Zerplatzender Traum vom schönen Eigenheim
Das neu gebaute Einfamilienhaus mit Garten und Pool wird es künftig wohl nicht mehr spielen. Dafür werden Altbauten womöglich bald in die Höhe wachsen. Was tun gegen steigende Wohnkosten, geringe Eigenmittel, die zunehmende Bodenknappheit oder horrende Mietpreise, die vor allem jungen Menschen den viel beschworenen Traum vom schönen Eigenheim in weite Ferne rücken und selbst das Mieten einer halbwegs passablen Wohnung zur kaum bewältigbaren finanziellen Herausforderung werden lassen. Darum drehte sich ein von den Young Leaders des Club Tirol organisierter „Talk im Turm“ zum „heißen“ Thema „leistbares Wohnen“, bei dem Investoren- und Bau-Experten einem Jungpolitiker-Trio gegenübersaßen. Samt wunderbaren Ausblick vom Wiener Ringturm auf jene Stadt, die weltweit noch als Vorbild für leistbaren Wohnraum für Alle gilt.
Suche nach Lösungen
Begrüßt von Club Tirol-Vorstandsmitglied Peter Kunz und Gastgeber Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Versicherungsvereins der Wiener Städtischen, nahmen vor zahlreichem Publikum am Podium die Experten Markus Tomaselli (Vorstand des Instituts für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen an der TU Wien) und Jakob Jelinek (Investmentmakler Colliers) sowie die Jungpolitiker Dominik Berger (Generalsekretär der JVP), Susanna Riedlsperger (Landesvorsitzende JUNOS-Tirol) und Lukas Korp (Landesgeschäftsführer Freiheitliche Jugend Wien) Platz. Vom Club Tirol wurden alle im Parlament vertretenen Fraktionen zur Diskussion eingeladen, leider wurde die Einladung nicht von allen wahrgenommen bzw. krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt. Als Moderatoren und Fragesteller des Abends fungierten die Club Tirol-Mitglieder sowie Young Leader Vertreter im Club-Vorstand, Christine Eder und Bastian Sieberer.
Leistbares Wohnen werde es wohl so schnell nicht mehr geben, dämpfte Städtebauer Tomaselli gleich zu Diskussionsbeginn allzu große Erwartungen. Die herrschenden Rahmenbedingungen ließen das auf absehbare Zeit eher nicht zu. Kollege Jelinek sieht durch das nunmehr steigende Zinsniveau „Bauträger und Investoren zusehends nervös werden.“ Sprich, der (soziale) Wohnbau werde bald eine „ordentliche Delle“ erleben. Und die seit dem Vorjahr geltenden neuen Regeln zum Eigenmittel-Anteil für Wohnkredite (mindestens 20 %) seien alles andere als hilfreich.
Platzprobleme
Die Sicht der jungen Politriege auf die Problematik und ihre vorgeschlagenen Lösungen entsprechen kurz gesagt durchaus den jeweiligen Parteilinien. Dominik Berger sieht etwa staatliche Wohnkostenzuschüsse oder das jüngst eingeführte Bestellerprinzip bei den Maklergebühren als erste gute Schritte an. Insgesamt seien jedoch „noch viel zu wenige Maßnahmen gesetzt worden“, um am für Junge „deprimierenden Wohnungsmarkt“ etwas zu ändern. Keine Regierung der Welt werde es hingegen schaffen, die derzeitige Teuerungswelle auf allen Ebenen auszugleichen.
Susanna Riedlsperger, aus der Kitzbüheler Region stammend, hält den klassischen Wunsch zum Eigenheim zumindest in Tirol „in spätestens 20 Jahren mangels Platzes“ für nicht mehr erfüllbar. Abhilfe könnten so genannte „Lift-up-Projekte“ bringen, also das Aufstocken bereits vorhandener Gebäude. Etwa von freistehenden Gewerbeimmobilen wie Supermarkt-Filialen. Der Wegfall der Grunderwerbssteuer beim „ersten Eigentumskauf“ sei ebenfalls nötig wie auch eine Änderung der Flächenwidmung-Kompetenz weg von der Gemeinde hin auf eine überregionale Ebene.
Für Lukas Korp wären einige kurzfristige Maßnahmen mit sofortiger Auswirkung, vor allem in Wien, wichtig: Stopp der jährlichen Richtwertmietzins-Erhöhungen, ebenso jene für Gebühren wie etwa Müll und natürlich den Zugang zum Gemeindebau nur noch für Österreicher. Langfristig sieht Korp Maßnahmen gegen die „Landflucht“ als wichtig an, was die Städte entlaste und zugleich eine Verbesserung der vorhandenen ländlichen Infrastruktur erfordere. Inklusive Förderungen für Einfamilienhäuser und besserer Kreditkonditionen „für Österreicher“.
MRG-Elefant
Einen „großen Elefanten im Raum“ (Sieberer) sahen praktisch alle Diskutanten als dringend reformbedürftig an – das Mietrechtsgesetz (MRG). Wo, wie, was darin alles verändert gehört, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Bei allen Überlegungen zur Schaffung einer zukunftsträchtigen österreichischen Wohnbaupolitik sieht Uni-Professor Tomaselli ein riesiges Manko: „Wir haben keine richtigen Leerstands-Daten.“ Als Beispiel sei nur auf die Zahl jener Häuser verwiesen, die nach dem Tod der Eltern mangels Bedarfs bei den Erben verlassen in ganz Österreich stehen.
In der Vereinheitlichung aller Bauordnungen, dem rigorosen „Abspecken“ der unzähligen, teils absurden Bauvorschriften und Normen, sah die Runde weitere Punkte für eine entsprechende Kostenreduktion. Die Frage nach dem einen, wichtigsten (politischen) Hebel hin zum „leistbaren Wohntraum“ beantwortete JVP-Mann Berger „unsexy“ so: „Das ist ein ganzheitlicher Prozess, eine Maßnahme allein wird’s nicht richten.“
Feststellungen, die zu einigen Reaktionen im Publikum führten. So hält Club Tirol-Mitglied Erich Benischek, Chef der „Blauen Lagune“ in Vösendorf, die Frage, wie umgehen mit den noch vorhandenen Bodenressourcen verbunden mit dem Thema „Bauen im Bestand“ für eine der wichtigsten. Beim „Flächenfresser“ Gewerbe gelte es etwa, intelligente Lösungen für eine konstruktive Überbauung zu finden. Der renommierte Architekt und Städteplaner Peter Lorenz stellte zu Beginn seines „Co-Referates“ überhaupt die Klärung einer grundsätzlichen Gesellschaftsfrage in den Raum, nämlich die Spannung zwischen dem unter anderem in der Europäischen Sozialcharta festgehaltenen Menschenrecht auf Wohnen versus die Spekulation mit Wohnraum. Diskussionsbeiträge, die wohl eines aufzeigen: das Thema „leistbares Wohnen“ brennt nicht nur den Jungen unter den Nägeln.
Beim „Talk im Turm“ im Publikum mit dabei waren u.a.: die CLUB TIROL-Vorstandsmitglieder Martina Scheiber (HR-SCOPE) und Charlotte Sengthaler (Spa Ceylon Austria). Robert Lasshofer (Vorstandsvorsitzender – Wiener Städtischen Versicherungsverein), Herbert Allram (Vorstandsmitglied – Wiener Städtischen Versicherungsverein). Hannes Gruber (Vienna Insurance Group), Erich Benischek (Blaue Lagune), Peter Lorenz (LORENZATELIERS zt gmbh), Karin Stieldorf (Technische Universität Wien, Fakultät für Architektur), Sabina Berloffa ( Immobilien-Unternehmensberatung), Thomas Hussl (Raiffeisen WohnBau), Peter Lechner (Zürich Versicherung), Herbert Strobl (coaching & consulting), Caroline Kunz (Wahlärztin), Lukas Straganz (Kunz Wallentin Rechtsanwälte), Sarah Felderer (Schönherr Rechtsanwälte), Marcel Wieser (Spiegelfeld&Wohlgemuth) uvm.
Über den Club Tirol:
Rund 40.000 TirolerInnen leben in Wien und Umgebung. Seit nun mehr als dreizehn Jahren bietet ihnen der CLUB TIROL ein politisch unabhängiges Business-Netzwerk. Jährlich veranstaltet der CLUB TIROL für seine mittlerweile rund 600 Mitglieder zahlreiche Veranstaltungen zu Themen aus Wirtschaft, Politik und Kultur. Aktueller Vorstand des CLUB TIROL ist Präsident Julian Hadschieff, Humanocare-Eigentümer, Vizepräsidentin Unternehmensberaterin Renate Danler – Renate Danler Consulting, Peter Kunz – Kunz Wallentin RAE GmbH, Barbara Kolm – Vizepräsidentin der Österr. Nationalbank, Präsidentin des Hayek-Instituts und Direktorin des Austria Economics Center, Kommunikations-Beraterin Charlotte Sengthaler, Stefan Kirchebner – Militärischer Berater im Verteidigungsministerium, Personalberaterin Martina Scheiber HR-SCOPE, Key Account Manager bei café+co und Organisator der Wirtschaftswanderung Herbert Rieser und Susanne Moser-Guntschnig, RHI Magnesita und Vertreterin der Young Leaders im Vorstand.
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Club Tirol