Rüsselkäfer gefährdet Versorgungssicherheit mit Zucker in Österreich | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Rüsselkäfer gefährdet Versorgungssicherheit mit Zucker in Österreich

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Durch die positive Preisentwicklung am europäischen Zuckermarkt wären grundsätzlich gute wirtschaftliche Voraussetzungen für den heurigen österreichischen Zuckerrübenanbau gegeben gewesen. Die Rübenbauern haben daher wieder ausreichend Rübenflächen für den Erhalt der beiden Zuckerfabriken angebaut. Auch die ergiebigen Niederschläge lieferten gute Startbedingungen für die Anbausaison.

Nun kämpfen aber die heimischen Rübenbauern gegen eine Reihe von Schadinsekten, insbesondere den Rübenderbrüssler, gegen den es keine wirkungsvollen Bekämpfungsmaßnahmen mehr gibt. Bisher war durch die Saatgutbehandlung mit Neonicotinoiden ein Schutz gegen alle Schädlinge in der Jugendphase der Zuckerrübe gegeben. Durch das generelle Verbot dieser Wirkstoffe kann der Rüsselkäfer nun die Zuckerrübenflächen ungehindert kahlfressen. Zumindest 4.000 Hektar von den insgesamt 38.000 Hektar Zuckerrübenfläche wurden bereits von dem Schädling vernichtet, eine weitaus größere Fläche ist zusätzlich durch Fraßschäden stark beeinträchtigt. Und dazu kommt noch, dass die Gefahr bei weitem nicht gebannt ist, weil der Schädling nach wie vor frisst! Von diesen abgefressenen Flächen wären mindestens 60.000 Tonnen Zucker erzeugt worden, die nun in Österreich nicht mehr zur Verfügung stehen. Alleine diese Menge entspricht dem jährlichen Zuckerkonsum der Wiener Bevölkerung.

„Die Rübenbauern stehen verzweifelt auf ihren Feldern und können nur zusehen, wie ihre Zuckerrübenkulturen kahlgefressen werden. Viele versuchten einen nochmaligen Anbau, der aber auch wieder vom Rüsselkäfer bedroht ist. Die Rübenbauern wissen nicht mehr, was sie ohne wirksamen Pflanzenschutz tun sollen. Wo sind nun die selbsternannten Experten der Umwelt-NGOs, die ständig erklärt haben, dass es gut wirksame Alternativen gegen die Schädlinge in der Zuckerrübenkultur gäbe?“, fragt der Präsident der Vereinigung DIE RÜBENBBAUERN, Ernst Karpfinger.

Entwicklung nahezu aussichtslos

Der Rüsselkäfer befindet sich aktuell in der Paarungsphase. Da er nicht bekämpft werden kann, kann er dies ungehindert tun. Jeder Käfer legt bis zu 200 Eier im Boden ab, wodurch das Schädlingspotenzial für das nächste Jahr gegeben ist und die Ausbreitung ungehindert weiter erfolgt. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis immer mehr Regionen von diesem Schädling heimgesucht werden. Damit steht auf kurz oder lang die Eigenversorgung Österreichs mit heimischem Zucker auf dem Spiel. Die Verantwortung ist dann von jenen Umwelt-NGOs zu übernehmen, die ständig den politischen Entscheidungsträgern unter öffentlichem Druck erklären, dass die landwirtschaftliche Produktion ohne Pflanzenschutz möglich ist. „Diese falschen Behauptungen haben letztlich zum Verbot der Neonicotinoide geführt. Nun wird leider flächendeckend das Gegenteil bewiesen, dass es nämlich trotz anderer Insektizide für Flächenbehandlungen nicht möglich ist, den Rüsselkäfer zu bekämpfen. Ohne Neonicotinoide in der Saatgutbehandlung wird der Zuckerrübenanbau in den betroffenen Gebieten bald Geschichte sein“, warnt Ernst Karpfinger.

Europa gibt sich auf und verlagert die Produktion nach Übersee

Die gegenwärtige Landwirtschaftspolitik der Europäischen Union mit zunehmenden Verboten von Pflanzenschutzmitteln wird dazu führen, dass die Produktion von gesunden und regionalen Grundnahrungsmitteln immer unmöglicher und durch Importe aus Drittländern, hauptsächlich aus Übersee, kompensiert wird. Dadurch begibt sich Europa immer mehr in eine Importabhängigkeit aus Drittstaaten, in denen deutlich schlechtere Umwelt- und Sozialstandards bei der Produktion vorherrschen. Karpfinger kritisiert: „Es kann wohl nicht im Sinne von Europa sein, unter dem Vorwand des Umweltschutzes, hierzulande Pflanzenschutzmittel zu verbieten und die Produktion nach Übersee zu verlagern, bei den Produktionsbedingungen mit den dort erlaubten Pflanzenschutzmitteln die Augen zu verschließen und dann den Zucker über Tausende Kilometer nach Europa zu bringen. Damit würde man dem weltweiten Umwelt- und Klimaschutz keinen Dienst erweisen.“

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