APG: Dezember glänzt mit saisonuntypisch hoher Laufwassererzeugung
Die letzten Wochen des Jahres 2023 (KW 49-52) wurden, durch die hohen Niederschlagsmengen und warmen Temperaturen im gesamten Bundesgebiet, von einer saisonuntypischen und außergewöhnlich hohen Laufwasser-Produktion in Österreich geprägt. Die erneuerbaren Energien konnten im Dezember gesamt 4.002 GWh (Gigawattstunden) Strom erzeugen und damit rund 81 Prozent des österreichischen Strombedarfs (4.951 GWh) decken. Allein die Wasserkraft produzierte mit 3.060 GWh rund 76 Prozent der erneuerbaren Energien. Die Windenergie machte mit 752 GWh rund 19 Prozent aus.
Durch die Änderung des Klimas, die steigenden Temperaturen und die Zunahme an Niederschlägen in Form von Regen in den Wintermonaten gewinnt die Wasserkraft in dieser Zeit an Gewicht. Im Vergleich zum Dezember des Vorjahrs konnte die Laufwasserkraft um rd. 78 Prozent mehr Strom produzieren. Um die erneuerbaren Energien uneingeschränkt nutzen zu können benötigt es kapazitätsstarke Netze, Speicher, Kraftwerksreserven sowie digitale Intelligenz innerhalb des Stromsystems.
Geringster Importsaldo seit 2011
In der Regel nimmt die erneuerbare Produktion (vor allem die Wasserkraft) in den Wintermonaten stark ab und Österreich ist durchgehend von Importen abhängig. Die außergewöhnlich gute Erzeugung aus Erneuerbaren im Dezember sorgte jedoch dafür, dass Österreich bilanziell an 11 Tagen Strom ins Ausland exportieren konnte, was einen – für dieses Kalendermonat – besonders niedrigen Importsaldo zur Folge hatte.
„Im Saldo musste Österreich im Dezember 194 GWh Strom importieren. Diese ist der geringste Importsaldo seit 2011,“ erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. „Im Sinne der Energiewende und des wachsenden Anteils erneuerbarer Energien ist der rasche Ausbau aller Formen von erneuerbaren Energien ausdrücklich zu begrüßen. Um diese Potenziale aus erneuerbarem Strom bestmöglich nutzen zu können braucht aber gleichzeitig den weiteren Ausbau der Strominfrastruktur bzw. der Speicher. Darüber hinaus ist für ein effektives Strommanagement, gerade auch zur Beherrschung der Volatilitäten, eine umfassende Digitalisierung aller Akteure des Stromsystems von Nöten.“
Bedarf an Redispatch zeigt bestehende Defizite auf, die Kosten dafür explodierten im Jahr 2023 um 51%
Um den volatilen, erneuerbaren Strom verwendbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
„Im Jahr 2023 waren derartige Eingriffe an 217 Tagen (8 im Dezember) notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss,“ betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG. „Zu Jahresende lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten des Jahres für den österreichischen Stromkunden bei 141,6 Millionen Euro. Im Vergleich zu den Kosten im Vorjahr verzeichnet dies eine Erhöhung von 51 Prozent. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Eingriff in den Kraftwerksbetrieb erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität.“
Positive Dynamik bei PV-Anlagen erschwert exakte Analyse des Stromverbrauchs
Im Dezember (KW 49 – KW 52) wurden in Österreich 4.951 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht. Verglichen mit dem Durchschnitt der Jahre 2017-2021 liegt Österreich rund 6 Prozent unter dem Referenzwert. Dies ist nicht zuletzt auf die vermehrte Erzeugung aus Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen, welche direkt zur Verbrauchsdeckung verwendet wird und damit nicht mehr über das öffentliche Netz bezogen werden muss. Daher kann der exakte Stromverbrauch Österreichs aktuell nicht genau verifiziert werden und auch die Stromverbrauchsprognose für die Zukunft ist mit Unsicherheiten belegt. Diese Dynamik führt auch zu massiven Rückspeisungen aus den regionalen Verteilnetzen in das Übertragungsnetz. Die bisherige Verbrauchsmittagsspitze „existiert“ nicht mehr, stattdessen müssen Überschüsse über das Übertragungsnetz zu den Speicherkraftwerken oder ins Ausland transportiert werden. Neben diesen neuen Herausforderungen im Bereich der Lastflüsse, ändert dies auch die Strompreiskurve signifikant – an verbrauchsarmen Wochenenden führt dies zum Beispiel zu negativen Marktpreisen. Für ein effektives Systemmanagement zur Beherrschung der volatilen Erneuerbaren braucht es auch aus diesem Grund eine umfassende Netzausbau- und Speicherausbaustrategie.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden. Im Dezember konnten die Bundesländer Niederösterreich (327 GWh) und Oberösterreich (210 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Salzburg musste mit 195 GWh, neben Kärnten (193 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Es ist wichtig verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom.
Tipps zum Stromsparen finden Sie unter www.apg.at/stromspartipps. Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2 Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten. Den APG Powermonitor finden Sie unter: www.apg-powermonitor.at/.
APG stärkt Stromnetze bis 2034 mit 9 Mrd. Euro
Nach Analyse der aktuellen Defizite hat APG die notwendigen Investitionsprojekte im Rahmen des Netzentwicklungsplans 2023 geplant und investiert bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in die Strominfrastruktur. Die Trafokapazität wird auf 57.000 MVA nahezu verdoppelt, die Anzahl der Umspannwerke um rd. 39 Prozent auf 90 bzw. der Trafos um rd. 74 Prozent auf 165 erhöht, es erfolgt eine gesamtsystemische Verstärkung der West-Ost-Achse durch den Neubau, die Umstellung oder die Verstärkung von rd. 500 km 380-kV bzw. rd. 400 km 220-kV an Stromleitungen. Weitere Informationen unter: https://www.apg.at/news-presse/apg-zukunftsnetz-bringt-versorgungssichere-energiewende-auf-ueberholspur/
APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.
Über Austrian Power Grid (APG)
Als unabhängiger Übertragungsnetzanbieter verantwortet Austrian Power Grid (APG) die sichere Stromversorgung Österreichs. Mit unserer leistungsstarken und digitalen Strominfrastruktur, sowie der Anwendung von State-of-the-art-Technologien integrieren wir die erneuerbaren Energien, sind Plattform für den Strommarkt, schaffen Zugang zu preisgünstigem Strom für Österreichs Konsument:innen und bilden so die Basis für einen versorgungssicheren sowie zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensstandort. Das APG-Netz erstreckt sich auf einer Trassenlänge von etwa 3.400 km, welches das Unternehmen mit einem Team von rund 850 Spezialist:innen betreibt, instand hält und laufend den steigenden Anforderungen der Elektrifizierung von Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie anpasst. Über die Steuerzentrale im 10. Wiener Gemeindebezirk wird ein Großteil der insgesamt 67 Umspannwerke, die in ganz Österreich verteilt sind, remote betrieben. Auch 2023 lag die Versorgungssicherheit, dank der engagierten Mitarbeiter:innen, bei 99,99 Prozent und somit im weltweiten Spitzenfeld. Unsere Investitionen in Höhe von 445 Millionen Euro 2024 (2023: 490 Mio., 2022: 370 Mio. Euro) sind Wirtschaftsmotor und wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klima- und Energieziele Österreichs. Insgesamt wird APG bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in den Netzaus- und Umbau investieren.
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