Wohnbaupaket: Ziviltechniker:innen begrüßen Initiative sehen aber Nachbesserungsbedarf
„Stärker auf Neubauten und somit auf Versiegelung zu setzen, um die Bauwirtschaft anzukurbeln, wäre als würden Ärzt:innen eine weitere Pandemie fordern, um mehr Patient:innen behandeln zu können. Das aktuelle Paket bedeutet aber 780 Millionen Euro für die Pandemie und 220 Millionen Euro für die Lösung des Problems“, zeigt sich Präsident Fügenschuh besorgt.
Neubau nur ohne neue Baulandwidmung
Prinzipiell begrüßen die Ziviltechniker:innen ein Baukonjunkturpaket. „Das Verhältnis Neubau zu Sanierung ist kritisch zu sehen. Diese Abgrenzung wäre vielleicht auch nicht notwendig, wenn die Schaffung hochwertigen Wohnraums gefördert wird und die Fördermittel an die Umweltauswirkungen, ermittelt über eine Lebenszyklusanalyse, geknüpft werden. Damit würde dem Sanieren und Bauen im Bestand meist automatisch der Vorzug gegeben werden“, fordert Bernhard Sommer, Präsident der Länderkammer der Ziviltechniker:innen für Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Neubau fördern ist prinzipiell gut, aber es sollte sichergestellt werden, dass dafür kein neues Bauland gewidmet wird. Denn es gibt bereits jetzt einen Überhang an gewidmetem Bauland. Beispielsweise sollten Brachflächen im vorhandenen Siedlungsraum genutzt werden. Auch das Ziel der Anhebung der Sanierungsrate auf 3% wird durch die ungleiche Aufteilung der Förderung nicht erreicht werden können.
Nur umweltfreundliches Wohnen ist leistbares Wohnen
Wir müssen ganzheitlich betrachten, was wir mit leistbarem Wohnbau meinen. Leistbar ist Wohnen nur, wenn es umweltfreundlich ist. Denn: Wer billig baut, zahlt langfristig drauf! Wir müssen also auch Ausgaben für Reparaturen im Lebenszyklus eines Gebäudes betrachten, genauso wie die Umweltschäden, Baustoffe und Ressourcen, die wir im Endeffekt bezahlen müssen.
Ziviltechniker:innen sind es gewohnt, langfristig und ganzheitlich zu planen und bieten in ihrem Positionspapier zu Klima, Boden und Gesellschaft Lösungen an. Wenn wir Neubau fördern, verbrauchen wir weiterhin zu viel Boden wie bisher. Wir müssen leistbaren Wohnraum schaffen, und gleichzeitig das Klima mitdenken.
Innovative Wohnformen und -konzepte können den Mangel an leistbarem Wohnraum verringern. Dafür braucht es vereinfachte Verfahren, Ausweisung von Gebieten in der Raumplanung und prozessbasierte und objektbasierte Förderungen für die Umsetzung.
Mögliche Leerstandsabgabe wichtiges Signal
Die vorgeschlagene Leerstandsabgabe ist ein Teil der Lösung. „Leerstand darf nicht rentabel sein. Wir begrüßen daher ausdrücklich die Möglichkeit, diese nunmehr flächendeckend in Österreich umzusetzen“, zeigt sich Bernhard Sommer erfreut.
Denn sonst wird wertvoller Bestand nicht verwendet und anderswo Boden verbraucht. Daher sind Maßnahmen zur Leerstandsvermeidung sinnvoll. Um statt der Gießkanne zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, muss es zuerst ein bundesweites Leerstandsmonitoring geben. Auf dieser Basis können informierte Entscheidungen getroffen werden. Das verpflichtende Leerstandmonitoring ist eine Forderung des jüngst präsentierten Positionspapiers der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Bundeskammer der Ziviltechniker:innen