„Dialog der Religionen“: Plädoyer für das Miteinander über konfessionelle Grenzen hinweg
Ein flammendes Plädoyer für das Brückenbauen, für das Miteinander über konfessionelle Grenzen hinweg gaben die Diskutant*innen beim 2. Prof. Rudolf-Gelbard-Symposium, das am Montagabend im Kardinal-König-Haus in Wien Hietzing stattfand. Entsprechend dem Motto des Symposiums „Dialog der Religionen“ sprachen der Kardinal der Erzdiözese Wien, S.E. Kardinal Dr. Christoph Schönborn, der Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Jaron Engelmayer, und der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Mag. Ümit Vural, über die Rolle der Religionsgemeinschaften in unserer Gesellschaft. Ihre Einschätzung zur Entwicklung unserer Demokratie sowie persönliche Erinnerungen an die „Zentralfigur der österreichischen Erinnerungsarbeit“, Prof. Rudolf Gelbard, teilten die Zweite Präsidentin des Nationalrates, Doris Bures, und die Generalsekretärin des Österreichischen Nationalfonds, Prof.in Mag.a Hannah Lessing. Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und der Vorsitzende der SPÖ-Bundesbildungsorganisation, Prof. Dr. Gerhard Schmid, verwiesen in ihren Reden auf die Vorbildwirkung Prof. Gelbards und auf das funktionierende Miteinander der Religionsgemeinschaften in Österreich. Moderiert wurde die Veranstaltung von Mag.in Renata Schmidtkunz, Leiterin der Ö1-Sendereihe „Im Gespräch“.
Wiens Bürgermeister Dr. Michael Ludwig erinnerte an Kardinal König und Bruno Kreisky, denen es gelungen ist, über Partei- und konfessionelle Grenzen hinweg, Brücken zu bauen. In dieser Tradition sehen sich auch alle Redner*innen des 2. Prof. Rudolf-Gelbard-Symposiums. Der von Dr. Michael Ludwig nach dem Anschlag der Hamas am 7. Oktober initiierte Religionsrat wurde von allen drei Vertretern der Glaubensgemeinschaften als beispielhaft für das gute Einvernehmen und das Verantwortungsbewusstsein der handelnden Personen genannt. Und sie verwehren sich vehement dagegen, Religion ideologisch und politisch zu missbrauchen. Denn in allen Religionen gehe es um Achtung, um Respekt, um Mitgefühl. „Es sind nicht die Religionen, die Entscheidungen treffen, es sind die Menschen“, bringt es Mag. Ümit Vural auf den Punkt. Und Dr. Christoph Schönborn appelliert in Erinnerung an den Nationalsozialismus: „Man kann sich nicht mit allem abfinden, man muss hinterfragen. Franz Jägerstätter hat als einfacher Bauer Widerstand gegen diese menschenverachtende Ideologie geleistet. Aus Anstand und Mitgefühl.“ Auch Jaron Engelmayer betont in Anbetracht der Zunahme des Rechtsextremismus: „Demokratie ist kein Geschenk, das uns in den Schoß fällt. Zusammenleben funktioniert nur in gegenseitiger Achtung. Wir müssen die Stimme erheben, wenn es um unsere Demokratie geht.“ Ein Beispiel für das funktionierende Miteinander der Glaubensgemeinschaften in Österreich sei auch die Tatsache, dass in Wien ein Rabbiner gemeinsam mit einem Imam Schulen besucht, um gegenseitigen Ressentiments entgegenzuwirken, betonte Mag. Ümit Vural.
Neben diesen ernsten aktuellen Themen gab es aber auch nette Anekdoten, die an den Aufklärer und Brückenbauer Gelbard erinnerten: Seine Briefe, Zeitungsausschnitte und Texte, die er verschickte, um dann die Meinung des Adressaten, der Adressatin dazu zu erfragen. Sein konsequentes und furchtloses Auftreten gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus. Er förderte das Mitdenken, das Verstehen. Und, so wurde erzählt, er hatte immer ein Radio bei sich, um das Mittagsjournal zu hören, und danach gleich darüber zu diskutieren. Er sei ein Lehrer gewesen, ein väterlicher Freund, dem es wichtig war, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, damit so etwas nie wieder passieren kann.
Und ganz im Sinne von Prof. Rudolf Gelbard waren sich alle darüber einig, dass die Erinnerungskultur auch dann weitergeführt werden muss, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt. „Information ist Abwehr“, lautete einer seiner Leitsätze. Und das gelte heute mehr denn je. Mag. Marcus Schober, der das Schlusswort der Veranstaltung übernahm, erinnerte an die eindringliche Antwort Gelbards auf die Frage „Was machen wir, wenn niemand mehr da ist, der darüber erzählen kann?“: Gelbard: „Dann müsst ihr das machen!“ (Schluss) ls
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