TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: "Arbeiten bis zum Umfallen", von Liane Pircher, Ausgabe vom Sonntag, 26. Februar | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Arbeiten bis zum Umfallen“, von Liane Pircher, Ausgabe vom Sonntag, 26. Februar

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Mit der anrollenden Pensionswelle der Babyboomer wird der Druck, genug Arbeitskräfte zu haben, immer stärker.

Längst ist es nicht nur ein Fachkräfte-, sondern ein Arbeitskräftemangel, der die Firmen belastet. Jeder Einzelne wird am Arbeitsmarkt gebraucht. Kein Wunder, dass Politik und Wirtschaft händeringend nach Möglichkeiten suchen, brachliegende Kräfte zu mobilisieren. 
   Man hat Teilzeit-Arbeitende genauso im Auge wie (angehende) Pensionisten. Bei beiden Gruppen ginge da noch was – mehr und länger arbeiten. Damit könnte man doch den Arbeitskräftemangel etwas abfedern, oder? Hier müssen sich besonders Frauen angesprochen fühlen. Schließlich sind vier von fünf Teilzeitkräften in Österreich weiblich. Auch die Mehrzahl der dazuverdienenden Pensionisten sind Frauen. Fakt ist, dass das eine oft das andere bedingt: Wer in den mittleren Lebensjahren viel in Teilzeit arbeitet, hat später eine schlechte Pension. Gleichzeitig hat die Reduktion der Lohnarbeit vieler Frauen nichts mit Faulheit, sondern damit zu tun, dass sie sich um Kinder und – sind diese groß – oft nahtlos übergehend um ihre Eltern kümmern. Immerhin werden hierzulande fast 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. Eine 40-Stunden-Woche plus anstrengende Sorgearbeit gehen sich physisch wie psychisch einfach nicht aus. Hier wäre eine bessere Anrechnung von Kinderbetreuungs- und Pflegezeiten für die Pension hilfreich. Darüber müsste man genauso reden wie über bessere Arbeitsbedingungen für Arbeitskräfte über 50. Wenn man Menschen möglichst lange im Berufsleben halten will, müssen die Bedingungen stimmen. Wer gerne arbeitet und gesund ist, wird ohnehin länger arbeiten. Wer erschöpft ist, rettet sich in die Pension. Skandinavische Länder zeigen vor, wie es besser gehen könnte. Österreich gibt sich hier noch viel zu konservativ und starr.  

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