Sammler-Initiative fordert sinnvolle Verbesserungen am Kunstmarkt
- Ergänzung § 20 UrhG um „Ist das Werk von dem Urheber in Verkehr gebracht, so darf er die Urheberbezeichnung nicht mehr verändern.“
- Code of Conduct für mehr Rechtssicherheit
- Unbürokratisch steuerlicher Absetzbetrag bis zu 10.000 € pro Jahr
Im Künstlerhaus Wien (Wiener Künstlervereinigung) traf sich unter reger Publikumsbeteiligung eine renommierte Runde von KunstexpertInnen, die sich zur Gründung der IG „Mehr Sicherheit für SammlerInnen“ zusammengetan hat.
Brigitte Löw – Radeschnig, Sammlerin und Hauptinitiatorin der Initiative: „Der Kunstmarkt lebt von der öffentlichen Hand und uns SammlerInnen. Die Zeit ist reif, die Probleme am Kunstmarkt beim Namen zu nennen. Ohne uns gibt es keinen Kunstmarkt. Das heisst auch: Der Künstler hat zu seinem Werk zu stehen – und zwar in dem Moment, in dem er das Werk aus der Hand gibt. Unabhängig davon, ob er diese Arbeit verkauft, verschenkt oder an Stelle von Geld damit bezahlt.“ Deswegen wurde die Initiative mit insgesamt 3 Schwerpunkten gegründet, um für SammlerInnen den notwendigen Schutz zu konkretisieren.
Rechtsanwalt und Kunstexperte Ernst Ploil ergänzt: „Man kann diese Grauzone, die für alle Beteiligten oft mit grossem Ärger und Unsicherheit verbunden ist, leicht beheben: Man ergänzt das Urhebergesetz (§20) um folgenden Absatz „Ist das Werk von dem Urheber in Verkehr gebracht, so darf er die Urheberbezeichnung nicht mehr verändern.“
Für Galerist Philipp Konzett ist die Rechtssicherheit der wichtigste Aspekt für die SammlerInnen. Es gäbe teilweise Fälle, bei denen sich neue Archive von Werksbestätigungen ihrer Vorgängerarchive distanzieren oder auch Familienmitglieder die Provenienz nicht bestätigen wollen. Sätze wie „Ein Kunstwerk, das nicht durch meine Hände gegangen ist, ist nicht authentisch“ sind durchaus übliche Argumentation.
Code Of Conduct: Korrekter Umgang mit SammlerInnen
Da nicht alle Aspekte des Kunstmarktes gesetzlich zu regeln sind, fordert die Initiative zusätzlich einen Code of Conduct. Denn wesentlich ist gegenseitiges korrektes Verhalten wie Ehrlichkeit und Anstand.
- Viele ältere KünstlerInnen haben kein Werkverzeichnis, keinen Überblick über ihr Werk, das über Jahrzehnte entstanden ist. Damit ist die Willkür derer, die bei alten oder verstorbenen Künstlern das Sagen haben, enorm
- Geschaffene Werke werden geleugnet, um durch Marktverknappung höhere Preise zu erzielen. Werden wegen Eitelkeiten und persönlicher Kränkungen von Familienangehörigen Werke geleugnet, werden diese Konflikte auf den Rücken der Sammler ausgetragen
- Damit wird zum Nachteil der Sammler agiert und automatisch auch zum Nachteil des Kunstmarktes
- Für die junge Kunst, wurde aus dem Publikum angeregt, dass dieses Problem mit einer Art „Kunstpass“ gelöst werden könne. Und zwar ab der Entstehung des Werkes, um die Provenienz lückenlos zu dokumentieren
Kunst ist nicht elitär. Kunst ist Teil unseres Lebens. Junge SammlerInnen werden gebraucht, damit der Österreichische Kunstmarkt auch weiterleben kann. „Wenn man mehr Sammlerinnen generiert, werden mehr Künstlerinnen profitieren und auch damit der Staat“, so Kunstsammler Peter Liaunig. Fairness und Transparenz seien Basis jeden Geschäftes. „Unser Wirken ist eine kulturelle Aufgabe und kein Selbstzweck“, so Liaunig abschliessend.
Forderung nach steuerlichem Absetzbetrag für Kunst bis 10.000 €/ Jahr
Daher fordert die Initiative die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst. Dazu Rechtsanwalt Alfred Noll: „Österreich ist nicht sehr kunstaffin. Mit Kunst macht man keine Punkte in Österreich. Das sollte man ändern. Eine Variante ist: wir erhöhen die Marktgängigkeit von junger Kunst." Jeder Kunstinteressierte könne sich somit Kunst leisten.
„KunstInteressierte SOLLTEN es sich leisten, Kunst zu erwerben. Junge KünstlerInnen können damit offensiver in den Markt gehen und anbieten. Kunst sollte es uns wert sein,“ fordert Alfred Noll.
Wolfgang Pelz, Kunstmessenorganisator ergänzt die Wichtigkeit, „dass auf unseren etablierten Kunstmessen Zonen für die Präsentation von erschwinglicher, junger, noch unbekannter Kunst geschaffen wird. Hier sind alle Messenvermieter und Messeveranstalter gefragt. Denn ohne diese Zonen ist es für Galerien unmöglich preislich erschwingliche junge Kunst zu präsentieren.“ Diese Präsentation ist aber notwendig, um die Tür zum Kunstmarkt zu öffnen.
Gastgeber Günther Oberhollenzer, künstlerischer Leiter des Künstlerhaus Wien, streicht dabei einen wichtigen Punkt hervor: „KünstlerInnen, die am Beginn ihrer Karriere durch die öffentliche Hand gefördert werden, bekommen zwischen 40 und 50 ein echtes wirtschaftliches Problem. Weil die Förderungen wegfallen. Hier ist der Kunstmarkt gefragt. Deswegen ist die Initiative so wichtig. Wir unterstützen uns alle gegenseitig: KünstlerInnen, Galeristen, KunsthändlerInnen-, Sammlerinnen, Veranstalterinnen und Museumsbetreiber . Und davon profitiert auch Österreich als kunstsinnige Gesellschaft.“
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