Carola Dertnig Dancing Through Life, 02.02. - 26.05.24 | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Carola Dertnig Dancing Through Life, 02.02. – 26.05.24

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Die Ausstellung spannt den Bogen von ihren frühen, in New York entstandenen, Arbeiten bis hin zu ihren neuesten Werken. Carola Dertnig schafft performative Arbeiten im Kontext bildender Kunst. Ihr Werk umfasst sowohl live Performances im öffentlichen Raum, wie zum Beispiel in ihren Slapstick- Videos als auch bildnerische Arbeiten, wie Zeichnungen, Collagen und Fotografien.  

Die Besucher:innen bewegen sich in performativen Settings und Bühnensituationen intuitiv und spielerisch interagierend durch das OK und gleichzeitig durch Dertnigs Œuvre. Ihr Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit Bewegung und Tanz. In ihren frühen Arbeiten wie Dancing with Remotes (1998) lässt sie sich von den Choreograf:innen und Tänzer:innen David Parson und Yvonne Rainer inspirieren. Parson benutzte in den 1980er-Jahren Stroboskoplicht um einzelne Momente seiner Performance durch das Ein- und Ausschalten des Lichts dramatisch in Szene zu setzten, während Rainer für das Gegenteil steht. Sie lehnte die „magische Inszenierung“, „das Spektakel“ ab und demokratisierte den Tanz in den 1960er-Jahren, indem sie mit Laien arbeitete. Dertnig kombiniert in den 1990er-Jahren gewissermaßen die beiden gegensätzlichen Ansätzen mit digitaler Technik, welche die damalige Techno-Szene revolutionierte und demokratisierte: Sampels und digitale Visuals prägten die Club-Kultur und -Ästhetik dieser Zeit.

Die Beschäftigung mit Performance-Geschichte und -Theorie spielt auch in ihren späteren Arbeiten eine wichtige Rolle. In ihrer feministischen Erzählung zum Wiener Aktionismus Lora Sana (2005) oder der Performance Tanz Portrait Harald Kreutzberg – 10 Posen (2014), entwirft sie neue Formen der Geschichtsschreibung, die teils vergessenen Performer:innen einen neuen Platz in der Gegenwart geben. Nach zahlreichen Interviews mit den Frauen, die in den 1960er und 1970er-Jahren Teil des Wiener Aktionismus waren, entwickelt sie die fiktive Aktionistin Lora Sana, und überarbeitet dieses vorwiegend männlich besetzte Terrain aus weiblicher Perspektive.

"Mehr Wege eröffnend als Abschlüsse offerierend, betreibt sie eine assoziative, doch forschende Lektüre der Vergangenheit“, schreibt Barabara Clausen 2020 über Dertnigs Arbeit. Die von ihr entwickelte Methode künstlerischer Forschung hinterfragt kritisch zentrale Behauptungen kanonisierter Kunstgeschichtsschreibung, gerade in Bezug auf Gender- und Rollenbilder. Sie arbeitet die Tradierungslücken lokaler Performancegeschichte auf, und zeichnet eine psychografische Skizze einer verlorengegangenen Szene. Zentral für ihre Recherchemethode sind soziale Netzwerke, Freundschaften und Kollaborationen, Personen die jeweils ihre Geschichten und Perspektiven mit einbringen und so Verborgenes wieder an den Tag fördern.

Im bühnenhaften Setting, oder in Videoarbeiten in denen die Skulpturen zu Requisiten werden, lotet die Künstlerin das Verhältnis von Objekt, Raum und Mensch aus. Spielerisches Interagieren in performativen Umgebungen ist nicht nur typisch für Dertnigs Installationen, sondern auch für ihr generationsübergreifendes Video-Projekt Everything’s There Already (2018), Donauspuren digitale Weite und andere Dinge (2019) und Blinking Forward (2024), eine Trilogie filmischer Porträts dreier junger Frauen, eine davon ihre Tochter. Dertnigs Kunstwerke, die Materialien und Atelierräume in denen sie arbeitet, aber auch das Vintage-Kleider-Archiv ihrer Mutter werden zu Requisiten mit denen die jungen Protagonistinnen agieren und improvisieren. Die Filme, die innerhalb von 6 Jahren entstanden sind, handeln von Adoleszenz, Freundschaft und den Herausforderungen des Lebens. Selbstbewusst loten die jungen Frauen poetisch und ganz konkret Handlungs-Räume aus: “Raum wird nicht gegeben, Raum nimmt man ein”, heißt es im Video, ein Handlungsimpuls, der für Carola Dertnigs gesamtes Werk stehen könnte. 

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