Zeitverwendungsstudie 2023: Keine Überraschungen, aber beschämend für Bundesregierung!
„Es ist ja nicht gerade so, dass wir es nicht gewusst haben, was in der neuen Zeitverwendungsstudie stehen wird“, kommentiert Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB, die am Montagvormittag von der Statistik Austria veröffentlichte Studie. Es ist die erste Studie seit 2009 und gibt nicht nur einen Einblick in die Arbeitszeitgestaltung, sondern auch in die geschlechtsspezifischen Belastungen der österreichischen Arbeitnehmer:innen. Zweiteres ist besonders von Interesse, immerhin lassen sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede und Belastungen so besser verstehen. Schumann betont die Bedeutung dieser Daten für die Entwicklung und Weiterentwicklung von geschlechtergerechten Arbeitszeitmodellen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, insbesondere für Frauen, verbessern sollen.
Der ÖGB hat hierzu eine breite Palette an Forderungen formuliert, darunter einen bundesweiten Rechtsanspruch auf beitragsfreie Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes, ganztägige Schulformen oder ein Familienarbeitszeitmodell. „Derzeit sind Eltern gemeinsam rund 60 Stunden in der Woche erwerbstätig, wobei die Aufteilung der bezahlten Arbeitszeit noch nicht zu gleichen Teilen erfolgt“, erklärt ÖGB-Vizepräsidentin Schumann. Das ÖGB-AK-Modell sieht vor, dass wenn beide Elternteile nach der Karenz ihre Arbeitszeit auf 28 bis 32 Wochenstunden reduzieren beziehungsweise erhöhen und diese „Teilzeit“ mindestens vier Monate andauert, 250 Euro pro Elternteil jeden Monat steuerfrei bis maximal zum 4. Geburtstag ausbezahlt werden.
Endlich über Bewertung der Arbeit reden
Weiters müsse man den Gender Pay Gap sofort schließen. „Es darf nicht sein, dass Frauen für gleiche oder gleichwertige Arbeit weniger verdienen als Männer. Denn erst dann, wenn der Gender Pay Gap geschlossen ist, wird auch die unbezahlte Arbeit zwischen Frauen und Männern fair verteilt werden“, so Korinna Schumann, und verweist auf diese Ungleichheit bereits in der Lehre. Lehren in Branchen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, sind schlechter bezahlt als Lehren in Branchen, wo hauptsächlich Männer arbeiten. „Wir müssen endlich über die Bewertung von Arbeit reden. Regierung und Arbeitgeber sind gefordert. Wir stehen für Gespräche jederzeit zur Verfügung“, so die Gewerkschafterin weiter.
„Egal wie man die Ergebnisse der Zeitverwendungsstudie deutet, sie sind beschämend für die Bundesregierung. Außerdem ist es ein Schlag ins Gesicht für die Frauen in unserem Land, die einen so wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten“, verweist Gewerkschafterin Schumann auf die zusätzlichen Belastungen für Frauen durch unbezahlte Arbeit im Haushalt und in der Pflege von Angehörigen. Die Zeitverwendungsstudie könne dazu beitragen, diese unbezahlte Arbeit sichtbar zu machen und die Forderungen nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und einer fairen Entlohnung vor allem in frauendominierten Branchen, wie etwa dem Handel, zu stärken, so Schumann und schließt: „Zumindest dann, wenn Frauenministerin Raab und die Bundesregierung die richtigen Schlüsse ziehen. Wir gehen davon aus, dass die Ministerin den aufgelegten Elfmeter nutzt und den Frauen in diesem Land endlich die Wertschätzung und den Respekt in Form von Reformen entgegenbringt, die sie verdienen.“ (mm)
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