„kulturMontag“: Oscar-nominiertes Drama „Tár“, neuer Altenberger-Film „Sterne unter der Stadt“, Schätzing-Adaption „Der Schwarm“
Wien (OTS) – Clarissa Stadler präsentiert am 27. Februar 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2 einen „kulturMontag“ mit spannendem Filmschwerpunkt: So stellt die Sendung das Oscar-nominierte Drama „Tár“ mit Cate Blanchett vor, das gleich mehrere Reizthemen unserer Zeit thematisiert. Im Fokus steht auch Verena Altenbergers neuer Kinofilm „Sterne unter der Stadt“, für den die Schauspielerin anlässlich der Dreharbeiten im Sommer 2021 Haare ließ und infolgedessen für den markantesten Look einer Salzburger „Buhlschaft“ sorgte. Thema ist auch der am 6. März in ORF 1 startende achtteilige Serienevent „Der Schwarm“ nach dem gleichnamigen Ökothriller von Bestseller-Autor Frank Schätzing, der lange Zeit als unverfilmbar galt.
Anschließend an das Magazin steht im „kulturMontag“ die neue, von Susanne Riegler gestaltete Dokumentation „Später Triumph – Renate Bertlmann“ (23.15 Uhr) zum 80. Geburtstag der Pionierin der österreichischen Performancekunst auf dem Programm.
Ein abgründiger Charakter – Cate Blanchett im Oscar-nominierten Drama „Tár“
Berühmt und bewundert, gefürchtet und sexueller Übergriffe verdächtig: Lydia Tàr ist die erste Chefdirigentin eines deutschen Orchesters, eine lesbische Frau auf Erfolgskurs, die ihre Vormachtstellung dazu benutzt, ihre erotischen Gelüste zu befriedigen. Sie fördert junge Frauen nicht nur aufgrund ihrer Talente, sondern erwartet dafür auch Gegenleistungen. Die Hauptfigur in Todd Fields neuem, Oscar-nominierten Drama „Tár“, brillant verkörpert von Cate Blanchett, ist komplett fiktiv. Dennoch generiert der Name Tàr ob der überzeugenden Darstellung zahlreiche Sucheinträge im Internet, schließlich zeugt die Story der eiskalten und eigenwilligen Kulturkarrieristin von der Brisanz der darin verhandelten zeitgenössischen Reizthemen. Die ambivalente filmische Auseinandersetzung des US-amerikanischen Filmemachers mit Cancel Culture, Generationenkonflikten und Machtmissbrauch in der Klassikszene polarisiert in Europa Filmkritik wie Klassikbranche. Als manipulativ, sexistisch und narzisstisch werde die toxische Chefdirigentin dargestellt – Eigenschaften, die sonst Männern zugeschrieben werden. Zusätzlich gilt die Welt der Klassik nach wie vor als männlich dominiert, Chefdirigentinnen sind hier nach wie vor Ausnahmeerscheinungen. Allein in Deutschland werden von 129 Berufsorchestern gerade einmal vier von Frauen geführt. Erst jüngst war in Österreich die Diskussion um die Leitung des Neujahrskonzerts entbrannt, stand am Pult des weltberühmten Klassikereignisses doch noch nie eine Dirigentin. Warum haben Frauen in Führungspositionen nach wie vor Seltenheitswert? Und sind sie in mächtigen Funktionen vor Korrumpierbarkeit gefeit?
Alles aus Liebe – Verena Altenberger in neuen Film „Sterne unter der Stadt“ – und live im Studio
Sie war die „Beste aller Welten“, die robuste, aber lebensfrohe polnische Altenpflegerin Magda, die „Moid mit die Gamsaugen“ in der Mitterer-Verfilmung „Märzengrund“ und – nicht zu vergessen – die Frau mit dem kürzesten Text, aber der größten Wirkung auf der Bühne der Salzburger Festspiele. Nicht das Kleid der ehemaligen „Buhlschaft“ sorgte vor zwei Jahren für Diskussionen, sondern die Haartracht Altenbergers, hatte sie sich doch aufgrund der Darstellung einer Krebskranken den Kopf kahl rasiert. Eben jener Film kommt jetzt ins Kino. Regisseur Chris Raiber führt in seinem Spielfilmdebüt „Sterne unter der Stadt“ in eine surreale Welt voller kurioser Gestalten mitten im weitverzweigten Wiener U-Bahn-System. Alles dreht sich darin um Alexander, der bei seiner Großmutter aufwächst, da sein Vater den frühen Verlust seiner geliebten Frau nie verkraftet hat und seither im dunklen Tunnelsystem der Wiener U-Bahn-Unterwelt lebt. Alexander kennt sämtliche Filmzitate legendärer Revolverhelden auswendig, kann die Lufttemperatur erfühlen und hat schon mit zehn Jahren beschlossen, sich nie zu verlieben, da er nicht dasselbe Schicksal wie sein Vater erleben will. Bis er auf Caro trifft. Eine bittersüße wie ungewöhnliche Liebesgeschichte, die mit Verena Altenberger und Thomas Prenn hochkarätig besetzt ist. Über das seltsame Spiel der Liebe und andere Turbulenzen erzählt die Hauptdarstellerin live im Studio.
Im Überlebens-Clinch – Frank Schätzings Bestselleroman „Der Schwarm“ als TV-Serie im ORF
Wilde Wale, die Menschen angreifen, Eiswürmer, die Tsunamis auslösen, Hummer, die tödliche Erreger verbreiten: Ein Team renommierter Wissenschafter/innen soll die Erde vor einem schaurigen Untergang bewahren. Können sie die ökologische Katastrophe abwenden oder hat die unbekannte Spezies in den Tiefen des Meeres das Schicksal der Menschheit bereits besiegelt? Und wer ist bei diesem Unterfangen eigentlich das wahre Monster? Bestseller-Autor Frank Schätzing hat vor fast 20 Jahren mit dem Sci-Fi-Ökothriller „Der Schwarm“ seinen Durchbruch geschafft. Allein im deutschen Sprachraum wurde er rund 4,5 Millionen Mal verkauft und weltweit in 27 Sprachen übersetzt. Der Mensch und das Meer im Clinch ums Überleben – ein brandaktuelles wie brennendes Thema. Denn wie können wir im Einklang mit unserem Planeten leben, den wir vermüllen, vergiften und unentwegt zerstören? Jahrelang galt der knapp tausendseitige Stoff als unverfilmbar – nach mehreren gescheiterten Anläufen kommt der Thriller nun ins TV und ist die bisher größte europäische Serien-Koproduktion – mit starker österreichischer Beteiligung. Neben dem ORF als Kopartner führte bei vier von acht Folgen Barbara Eder („Thank you for Bombing“, „Tatort“, „Landkrimi“) Regie. ORF 1 zeigt den Serienevent ab 6. März, ergänzt durch die Dokumentation „Der Schwarm – Die Rache der Ozeane“ und die Diskussionsrunde „Der Schwarm – Let’s talk“ (u. a. mit Regisseurin Barbara Eder und Polar-und Tiefseeforscherin Antje Boetius). Weitere Details unter presse.ORF.at
Dokumentation „Später Triumph – Renate Bertlmann“ (23.15 Uhr)
Renate Bertlmann ist eine Pionierin der österreichischen Performancekunst. Jahrzehntelang wurde ihr Schaffen von heimischen Galerien und Museen ignoriert. Nun sind ihre Werke in großen internationalen Museen zu sehen und erzielen Spitzenpreise. Seit den 1960er Jahren arbeitete sie beharrlich und unbeirrt an ihren Themen wie Liebe, Sexualität und Geschlechterrolle. Von ihren subversiv-ironischen und „schamlosen“ Enthüllungen traditioneller Rollenbilder fühlten sich manche Männer auf den Schlips getreten. 2017 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis. Renate Bertlmann war die erste Frau in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Teilnahme Österreichs an der Biennale in Venedig, die den Österreich-Pavillon mit einer Solo-Schau bespielen durfte. Regisseurin Susanne Riegler blickt in ihrer Dokumentation „Später Triumph“ auf eine Frau, die sich mit Leidenschaft und Humor der feministischen Kunst verschrieben hat.
Die Künstlerin präsentierte bei der 58. Venedig-Biennale im Innenhof des Pavillons einen Rosengarten mit 312 Rosen aus Murano-Glas, aus denen eine scharfe Klinge ragte. Als Zeichen der Liebe, aber auch des Widerstands: „Ich wehre mich, ich bin widerständig, ich lasse mir nichts mehr gefallen“, sagt Renate Bertlmann im Filmporträt mit leidenschaftlichem Unterton.
Reinhold Bertlmann, seit 52 Jahren mit der Künstlerin verheiratet, hat als Quantenphysiker einen unbestechlichen Blick auf ihr Werk. Für ihn war es klar, dass ihr Werk einmal explosionsartig hinausmusste:
„Wie bei einer halbdurchlässigen Membran, wo der molekulare Druck zu groß wird“, so der Physiker.
Wesentlich für Renate Bertlmanns Erfolg am internationalen Kunstmarkt war die Sammlungstätigkeit von Gabriele Schor, Direktorin der „Sammlung Verbund“, die als eine der ersten Werke von Bertlmann kaufte. Auch die Kunsthistorikerin und Biennale-Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein und Stella Rollig, die Direktorin des Belvederes, erzählen über die kunsthistorische Bedeutung von Renate Bertlmann als wesentliche Protagonistin der „Feministischen Avantgarde“. Anlässlich Bertlmanns 80. Geburtstags würdigt im Herbst das Belvedere 21 das Werk der Wienerin mit einer ersten umfassenden Retrospektive. 50 Prozent der Arbeiten wurden noch nie ausgestellt. Für die Künstlerin ist es tatsächlich wie ein Geschenk: „Ich werde das erste Mal in meinem Künstlerinnenleben viele meiner Werke in einem anderen Ambiente – außerhalb des Ateliers – genießen können“.
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