Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 15. Jänner 2024. Von MATTHIAS KRAPF. „Die Wasserkraft, die alles schafft“.
Die Tiwag könnte der Einfachheit halber Schwimmbäder betreiben, finden neuerdings die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter und die NEOS. Ernsthaft?
Die Tiwag soll unter die Bäderbetreiber gehen. Das fordern im Vorfeld des Sonderlandtags die Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter und die NEOS. Detail am Rande: Eine von beiden Gruppierungen nimmt für sich in Anspruch, in Wirtschaftsdingen überdurchschnittlich beschlagen zu sein.
Die Argumentation für das Erschließen dieses neuen, vielversprechenden Tiwag-Geschäftsfeldes lautet jedenfalls: In Tirol gibt es jede Menge altersschwache Schwimmbäder in der Hand finanzklammer Gemeinden und unser aller Landesenergieversorger muss dringend an seinem Image arbeiten. Da findet also bedarfsseitig zusammen, was zusammengehört. Und Geld ist ja genug da. Dank der Wasserkraft, die alles schafft!
Mit derselben Logik könnte die Tiwag auch das Tivoli-Stadion übernehmen und mit einer Werks-Elf die Champions-League-Teilnahme anvisieren. Bestimmt würde auch das vielen Tirolerinnen und Tirolern gefallen. Zumindest im Erfolgsfall. Noch besser wäre vermutlich ein Gute-Laune-Bonus, der immer dann ausbezahlt wird, wenn Preiserhöhungen Volkes Gemüt erregen. Also spätestens, wenn die Eissalons wieder aufsperren.
Doch zurück zur Ausgangsidee, die bereits kreativ genug ist. Man muss schon beim Aufblasen des sechsten Schwimmflügerls angelangt sein, um darin eine auch abseits von Stammtisch oder Social Media einleuchtende Forderung zu erkennen. Warum um alles in der Welt soll die Tiwag Schwimmbäder betreiben? Weil die Innsbrucker Kommunalbetriebe das zufälligerweise aus ihrer Historie heraus auch tun? Oder weil einem Unternehmen, das im Eigentum der öffentlichen Hand steht, so ziemlich jede Aufgabe umgehängt werden kann, solange sie politisch gerade opportun erscheint?
Fest steht: Tirols Gemeinden stehen finanziell unter Druck. Schwimmbad-Schließungen sind sichtbarer Ausdruck davon. Dafür braucht es Lösungen. Klar ist auch: Das Landesunternehmen Tiwag muss jetzt schleunigst für die Zukunft aufgestellt werden. Der Eigentümer gibt die Rahmenbedingungen vor. Hineinregieren in Gutsherrenmanier und Aktionismus sind zu unterlassen.
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