Wege aus dem Versorgungsnotstand
Um neue Lösungen für die dringlichen Herausforderungen in der Versorgung chronisch kranker Menschen zu finden, versammelten sich am Dienstag bei der Fachveranstaltung „chronisch_konkret“ rund 100 Teilnehmer*innen aus dem Sozial- und Gesundheitswesen im Haus der Barmherzigkeit. Im Zentrum des Austausches stand der oft erwähnte Pflegenotstand, der laut Veranstalter viel mehr ein Versorgungsnotstand sei. Denn es gehe bei dem Thema um die grundlegende Frage, wie auch in Zukunft eine angemessene Betreuung für chronisch kranke und ältere Menschen sichergestellt werden kann.
Über Versorgung statt Mängel reden.
In seiner Keynote plädierte Willy Oggier, einer der führenden Gesundheitsökonomen der Schweiz, für eine konstruktive Debatte, die sich nicht an den Schwächen, sondern an den Potenzialen orientiert: „Wir müssen aufhören, fast nur über Kosten und Fachkräftemangel zu sprechen. Wir sollten vielmehr über die wirtschaftlichen und sozialen Vorteile reden, die uns ein modernes Gesundheitswesen ermöglichen.“ Es gehe laut Oggier nicht um die Frage, ob wir uns die Pflege zukünftig noch leisten können. Vielmehr gehe es darum, welche Pflege wir uns für die Zukunft wünschen und wie wir die notwendigen Finanzierungsformen hierfür schaffen. „Klar ist aber auch“, ergänzte der Gesundheitsökonom, „Wir müssen uns der Herausforderung der demografischen Alterung in ganz Westeuropa stellen. Ein ‚Weiter so wie bisher‘ ist nicht zielführend. Es geht darum, Gesundheitsversorgung altersgerecht zu gestalten.“
Pragmatische Lösungen sind gefragt.
Auch der Institutsdirektor des Haus der Barmherzigkeit, Christoph Gisinger, unterstrich in seinen Eröffnungsworten die Notwendigkeit von neuen Ansätzen in der Langzeitpflege. „Unsere Alten und Menschen mit chronischen Erkrankungen müssen es uns wert sein, alles zu unternehmen, um ihnen die bestmögliche Pflege und Betreuung mit der höchsten Lebensqualität zu bieten.“ Um als Trägerorganisation diesem Auftrag auch in Zukunft gerecht werden zu können, brauche es laut Gisinger rasch pragmatische und praktische Lösungen. Zahlreiche innovative Beispiele stimmen ihn dabei sehr positiv: „Es werden international viele neuartige Konzepte umgesetzt, die auch in Österreich dazu beitragen könnten, die Gesundheitsversorgung für die Zukunft abzusichern. Der Blick über den Tellerrand zahlt sich daher aus.“
Mit optimistischem Blick in die Zukunft.
Auch die anschließende Podiumsdiskussion zeichnete ein vorsichtig optimistisches Bild. Die Diskussionsteilnehmer*innen waren sich über die Herausforderungen einig. Doch arbeite man bereits an neuen Versorgungsformen und verwies auf bereits umgesetzte Leuchtturmprojekte. Eine besondere Rolle spielen dabei die Schnittstellen von Spitälern und Pflegeeinrichtungen, die zunehmend zu Nahtstellen werden sollen. Weiters wurden vielversprechende Projekte im stationären oder mobilen Bereich sowie in der Übergangspflege und das Konzept der Community Nurse im ländlichen Raum diskutiert. Diese Initiativen gelte es in Zukunft weiter auszubauen, waren sich die Expert*innen einig. An der Diskussion beteiligten sich Filip Deimel, Leiter der Gruppe Gesundheit und Soziales des Landes Niederösterreich, Andrea Kapounek, Geschäftsführerin im Haus der Barmherzigkeit, Alexandra Kautzky-Willer, Leiterin der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel an der Medizinischen Universität Wien, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes und Peter Willroider, Abteilungsleiter im Fachbereich Pflege und Betreuung des Fonds Soziales Wien.
Seit 2016 veranstaltet das Haus der Barmherzigkeit regelmäßig die Fachveranstaltung „chronisch_konkret“, die sich mit gesundheitspolitischen und pflegerelevanten Themen befasst. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung gemeinsam mit der Tageszeitung „Die Presse“ als Medienpartner im Seminarzentrum Campus Collegialität umgesetzt. Für die kulinarischen Köstlichkeiten zum Ausklang der Veranstaltung sorgte SANA Catering.
Die „Haus der Barmherzigkeit“-Gruppe
Das gemeinnützige Haus der Barmherzigkeit bietet schwer pflegebedürftigen Menschen Langzeitbetreuung mit Lebensqualität. In sieben Pflegekrankenhäusern und -heimen in Wien und Niederösterreich betreuen wir laufend rund 1250 geriatrische Bewohner*innen. Wir begleiten darüber hinaus rund 430 Menschen mit komplexen Behinderungen in unseren 17 Wohnangeboten, fünf Tageszentren und in der Mobilen Begleitung. Neben bestmöglicher Pflege und medizinischer Versorgung legen wir besonderen Wert auf einen selbstbestimmten und abwechslungsreichen Alltag. www.hb.at
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