TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Schwarze Wasser-Zoff-Region" von Peter Nindler | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Schwarze Wasser-Zoff-Region“ von Peter Nindler

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Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen: Weil der Druck aus dem schwarzen Zillertal die Tiroler ÖVP voll erfasst hat, muss die Landesregierung jetzt das Wasserstoffkonzept für die Zillertalbahn in Angriff nehmen.

Selbst verschuldet gibt die Politik immer öfter ihren Gestaltungswillen aus der Hand. Und wird dann zur Getriebenen – wegen des Drucks aus den eigenen Reihen und von Interessengruppen oder einfach der sich ausbreitenden Unzufriedenheit. Die Zukunft der Zillertalbahn bzw. die Umrüstung auf eine ökologische Antriebsform steht stellvertretend für die Schwächen in politischen Entscheidungsprozessen. Der Unmut aus dem Zillertal ist verständlich, schließlich wurde die Vision von einer „Wasserstoffregion“ natürlich von der ÖVP im Bund und im Land unterstützt. Weil ja mit Bauernbundobmann und Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler, Wirtschaftsbundchef Franz Hörl oder dem Fügener Bürgermeister und Landtagsabgeordneten Dominik Mainusch maßgebliche ÖVP-Granden im Zillertal wohnen.

Zuletzt wurde deshalb bereits süffisant über die schwarze „Wasser-Zoff-Region“ Zillertal gescherzt. Weil die Grünen im Bund bremsen und Verkehrsexperten im Land wegen der Mehrkosten sowie möglicher Risiken der Wasserstofftechnologie für die 32 Kilometer lange Lokalbahn warnen. Beim Watten heißt es allerdings, was liegt, das pickt. Darauf berufen sich die Zillertaler Touristiker und die Bahnbetreiber, die zugleich personell eng miteinander verschränkt sind. Schließlich bekennen sich die schwarz-grüne Bundeskoalition wie auch Schwarz-Rot in Tirol in ihren Regierungsprogrammen zum wasserstoffbetriebenen Leuchtturmprojekt für nachhaltige und emissionsfreie Mobilität.

Wie formulierte es doch der irische Schriftsteller George Bernard Shaw so treffend: „Erfolg besteht nicht darin, keine Fehler zu machen, sondern darin, den gleichen Fehler kein zweites Mal zu machen.“ Nur die Politik verspricht wiederholt etwas und überlegt erst danach, wie sie das Versprechen einlösen oder umsetzen kann. Bei der Zillertalbahn hätte sich die Landesregierung einiges an Diskussionen erspart, wenn sie gleich klargemacht hätte, dass die Mehrkosten aus dem Tal finanziert werden müssen. Der Tourismus hat ja bereits entsprechende Beschlüsse über die Erhöhung der Ortstaxe gefasst.

Andererseits sollten Bund und Land ihren Verpflichtungen ebenfalls nachkommen. Es reicht nicht aus, öffentlichkeitswirksam von Innovation zu schwärmen, die Wasserstoffbahn im Zillertal sogar auf Regierungsebene zu hieven und sich dann klammheimlich davon zu verabschieden. 

Die Landesregierung musste jetzt grünes Licht geben, weil der Druck zu groß geworden ist. Vor allem aus der ÖVP. Mit Matrei in Osttirol und der GemNova sind die Volkspartei und LH Toni Mattle ohnehin schon längst politisch Getriebene. 

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