Frühzeitige Herzklappen-OP ermöglicht normale Lebenserwartung
An die 38.400 Menschen benötigen im deutschsprachigen Raum pro Jahr eine Herzklappen-Operation. Als Goldstandard bei der Mitralklappen-Operation gilt die Mitralklappen-Reparatur, die nun ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 34,7 % nach wie vor die häufigste Todesursache in Österreich. Beim EACTS-Kongress, der vom 4. bis 7. Oktober im Austria Center Vienna stattfindet, werden die neuesten Forschungen und Erkenntnisse in der Herz-Thorax-Chirurgie präsentiert.
„Die Herzklappen sind essenziell, damit das Herz gut arbeiten kann. Dichten die Herzklappen nicht mehr richtig ab, führt das zu einer Herzklappeninsuffizienz, einer Überbeanspruchung des Herzens und bald auch zu Herzschäden. Wichtig ist daher, sich regelmäßig vom Arzt untersuchen zu lassen. Je früher eine Herzklappeninsuffizienz festgestellt wird, desto schneller kann sie auch behandelt werden. Herzklappen wie die Mitralklappe können heutzutage bereits gut operativ repariert werden. Die Überlebenschance liegt dabei bereits bei über 99,5 %. Wird die Mitralklappe frühzeitig repariert, kann der Patient heutzutage von einem gleich langen Leben ausgehen, wie ein Mensch seiner Altersklasse in der normalen Bevölkerung“, betont Dr. Patrick Perier, Präsident der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) und Oberarzt im Team Kardiochirurgie beim RHÖN-Klinikum Campus Bad Neustadt.
Goldstandard Mitralklappen-Reparatur feiert 40. Geburtstag
Allein in Österreich benötigen alljährlich 1.800 bis 2.400 Menschen eine lebensrettende Herzklappen-Operation. In Deutschland sind es sogar über 36.000 Menschen jährlich. Die Mitralklappen-OP ist nach der Aortenklappen-OP die zweithäufigste Herzklappen-Operation. Konnte früher die Mitralklappe nur durch eine Klappenprothese ersetzt werden, gelang es vor gut 40 Jahren erstmals Mitralklappen zu reparieren. Dr. Patrick Perier war der erste, der die Langzeitergebnisse einer Mitralklappen-Reparatur und eines Mitralklappen-Ersatzes verglich. Er setzt sich seitdem unermüdlich – wo möglich – für die Mitralklappen-Reparatur als Goldstandard der Mitralklappenchirurgie ein. „Großer Vorteil bei der Mitralklappen-Reparatur ist, dass die Mitralklappe weiterhin durch Sehnen aktiv geöffnet wird während bei einer Mitralklappen-Prothese nur eine passive Öffnung durch den Blutfluss gegeben ist. Hinzu kommt, dass durch die Reparatur für die Patienten keine Thrombose-Gefahr und damit keine Notwendigkeit von blutverdünnenden Medikamenten mehr besteht. Und der größte Vorteil von allen: Mit einer Mitralklappen-Reparatur haben die Patienten 10 Jahre nach der Operation eine deutlich bessere Überlebensrate als Patienten, die eine Mitralklappen-Prothese erhalten haben. Die Lebenserwartung entspricht dann sogar jener der normalen Bevölkerung“, so Perier. Derzeit werden in Deutschland 4.000 bis 5.000 Menschen pro Jahr an der Mitralklappe operiert, bei 70-80 % davon kann derzeit die Mitralklappe repariert werden. „Meine Vision ist es, hier zukünftig auf nahezu 100 % Reparaturen bei Mitralklappen-Operationen zu kommen“, betont Perier.
Minimal-invasive Herzklappen-Reparatur: mit kleinem Schnitt zu größerer Wirkung
Mittlerweile hat sich die Mitralklappen-Reparatur stark weiterentwickelt. „Musste früher das gesamte Brustbein des Patienten aufgesägt werden, um beim Eingriff die Operationsstelle gut sehen zu können, wird heute in 60 % der Fälle bereits mit einer minimal-invasiven Methode gearbeitet“, erklärt Perier. Die Operateure sehen die Mitralklappe dabei nicht mehr mit freiem Auge, sondern mithilfe der videoassistierten Methode durch ein Endoskop auf einem Monitor. Für die Patienten bringt dies gleich mehrere Vorteile mit sich: eine geringere körperliche Belastung, weniger Schmerzen, einen geringeren Bedarf an Fremdblut, ein niedrigeres Risiko für Komplikationen und eine raschere Erholung.
Mitralklappen-Reparatur durch Gefäße als Zukunftsvision
Um die Mitralklappen-Reparatur zukünftig für die Patienten noch schonender zu gestalten, wird derzeit an einer Methode geforscht, die es zukünftig ermöglichen soll, die Mitralklappe rein über die Gefäße – also ohne operativen Eingriff – reparieren zu können. „Bei den koronalen Herzerkrankungen wird teilweise – wie beim Stent – schon stark über die Gefäße gearbeitet. Bei der Forschung, wie uns etwas Ähnliches auch bei den Herzklappen-Reparaturen gelingen kann, stecken wir noch in den Kinderschuhen, aber ich denke, es wird auch hier die Zukunft sein“, so Perier.
Über die Herz-Thorax-Chirurgie und den EACTS-Kongress
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 34,7 % nach wie vor die häufigste Todesursache in Österreich. Angeborene Herzfehler, koronale Herzerkrankungen und Herzklappenfehler können heutzutage mithilfe von Herz-Thorax-Operationen behandelt werden. Beim EACTS-Kongress, der vom 4. bis 7. Oktober im Austria Center Vienna stattfindet, werden die neuesten Forschungen und Erkenntnisse in der Herz-Thorax-Chirurgie präsentiert. https://www.eacts.org/annual-meeting/
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