Ad PIRLS-Studie: Bildungspolitische Maßnahmen müssen im Kindergarten ansetzen
Die Veröffentlichung der PIRLS-Studie schlägt hohe Wellen: Jedes fünfte Kind der vierten Klasse Volksschule in Österreich hat Probleme beim Lesen. Alle fünf Jahre werden Kinder der letzten Klasse in der Volksschule auf ihr Leseverständnis getestet. An der 2021 durchgeführten – und jetzt präsentierten – Studie nahmen insgesamt 57 Länder teil, darunter 24 Länder in der EU.
Bildungspolitische Maßnahmen müssen im Kindergarten ansetzen
Die aktuelle Diskussion rückt einmal mehr den Kindergarten in den Fokus: Lernen ist ein lebenslanger Prozess, allerdings erweisen sich die ersten sechs Lebensjahre und die Grundschulzeit als die entwicklungsreichsten und lernintensivsten in der Bildungsbiografie eines jeden Menschen. Der Erwerb der Basiskompetenzen ist entscheidend, je besser ausgebildet diese sind, desto einfacher lernt ein Mensch im Laufe seines Lebens.
Einmal mehr stehen in diesem Zusammenhang der Sprachenerwerb sowie die Kommunikations- und Lesefähigkeit im Mittelpunkt. Die Sprachförderung ist eine Querschnittsaufgabe in elementarpädagogischen Einrichtungen. Kinder werden im Bildungsalltag in vielfältigen Situationen unterstützt, ihre sprachlichen Kompetenzen in ihrer Erst- bzw. Zweitsprache zu erwerben. Der Beziehungsarbeit zwischen den Erwachsenen und Kindern kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Diese ist die Grundlage, damit Interessen und Bedürfnisse der Kinder erkannt und sie in ihrer individuellen Entwicklung begleitet und unterstützt werden. Hier setzt ein entscheidendes Kriterium an: Beziehungs- und Bildungsarbeit im Kindergarten benötigt Zeit – Zeit für vielfältige Sprachanlässe und differenzierte Dialoge. (vgl. Bundesländerübergreifender BildungsRahmenPlan 2009, Kapitel 3, S. 14) Zeit für Bildungsarbeit heißt auch, gut ausgebildete ElementarpädagogInnen sowie ein guter Fachkraft-Kind-Schlüssel, damit Kinder in ihrer Erst- oder Zweitsprache im Kindergartenalltag unterstützt werden können.
„Kinder lernen in Beziehung – damit ist gemeint, dass Kinder von vertrauen Personen im Kindergartenalltag unter anderem beim Spracherwerb unterstützt werden. Alltägliche Situationen wie die sprachliche Begleitung beim Jacke an- und ausziehen, bei der Vorbereitung der Jause, bei der Durchführung eines Experiments, beim gemeinsamen Betrachten und Vorlesen von Bilderbüchern usw. Mit dem aktuellen Fachkraft-Kind-Schlüssel und 25 Kindern in einer Kindergartengruppe ist Zeit für die individuelle Sprachförderung eine Utopie“, bringt Susanna Haas, pädagogische Leitung St. Nikolausstiftung, die Problematik auf den Punkt.
Forderungen: Ausbildungsoffensive und Reduzierung der Kinderanzahl pro Gruppe
ExpertInnen im elementarpädagogischen Bereich fordern schon seit Jahr(zehnt)en die Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels. Und der bereits bestehende Fachkräfte-Mangel wirkt sich zudem auf die Qualität der pädagogischen Arbeit aus.
„Wir appellieren daher einmal mehr an den Bildungsminister Martin Polaschek sowie alle Verantwortlichen auf Landesebene sofort Maßnahmen zur Verbesserung zu erarbeiten und diese zeitnah umzusetzen. Allen voran fordern wir eine massive Ausbildungsoffensive und die stufenweise Reduzierung der Kinderanzahl pro Gruppe. Die Zeit drängt!“, untermauert Elmar Walter, Geschäftsführer St. Nikolausstiftung, die dringendsten Forderungen im Bereich der frühkindlichen Bildung.
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