Menschen mit Behinderung im Alter: Caritas eröffnet Garconnierenverbund Florasdorf
„Menschen mit Behinderung haben auch im Alter das Recht auf ein erfülltes, sicheres und aktives Leben und auf uneingeschränkte Teilhabe am Leben der Gesellschaft. Diese Teilhabe zu ermöglichen, ist der Auftrag unserer täglichen Arbeit. Im Sinne der Chancengleichheit sollen die Menschen dort alt werden, wo bestmöglich auf die veränderten Bedürfnisse eingegangen werden kann. Die Senior*innen werden hier in ihrem eigenen, gewohnten Wohnraum, multiprofessionell begleitet – wenn nötig auch auf ihrem letzten Weg“, betont Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Gemeinsam mit Susanne Winkler, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, und Bezirksvorsteher Georg Papai eröffnete Schwertner am Donnerstag den Garconnierenverbund Florasdorf. Zehn Bewohner*innen werden hier von 13 Mitarbeiter*innen bei der alltäglichen Lebensführung und der Freizeitgestaltung begleitet. Das durchschnittliche Alter liegt bei 60 Jahren, die älteste Bewohnerin hat bereits ihren 71. Geburtstag gefeiert. „Der Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderung hat Österreich zuletzt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt – wie es gehen kann, sehen wir hier im Garconnierenverbund. Gemeinsam mit starken Partner*innen und innovativen Lösungen wollen wir einen Beitrag für eine barrierefreie Gesellschaft leisten“, betont Schwertner.
Der Garconnierenverbund wird durch Mittel des Fonds Soziales Wien gefördert. Zielgruppe sind Menschen mit intellektueller und mehrfacher Behinderung, hohen oder höheren Alters, mit gesteigertem Ruhe- und Rückzugsbedürfnis und höherem Unterstützungsbedarf, die einen Wohnplatz zum „Altwerden“ suchen. Susanne Winkler, Geschäftsführerin Fonds Soziales Wien: „Der Ausbau der Leistungen für Menschen mit Behinderung ist dem FSW ein großes Anliegen. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen arbeiten wir stetig und konsequent an einer Weiterentwicklung der Angebote, damit wir den veränderten Bedarfen auch weiterhin gerecht werden. Es freut mich sehr, dass wir mit der Caritas ein spezielles Angebot für ältere Menschen mit Behinderung umsetzen konnten. So setzen wir einen weiteren Schritt in Richtung Inklusives Wien und zeigen, wie Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Unterstützung Hand in Hand gehen können.“
Der Standort befindet sich in zentraler Lage im Stadtentwicklungsgebiet Florasdorf, umgeben von Parks und zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, die die Nahversorgung gewährleisten, und nur wenige Minuten von der Klinik Floridsdorf entfernt. Die gute Infrastruktur sorgt für die Möglichkeit, individuelle Freizeitgestaltung anbieten zu können und auf Bedürfnisse und Wünsche individuell zu reagieren. „Floridsdorf ist mehr als die jahrzehntelange Verschmelzung alter Ortskerne, aber die Qualität dieses Ursprungs ist hier noch immer spürbar. Das schafft eine eigene Form des Zusammenhalts und ein soziales Umfeld, das Projekte wie dieses schon aus unserer dörflichen Tradition heraus begrüßt und fördert.“, so Georg Papai, Bezirksvorsteher von Floridsdorf.
Bei Bedarf werden die Bewohner*innen im Garconnierenverbund bei der Pflege unterstützt, ein Nachtdienst steht zur Verfügung. Die Einrichtung besteht aus mehreren Wohneinheiten: acht barrierefreie Einzel-Garconnieren und eine Doppel-Garconniere, sowie einem gemeinsam genutzten Sozialraum. Die Wohneinheiten verfügen jeweils über eine eigene Loggia und sind mit eigener Küche und eigenem Badezimmer und Toilette ausgestattet. Die Bewohner*innen können ihre Wohnungen, ihrem Geschmack und ihren Bedürfnissen entsprechend, selbst ausstatten, um sich wohl und zuhause zu fühlen.
Caritas für Menschen mit Behinderung
Die Caritas hat in Wien und im östlichen Niederösterreich im Vorjahr insgesamt 4.504 Menschen mit Behinderung sowie psychisch kranke Menschen in den unterschiedlichsten Lebensphasen und auf vielfältige Weise betreut und begleitet – 1.207 Menschen wurden alleine beim Thema Wohnen unterstützt. Ilse Simma-Boyd, Bereichsleiterin Menschen mit Behinderung in der Caritas der Erzdiözese Wien: „Menschen mit Behinderung sehen sich vielfältigen Barrieren gegenüber, die ihr Leben behindern. Wir sehen es als unsere Aufgabe, auf diese Barrieren aufmerksam zu machen und Menschen mit Behinderung an ihren Fähigkeiten und Wünschen zu messen. Österreich hat zwar bereits 2008 die UN-Konvention unterzeichnet, bis heute gibt es noch immer viele Barrieren, nicht zuletzt jene in unseren Köpfen. Ein besonderes Anliegen ist uns, Menschen mit Behinderung in ihrem selbstbestimmten Leben zu stärken. Beim Jobcoaching, in der Inklusiven Schule Am Himmel, in unseren Wohngruppen: An all diesen Stellen erleben wir Tag für Tag, wie normal es ist, verschieden zu sein.“
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