Gewerkschaft PRO-GE: 2024 muss das „Jahr der Lehre“ werden
In der ganzen Welt wird die duale Lehrausbildung in Österreich bewundert. Nur im eigenen Land hat die Lehre immer noch ein Imageproblem. 2024 muss daher das „Jahr der Lehre“ werden. „Wir müssen angesichts des Fachkräftebedarfs die Lehrausbildung wieder attraktiver gestalten. In den letzten Jahren ist es uns in vielen Kollektivvertragsverhandlungen gelungen, die Lehrlingseinkommen überdurchschnittlich zu erhöhen und das Einkommen im ersten Lehrjahr an die 1.000-Euro-Marke heranzuführen bzw. diese zu übertreffen“, sagt Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE). So erhalten beispielsweise Lehrlinge bei den Privatforsten künftig 1.415 Euro im ersten Ausbildungsjahr und im Kollektivvertrag Metallgewerbe, der auch die Gruppe der Installateure umfasst, erreichte die PRO-GE ein Plus von bis zu 16,5 Prozent und die Finanzierung des Klimatickets bis zum dritten Lehrjahr.
Zur Attraktivierung gehört auch, dass neben fairen Arbeitsbedingungen und einer guten Ausbildungsqualität im Betrieb, Berufsschüler:innen vom Staat nicht mehr länger als Schüler:innen zweiter Klasse behandelt werden. Der Umstand, dass viele Berufsschulen von Sachspenden aus Betrieben abhängig sind, weil die öffentliche Finanzierung seit Jahren bestenfalls stagniert, ist für die PRO-GE nicht akzeptabel. „Die Ansprüche an die Lehrlingsausbildung sind gestiegen, die Digitalisierung verlangt von den jungen Menschen viele spezifische Kenntnisse. Berufsschulen leisten hier gute und wichtige Arbeit. Darum muss es eine bessere finanzielle Ausstattung der Berufsschulen geben“, fordert Binder und verweist darauf, dass zum Beispiel ohne Fachkräfte in den Bereichen Elektrotechnik oder Installations- und Gebäudetechnik die ökologische Transformation nicht gelingen wird. Darum ist auch die ständige Evaluierung der Berufsbilder und der Ausbildungsinhalte durch die Sozialpartner ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Die modulare Neugestaltung der Elektrotechnik kommt ab 2024 und bietet große Chancen, sowohl für junge Arbeitnehmer:innen als auch für das Gelingen der Energie- und Mobilitätswende. „Die beste Photovoltaik-Anlage wird nichts nützen, wenn es niemanden gibt, der sie montieren, anschließen und warten kann“, sagt Binder.
Aber um die Qualität und die Zukunft der Lehrausbildung zu sichern, braucht es künftig mehr Ausbildungsbetriebe. Von 2002 bis 2022 ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe laut einem aktuellen Bericht des Bildungsforschungsinstitutes um etwa 10.000 Unternehmen gesunken. Damit bilden nur noch 14 Prozent aller Betriebe Lehrlinge aus. „Verspielen wir nicht unsere Zukunft. Die Wirtschaft muss endlich umdenken, schließlich zählt der Fachkräftebedarf zu den größten Herausforderungen in den nächsten Jahren“, sagt Binder. Abhilfe könnte ein Ausbildungsfonds schaffen, wie ihn Gewerkschaften und ÖGB bereits seit Jahren fordern: Jene Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, obwohl sie es könnten, sollen in einen Ausbildungsfonds einzahlen. Aus diesem Fonds werden dann die Betriebe gefördert, die Lehrlinge qualitativ hochwertig ausbilden. Finanziert werden soll der Fonds durch ein Prozent der Jahresbruttolohnsumme der Unternehmen.
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