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Anbindung an Seehafen Koper: Österreich muss Potenziale bestmöglich nützen

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Der für Österreich wichtige Seehafen im slowenischen Koper ist ein Positivbeispiel für aktuelle Anstrengungen im Bahnausbau, zeigt aber zugleich die Grenzen des schienengebundenen Güterverkehrs auf. Trotz mehrerer großer Projekte zur Erweiterung und Modernisierung der verbindenden Bahninfrastruktur werden die Kapazitäten in naher Zukunft im Vergleich zum Straßengüterverkehr begrenzt bleiben. Gerade deshalb müssen die Potenziale bestmöglich genutzt werden – unter anderem durch eine weitere länderübergreifend abgestimmte Optimierung der Netze (Trassen, Überholgleise), die verstärkte Förderung des Kombinierten Verkehrs und Anreizsysteme für schienennahe Betriebsansiedlungen.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut Economica hat im Auftrag von Industriellenvereinigung und Zentralverband Spedition & Logistik die Bedeutung einer leistungsfähigen Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr zwischen dem Hafen Koper und dem Wirtschaftsstandort Österreich untersucht. Anlässlich der Präsentation der Ergebnisse betonten ÖBB CEO Andreas Matthä, IV-Präsident Georg Knill und Zentralverband Spedition & Logistik Präsident Alexander Friesz die Notwendigkeit, die Anbindung an Österreich bestmöglich zu nutzen.

Knotenpunkt zwischen Zentraleuropa und Suezkanal

Der slowenische Hafen Koper ist für die österreichische Wirtschaft seit vielen Jahren einer der wichtigsten Seehäfen – vor den weiteren Süd-Häfen Triest und Rijeka, den wesentlich weiter entfernten Nord-Häfen Hamburg, Rotterdam, Antwerpen, Bremische Häfen sowie Constanța in Rumänien. Die günstige Lage am nördlichen Ende der Adria und damit die Nähe zum Suezkanal und zugleich Zentraleuropa machen Koper neben Österreich und Ungarn zunehmend auch für Bayern, Tschechien und die Slowakei attraktiv. Sein Einzugsbereich weitet sich entsprechend immer weiter in Richtung Norden aus. Zudem hat Koper in den vergangenen Jahren mit massiven Investitionen in Seeumschlagskapazitäten, Logistikkompetenz und Straßenanbindung seine Leistungsfähigkeit deutlich erhöht. Das breite Produkt- und Dienstleistungsangebot für Container, PKW, Kohle, Erz, Holz und Getreide setzt in der Folge auch eine leistungsfähige Schieneninfrastruktur im In- und Ausland voraus. Hier haben neben dem Railfreight Corridor 5 zwischen Danzig und Ravenna vor allem die Eisenbahnrouten im Osten Österreichs, mit Südbahn inklusive Semmering-Basistunnel, Koralmbahn und Grazer Ostbahn, an Bedeutung gewonnen.

Gute Seehafenhinterlandanbindung auf der Schiene ist Wettbewerbsfaktor für den Wirtschaftsstandort

Insbesondere für einen Binnenland-Industriestandort wie Österreich ist eine gut durchdachte Hinterlandanbindung von Häfen auf der Schiene von besonderer Bedeutung. IV-Präsident Georg Knill dazu: „Die moderne Logistik ist ein hochkomplexes System. Entscheidend für die Leistungsfähigkeit dieses Systems ist die optimale Abstimmung zwischen den Transportmodi und der Vermeidung von Engpässen. Dies stärkt die Resilienz unserer Unternehmen und ist wesentlich für die nachhaltige Absicherung unseres attraktiven Produktionsstandorts.“

Österreich wird auf der Schiene jedoch schon jetzt stark über die „Ostroute“ Ungarn und Slowakei umfahren, die bis zur Eröffnung des Semmering-Basistunnels noch Vorteile gegenüber der Route über den Semmering bieten wird. Dies erhöht auch die Attraktivität der Terminals im östlichen Ausland, die zunehmend auch für den Hinterlandverkehr der Nordseehäfen interessant sind. Dadurch entstehen auch neue Gateway-Standorte und Logistikcluster östlich von Österreich, die Güterverkehr und die damit verbundene Wertschöpfung von Österreich abziehen.

„Genau deshalb ist es von übergeordneter Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich mit Hochdruck durchgängige, grenzüberschreitende sowie zuverlässige Kapazitäten für den Schienengüterverkehr zwischen Koper und den Wirtschaftsräumen in Österreich zu schaffen“, sagt ÖBB-Chef Andreas Matthä.

Slowenien und Österreich beseitigen Nadelöhre mit Großprojekten

Slowenien wird mit dem mehrspurigen Ausbau Strecke von Koper nach Divača bis voraussichtlich 2025 einen gravierenden Engpass für den Schienengüterverkehr beseitigen. Trotzdem werden auf slowenischer Seite auch dann noch mehrere Engpässe bestehen bleiben, so zum Beispiel:

  • die begrenzte Kapazität der zweigleisigen Strecke Divača-Ljubljana,
  • der am dichtesten belegte Abschnitt Ljubljana – Zidani Most,
  • die noch über Jahre andauernden Streckensanierungen und Bahnhofsumbauten im Abschnitt Zidani Most – Maribor
  • der eingleisige Abschnitt Maribor – Šentilj – Grenze – Spielfeld-Straß.

Diese begrenzen das Wachstum des Schienenverkehrs von und nach Koper stärker als die in Österreich gelegenen Druckpunkte, wobei sie Slowenien aus Eigeninteresse im Wettbewerb mit anderen Häfen so rasch wie möglich beseitigen will.

In Österreich sind für den Seehafenhinterlandverkehr vor allem die Fertigstellung des Semmering-Basistunnels und der zweigleisige Ausbau der Strecke Spielfeld-Straß – Werndorf inkl. Umbau des Bahnhofs Spielfeld-Straß entscheidend. Beide Projekte sind Teil des TEN-Gesamtnetzes und des RFC 10 sowie im ÖBB-Zielnetz 2025+ enthalten und werden von der ÖBB-Infrastruktur AG umgesetzt. Die Eröffnung des Semmering-Basistunnel ist derzeit für 2030 geplant, für den zweigleisigen Ausbau Spielfeld-Straß – Werndorf inkl. Bahnhofsumbau läuft die Vorplanungsphase, die Planungsgelder sind im ÖBB-Rahmenplan berücksichtigt.

Die ÖBB setzen sich darüber hinaus international stark für den Abbau von Hürden im Betrieb des grenzüberschreitenden Schienengüterverkehrs ein. Ziel ist unter anderem, den Grenzaufenthalt für Güterverkehrszüge auf maximal fünf Minuten zu verkürzen. Neben einer Beschleunigung der Grenzabwicklung soll dies vor allem die Planbarkeit, Zuverlässigkeit und Wettbewerbsfähigkeit des internationalen Schienengüterverkehrs deutlich erhöhen. Derzeit verlängern Personalwechsel, technische Kontrollen des Zugs oder der Wechsel des Triebfahrzeugs die Wartezeiten und sorgen in vielen Fällen für Verspätungen und kapazitätsreduzierende Trassenkonflikte.

Straße wird im Modal Split zwangsläufig vorne bleiben

Hauptwettbewerber im Koper-Verkehr ist im generell zur Schiene tendierenden maritimen Kombinierten Verkehr der Verkehrsträger Straße, bei dem geringere Kapazitätsengpässe auftreten. Der Modal Split zugunsten der Straße bleibt daher ausgeprägt. Vor dem Hintergrund des gegenwärtig hohen Strompreisniveaus könnten sich zudem weitere Marktanteile zugunsten des Straßentransports verschieben. Economica-Vorstand Christian Helmenstein unterstreicht diesbezüglich die Funktion des Marktes „Angebot und Nachfrage treffen sich bei den kostenmäßig und qualitativ jeweils attraktivsten Transportmodi und Transportrouten. Auch dem Klimaschutz ist durch Wettbewerb zu fairen Bedingungen am besten gedient.“

Für Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik, zeigt der Hafen Koper sehr gut den verkehrsmittelneutralen Zugang seiner Branche: „Natürlich wäre bei der Löschung von Containerschiffen der Weitertransport auf Containerzügen in den meisten Fällen die naheliegendste Option. Diese Studie zeigt aber klar die Grenzen der Schiene. Der massive Ausbau des Personenverkehrs auf der Schiene überlässt zugleich immer weniger Kapazitäten für den Schienengüterverkehr. Die vielen Personal- und Lokomotivwechsel aufgrund unterschiedlicher Systeme führen zu signifikant längeren Transportzeiten. Die geringere Flexibilität der Bahn im Vergleich zum LKW und die durch gestiegene Strompreise hohen Kosten machen es auch nicht leichter.

In dieser komplexen Situation sei es umso wichtiger, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um vorhandene Potenziale maximal zu nützen. Friesz: „Die Studie zeigt, was noch möglich und wichtig ist, unter anderem eine Kapazitätserweiterung das Bahnhofs Spielfed-Straß und die Sicherstellung marktkonformer Fahrplantrassen für den Schienengüterverkehr. Auch eine Forcierung des zweigleisigen Ausbaus der Strecke zwischen Spielfeld-Straß und Maribor auf politischer Ebene ist höchst dringlich.“

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