Betroffene oft jahrelang vor Gericht kämpfen. Das ist Österreich nicht würdig.“
Astrid Hainzl, stv. Obfrau Österreichische Gesellschaft für ME/CFS
„Für Frauen mit Behinderungen sind medizinische Begutachtungen eine feindliche Situation. Die Gefahr, ableistische und/oder sexistische Diskriminierung zu erfahren, ist sehr hoch. Frauen mit Behinderungen werden nicht ernst genommen. Ihre Diagnosen und Barrieren werden misstrauisch bewertet. Es braucht eine Reform der Begutachtungen, sodass diese dem sozialen Modell von Behinderungen entsprechen und sich intersektionale Benachteiligungsgefahren für Frauen mit Behinderungen auflösen.“
Heidemarie Egger, Vorsitzende FmB – Interessensvertretung Frauen* mit Behinderungen
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Österreichischer Behindertenrat