„Italo Disco. Der Glitzersound der 80er“: „dokFilm“-Premiere über eine facettenreiche Musikära – am 27. August in ORF 2
Wien (OTS) – „Vamos a la playa“, „I like Chopin“ oder „Dolce vita“ – Songs wie Postkarten aus der Vergangenheit: Sie erzählen von scheinbar ewigen Sommern an den Stränden von Rimini, Ligurien oder an der Amalfi-Küste. An ihnen haftet der Geruch von Espresso, Campari und Sonnencrème, und sie spannen einen musikalischen Bogen zwischen Romantik, Trash und Neo-Futurismo. Gemeinsam ist ihnen der Glitzersound der 1980er Jahre, auch bekannt als „Italo Disco“. In diese spannende Musikära taucht der „dokFilm“ am Sonntag, dem 27. August 2023, um 22.15 Uhr in ORF 2 ein und schildert mit der Dokumentation „Italo-Disco. Der Glitzersound der 80er“ von Regisseur Alessandro Melazzini die Entstehung und Entwicklung eines facettenreichen sowie vielfach zu Unrecht verpönten Genres, das einen damals ungekannten neuen Musikstil vorantrieb und sich zu einem soziokulturellen Phänomen sowie zu einer boomenden Musikindustrie entwickelte.
Danach gib es eine weitere Ausgabe von Elizabeth T. Spiras Kultreihe „Alltagsgeschichte“ zum Wiedersehen: Der 1999 entstandene Film „Die Desperados vom 10. Hieb – Wien-Favoriten“ (23.05 Uhr) sieht sich im zehnten Wiener Gemeindebezirk um, wo eine bunte Mischung von Menschen wohnt: Im Beserlpark trifft man Frau Gertrude, eine Rentnerin, die dort Pullover, Plüschtiere und Liebesromane zu Sonderpreisen verkauft. Im „Café Elegance“ auf der Quellenstraße feiern eine 70-Jährige und ein 46-jähriger Rapid-Fan Hochzeit. Hannelore, Hausmeisterin im Gemeindebau in der Neilreichgasse, träumt beim Kehren des Hofs von einer Gesangskarriere.
Fans des ORF-Formats finden alle 60 Folgen zum Streamen auf Flimmit (flimmit.at), bis 4. September zeigt ORF III montagabends ausgewählte Filme der Reihe.
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Pack die Badehose ein und nichts wie ab an den Strand: „Vamos a la playa“ („oh-o-o-o-oh“) war der Auftakt des von Elektrobeats getriebenen neuen Sounds, produziert vom Brüderpaar Michelangelo und Carmelo La Bionda – der Sommerhit des Jahres 1983. Dabei war der internationale Chart-Erfolg zunächst keineswegs ausgemachte Sache, singen doch Righeira von explodierenden Atombomben und einer dystopischen Zukunft. Bald sollte sich aber Italo Disco als Antipode zur No-Future-Generation positionieren, die Kreativen der Szene sahen sich der Tradition des italienischen Futurismus verpflichtet und das lag auch an der technischen Entwicklung: Kaum eine Woche, in der nicht ein neuer Synthesizer oder eine neue Drum Machine auf den Markt kam. Der neue Techniksound sollte spätere Strömungen wie etwa House lange vorwegnehmen.
Auch in anderer Hinsicht sollte Italo Disco Vorreiter werden: mit dem völlig ungenierten Einsatz von Interpretinnen und Interpreten, die sich wunderbar auf den Covers von Platten oder im TV-Studio machten, aber gar nicht wirklich sangen. Den Harrow etwa war schön wie ein blonder Engel, der Posterboy des Jahrzehnts, der einige Hits landete. Nur singen konnte er nicht. Dafür gelang es ihm, einigermaßen lippensynchron die Playbacks anderer Sänger vorzutragen. Als das Duo Milli Vanilli mit derselben Masche Jahre später aufflog, endete dies in einem Skandal, die ansehnlichen Leider-nein-Sänger mussten ihren Grammy zurückgeben. Sex-Appeal und Verpackung waren die halbe Miete der Italo-Disco-Ära. So entstanden gigantische Großraum-Discos und Freizeittempel in den italienischen Badeorten, futuristische Erlebniswelten, in denen Roboter über die Tanzfläche sausten und stilisierte Raumschiffe abhoben. Hier bedeutete Tanz nicht Revolution, sondern reines Balzverhalten. Hedonismus war das Gebot der Stunde – lange bevor das legendäre Studio 54 in New York seine Pforten öffnete und das Genussstreben zum Lifestyle erhob.
Das schöne Sommergefühl, die Erinnerung an den Urlaubsflirt nahmen zahlreiche Italien-Gäste in Form der Schallplatten mit in ihre Heimatländer. So landeten nicht wenige Scheiben auch bei Radio-DJs außerhalb Italiens und in Folge in den internationalen Charts. Großimporteur war der deutsche Musikverleger Bernhard Mikulski. Er war es, der den Begriff „Italo Disco“ erfand und im großen Stil importierte. Immer schneller begann sich die Marketing-Maschinerie zu drehen, produziert wurde am Fließband. Und irgendwann klang der ursprünglich innovative Sound schal. Dann hieß es auf einmal Badeschluss. Die Party war vorbei.
Regisseur Alessandro Melazzini hat für seinen Film tief in den Archiven gegraben und maßgebliche Protagonistinnen und Protagonisten der Ära vor den Vorhang geholt. Und er enthüllt, wieso Herbert von Karajan am Erfolg des Phänomens Italo Disco beteiligt war.
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