AUVA-„Back to Life“-Award NÖ für Gerhard Holnsteiner aus Krems
Unfälle verändern das Leben schlagartig. Wie das von Gerhard Holnsteiner, der vor 13 Jahren als Außendienstmitarbeiter einen schweren Autounfall erlitt. Mit einer inkompletten Querschnittlähmung konnte er seinen alten Beruf nicht mehr ausüben und auch seine Wohnung musste er aufgeben. Nach seinem Motto „Man kann das Leben nur vorwärts leben und rückwärts betrachten“ hatte der Wachauer Visionär und Freigeist aber bald neue Pläne für seinen Weg zurück ins Leben. Für sein Engagement und seine vorbildliche berufliche Rehabilitation wurde er im September 2023 bei einem Festakt im Landhaus in St. Pölten mit dem AUVA-„Back to Life“-Award für Niederösterreich ausgezeichnet.
„Ich freue mich, mit Gerhard Holnsteiner ein Wachauer Urgestein auszuzeichnen, der sich nach einem schweren Arbeitsunfall beeindruckend rehabilitieren konnte – beruflich und privat. Vielleicht liegt es auch ein bisschen an seiner wunderschönen Heimat, die ihm so viel Kraft gibt und ihn die schönen Seiten des Lebens schätzen lässt ”, sagt Peter Engelbrechtsmüller, Vorsitzender der AUVA-Landesstelle für Wien. „Das Beispiel von Herrn Holnsteiner zeigt, dass vieles möglich ist, wenn alle zusammenhelfen. Als AUVA unterstützen wir Betroffene bestmöglich bei der beruflichen Wiedereingliederung. Denn gerade der Beruf ist eine wichtige Quelle für die seelische und soziale Gesundheit“, ergänzt AUVA-Landesstellendirektor Reinhard Minixhofer.
Mag. Johannes Schedlbauer von der Wirtschaftskammer NÖ überreichte einen Warengutschein im Wert von € 1.000,– , Vizepräsident Thomas Schäffner von der Arbeiterkammer NÖ würdigte Herrn Holnsteiner mit einem Gutschein für einen Wellness-Urlaub.
Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister betonte anlässlich der Verleihung im Landhaus: „Nach einer langen und intensiven Rehabilitationsphase hat Herr Holnsteiner zurück ins Leben gefunden und nie aufgegeben, was mir persönlich großen Respekt abringt.“
Arbeitsunfall im Alter von 34 Jahren: Das Leben vorwärts leben
Der gelernte Hotel- und Touristikfachmann Gerhard Holnsteiner arbeitete als Außendienstmitarbeiter im Betrieb seines Vaters, der „Bäckerei Schmidl“, die auch das berühmte „Wachauer Laberl“ produziert. Im Jahr 2009 erlitt er auf dem Weg zu einem Kunden einen schweren Autounfall. Bei dem Unfall sind mehrere Wirbel gebrochen und Gerhard ist seitdem inkomplett Querschnitt gelähmt. Nach dem Krankenhaus kam er für sechs Monate zur Rehabilitation in das Rehabilitationszentrum Weißer Hof in Klosterneuburg in Niederösterreich.
Die ersten drei Monate war er vollständig gelähmt. Glücklicherweise haben sich Sensorik und Motorik durch viel Training und anhaltende Physiotherapie erholt. Gerhard kann alles spüren und kann auch mit Krücken gehen. „Ich habe nie mit meinem Schicksal gehadert. Seine Energie in die Vergangenheit zu richten, bringt nichts, weil ich es sowieso nicht mehr ändern kann“, erzählt Holnsteiner von der schwierigen Zeit in seinem Leben.
Soziale und berufliche Rehabilitation: Hansdampf in allen Gassen
Nach einem schweren Unfall ist das Leben ein anderes. Durch die körperlichen Einschränkungen entspricht die Wohnung nicht mehr den Bedürfnissen und oft kann auch der frühere Job nicht mehr ausgeübt werden. Das war auch bei Gerhard Holnsteiner so. Eines veränderte sich aber nicht und so hatte der „Hansdampf in allen Gassen“ schon bald neue Ideen für seine berufliche Zukunft.
Weil er andere Menschen mit Behinderungen unterstützen wollte, passende Wohnungen zu finden, ließ Gerhard sich mit Unterstützung der AUVA zum Immobilienmakler umschulen. Anfang 2019 machte er sich zusammen mit Frau Daniela mit der Empfehlungsplattform WACHAU INSIDE selbstständig. Menschen, die die Wachau besuchen wollen, finden auf der Webseite alles, was mit einer Reise oder einem Aufenthalt in der Wachau verbunden ist: Essen, Trinken, Übernachtung, Sport und Freizeit sowie Einkaufsmöglichkeiten. Auf der Plattform werden ausschließlich Betriebe empfohlen, die die beiden selbst kennen. Als Rollstuhlfahrer gibt Gerhard auch Tipps für barrierefreie Aufenthalte im Weltkulturerbe.
Während des Corona-Lockdowns 2020 bekamen die Themen Regionalität und Nachhaltigkeit einen neuen Stellenwert für die Holnsteiners. Außerdem wurde ihr Sohn Moritz geboren und weil sie dem Nachwuchs keine Massenware anziehen wollten, gründeten sie 2022 das Label und den Onlineshop für nachhaltige Kinderbekleidung „Mary & L“. Alle Stücke sind aus hochwertigen und schadstofffreien Materialien wie Baumwolle und werden in Niederösterreich & Salzburg per Hand genäht. Besonders stolz ist Gerhard auf die exklusive Wachau-Edition mit dem Original Wachauer Kalmuck. „Unsere Stücke kosten nicht viel mehr als die Massenware. Es ist möglich lokal zu produzieren und trotzdem erschwinglich zu sein. Ich will kein Millionär werden, wenn ich mit den Einnahmen meine Rechnungen zahlen kann, reicht mir das. Gier ist immer schlecht und der Anfang vom Ende“, sagt Gerhard Holnsteiner.
„Das Leben ist nicht schwer, es ist einfach schön“
Vor seinem Unfall hat Gerhard laut eigener Auskunft „auf allen Kirtagen getanzt.“ Er hatte wenig Zeit für sich und die Kinder. „Der Unfall war wie ein Schuss vor den Bug. Die Beweglichkeit und meine Mobilität wurden mir von einem Tag auf den anderen genommen“, erzählt er. Seitdem hat die Familie für ihn oberste Priorität. Auch wenn er als Visionär und Freigeist immer voller Ideen und rastlos ist.
2016 heiratete er seine Frau Daniela. 2020 kam ihr gemeinsamer Sohn Moritz zur Welt. Mit Daniela ist er nicht nur privat, sondern auch beruflich ein eingespieltes Team. „Ich habe die Ideen und wo ich persönlich nicht weiterkomme kümmert sich Dani um die Umsetzung. Jeder macht das, was er gut kann und gegenseitig sind wir immer füreinander da. Meine Familie ist die Stütze in meinem Leben und unverzichtbar“, sagt Gerhard. Heute ist er 47 Jahre alt. Die meisten sehen ihm sein Alter aber nicht an. „Glück hält jung. Mein Leben ist voller Überraschungen und dafür bin ich sehr dankbar. Schon meine Geburt war eine Überraschung, weil meine Eltern bis zu meinem ersten Atemzug nicht gewusst haben, dass sie Zwillinge bekommen“, erzählt er.
Weil er selbst so viel Glück hatte, hat Gerhard 2013 gemeinsam mit Werner Rosenberger, der 2018 ebenfalls mit dem AUVA-„Back to Life“-Award ausgezeichnet wurde, den Verein „Chancengleich“ gegründet. Der Verein unterstützt Menschen mit Behinderungen, zum Beispiel mit Rollstühlen oder anderen Hilfsmitteln. Mit seinem Schicksal hadert er nicht: „Ich bereue nichts, auch nicht den Tag, an dem ich den Unfall gehabt habe. Ich versuche einfach, jeden Tag das Beste aus meinem Leben zu machen und genieße den Tag, wie wenn es der letzte in meinem Leben wäre. Das Leben ist nicht schwer, es ist einfach schön“, so Gerhard. Mit dem „Back to Life“-Award möchte er jenen Motivation geben, die ein ähnliches Schicksal haben und ihnen ein Stück von seinem Glück weitergeben.
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