Schlaganfallprävention: Erstmals in Österreich chirurgischer Herzohrverschluss durchgeführt
An der Universitätsklinik für Herzchirurgie von AKH Wien und MedUni Wien wurde erstmals in Österreich ein chirurgischer Herzohrverschluss durchgeführt. In der kleinen Ausstülpung im linken Vorhof des Herzens bilden sich bei Vorhofflimmern am häufigsten Blutgerinnsel, die zu einem Schlaganfall führen können. Bei dem minimal-invasiven Eingriff wird das linke Herzohr endoskopisch komplett mittels Clip verschlossen. Der chirurgische Verschluss ist besonders effizient in der Schlaganfall-Prophylaxe und senkt das Schlaganfallrisiko bei Patient*innen mit Vorhofflimmern um bis zu 95 Prozent. Auch die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten kann nach dem Eingriff deutlich reduziert bis gänzlich weggelassen werden.
Bis zu 200.000 Menschen in Österreich sind von Vorhofflimmern betroffen. Bei der Herzrhythmusstörung können sich durch die fehlende Kontraktion der kleinen Herzkammern (Vorhöfe) Blutgerinnsel bilden, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen. Beim Großteil der Patient*innen bilden sich diese Blutgerinnsel im linken Herzohr. Um einem Schlaganfall vorzubeugen, wird Patient*innen mit Vorhofflimmern häufig eine dauerhafte medikamentöse Blutverdünnung empfohlen. Die Antikoagulation erhöht jedoch das Blutungsrisiko und kann aufgrund von Wechselwirkungen mit zusätzlichen Medikamenten zu Problemen führen. Um das Schlaganfallrisiko nicht-medikamentös zu senken, kann das Herzohr mittels Katheter über die Leiste teilweise verschlossen werden. Bei dem Eingriff wird die Vorhofscheidewand des Herzens punktiert und von innen ein sogenanntes „Schirmchen“ (auch „Watchman“ genannt) eingeführt. Blutverdünnende Medikamente müssen in der Regel weiterhin eingenommen werden.
An der Universitätsklinik für Herzchirurgie von AKH Wien und MedUni Wien wurde nun erstmals in Österreich ein chirurgischer Herzohrverschluss durchgeführt, bei dem das Herzohr komplett verschlossen wird. „Der chirurgische Herzohrverschluss ist ein äußerst effizienter Eingriff. Endoskopisch und damit besonders schonend für Patient*innen wird ein Clip von außen um das Herzohr angebracht, wodurch ein gänzlicher Verschluss gelingt. Durch den Eingriff sinkt das Schlaganfallrisiko bei Patient*innen mit Vorhofflimmern um bis zu 95 Prozent. Kardiologisch relevante Medikamente müssen nach dem Eingriff meist nicht mehr eingenommen werden“, so Günther Laufer, Leiter der Universitätsklinik für Herzchirurgie von AKH Wien und MedUni Wien.
Der minimal-invasive Eingriff wurde im Februar 2023 an der Universitätsklinik für Herzchirurgie bei einer Patientin durchgeführt, die seit einiger Zeit an der Klinischen Abteilung für Kardiologie wegen Vorhofflimmerns in Behandlung war. Die Patientin musste zur Schlaganfall-Prophylaxe eine hohe Dosis blutverdünnender Medikamente einnehmen, die zunehmend zur Belastung für die Patientin wurde. Durch den chirurgischen Eingriff entfällt dies nun.
„Über drei kleine Schnitte in der Achselhöhle und im unteren Brustbereich wurde bei der Patientin ein so genannter Atriclip rund um das linke Herzohr angebracht, der nun das Herzohr komplett verschließt. Es können sich keine Schlaganfall auslösenden Blutgerinnsel mehr im Herzohr bilden und die Patientin erspart sich die lebenslange Blutverdünnung“, so Operateur Marek Ehrlich von der Universitätsklinik für Herzchirurgie. Die Patientin konnte bereits nach drei Tagen entlassen werden und wurde für eine Nachsorgeuntersuchung mit Nahtentfernung nach zwei Wochen wiederbestellt. In einigen Monaten wird überprüft, ob die minimale Dosis von blutverdünnenden Medikamenten, die der Patientin derzeit noch empfohlen wird, bereits weggelassen werden kann.
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