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Frauengesundheitsbericht 2022: Frauen leben länger in schlechter Gesundheit

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Frauen leben länger – verbringen aber mehr Zeit in schlechter Gesundheit als Männer. Das ist eine der wesentlichen Erkenntnisse des Frauengesundheitsberichts, der nach mehr als zehn Jahren neu erstellt wurde. Er wurde heute von Gesundheitsminister Johannes Rauch und Projektleiterin Sylvia Gaiswinkler von der Gesundheit Österreich GmbH präsentiert. Der Bericht zeigt: Frauen leben länger als Männer – die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen beträgt knapp 84 Jahre, die von Männern knapp 78,9 Jahre. Nach selbsteingeschätzem Gesundheitszustand verbringen Frauen aber knapp 20 Jahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit, Männer knapp 15 Jahre.Haupttodesursache bei Frauen sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Sie machen 35,7 Prozent aller Todesursachen aus, das liegt signifikant über dem Anteil bei Männern. Frauen leiden auch häufiger unter psychischen Erkrankungen als Männer. Sie machen rund 15 Prozent der Erkrankungen von Frauen aus.***

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache von Frauen in Österreich. Im Jahr 2021 waren 35,7 Prozent aller Todesfälle von Frauen auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zurückzuführen. Bei Männern waren es mit 32,9 Prozent deutlich weniger. Trotzdem gelten Herz-Kreislauf-Erkrankungen als typisch männliche Erkrankungen. Dies liegt unter anderem an den unterschiedlichen Symptomen und der oft verspäteten Diagnosestellung bei Frauen. Eine Ursache dürfte die höhere Stressbelastung von Frauen sein, die auch mit psychischen und physischen Beeinträchtigungen einhergeht.

Zweithäufigste Todesursache sind Krebserkrankungen, auf die 22,1 Prozent der Todesfälle zurückzuführen sind. Frauen leiden häufiger an psychischen Erkrankungen als Männer: Sie machen 15 Prozent der Erkrankungen von Frauen auch, bei Männern sind es 13,9 Prozent. Bei Mädchen und jungen Frauen unter 20 Jahren sind psychische Erkrankungen mit 27 Prozent sogar die häufigste Ursache für in Krankheit und Beeinträchtigung verbrachte Lebensjahre.

Erstmals seit 10 Jahren erschienen

Diese Daten hat Gesundheitsexpertin Sylvia Gaiswinkler von der Gesundheit Österreich GmbH mit einem Team von Expert:innen für den Frauengesundheitsbericht erhoben, der nach mehr als zehn Jahren erstmals neu erschienen ist. Gaiswinkler ist von der Bedeutung des Berichts überzeugt: „Eine Vielzahl von Faktoren, die die Gesundheit von Frauen und Mädchen betreffen, werden in klassischen Gesundheitsberichten nicht angesprochen. Mit diesem Bericht stellen wir erstmals seit zehn Jahren wieder die Gesundheit von Frauen und Mädchen in den Vordergrund. Die Themen reichen von frauenspezifischen Erkrankungen über Fragen geschlechterspezifischer Versorgung bis zu den sozioökonomischen Faktoren wie einem erhöhtem Armutsrisiko“, so die Autorin.

Wissenschaftskommunikatorin und medizinische Informatikerin Elka Xharo kritisiert, dass in der Medizin und Forschung viel zu lang vom Mann als standardisierte Norm ausgegangen wurde: „Es gibt auch in der Medizin einen Gender Data Gap. Ob bei Medikamentenzulassungen oder bei Herzinfarktsymptomen, eine geschlechtergerechte Erhebung und Auswertung von Daten ist essentiell. Der neue Frauenbericht leistet hierbei einen wertvollen Beitrag, um die spezielle Situation und Bedürfnisse von Frauen sichtbar zu machen.“

Gesundheitsminister Johannes Rauch hält „einen Perspektivenwechsel im Gesundheitssystem für notwendig“. Einen Fokus will er auf die psychische Gesundheit von Frauen, besonders von jungen Mädchen legen: „Wir setzen hier bereits wichtige Schritte – im Rahmen der Initiative ‘Gesund aus der Krise’ wird beispielsweise das bundesweite Projekt ‘selbst♀*wert plus’ gefördert, das psychosoziale Belastungen von Mädchen und jungen Frauen abfedert. In den nächsten Jahren sind aber sicher weitere Initiativen nötig“, so Gesundheitsminister Rauch.

Sexuelle Gesundheit nach wie vor Tabu-Thema

Wichtiges Thema im Frauengesundheitsbericht 2022 ist die sexuelle Gesundheit von Frauen. Sie wird nach wie vor stark aus der Risikoperspektive betrachtet, zum Beispiel zur Schwangerschaftsvorbeugung. Hier muss vor allem bei der sexuellen Bildung für Frauen und Mädchen nachgeschärft werden, betont Gesundheitsminister Rauch: „Es geht unter anderem darum, Mythen zu tabuisierten und stigmatisierten Themen wie Menstruation, Sex oder Möglichkeiten der Verhütung offen zu diskutieren.“ Denn obwohl sich 80 Prozent der 14- bis 17-jährigen Mädchen in sexuellen Fragen für aufgeklärt halten, ist der Informationsbedarf zu sexuellen Praktiken, Schwangerschaft und Geburt sowie zu Geschlechtsorganen annähernd gleich hoch wie vor mehr als 40 Jahren.

Studien zu Menstruationsgesundheit und kostenloser Verhütung

Klar stellt der Frauengesundheitsbericht 2022 fest, dass in Österreich noch mehr Daten gesammelt werden müssen, die sich explizit mit der Gesundheit von Frauen befassen. Das Gesundheitsministerium hat dazu im Vorjahr bereits eine Studie zur Menstruationsgesundheit in Auftrag gegeben. Ihre Ergebnisse werden Ende des Jahres 2023 erwartet. Eine weitere Studie erhebt den Bedarf kostenfreier Verhütungsmittel.

Gesundheits-und Sozialminister Rauch weist auch auf die zahlreichen Projekte rund um Frauengesundheit hin, die im vergangenen Jahr erfolgreich umgesetzt wurden. Mit der Ausweitung der kostenlosen HPV-Impfung bis zum 21. Geburtstag ist ein Meilenstein in der Krebsprävention gelungen. Aufgrund des großen Erfolgs wird heuer auch das Projekt „Frühe Hilfen“ bundesweit ausgerollt – ein präventives Unterstützungsangebot für alle werdenden Mütter bzw. Familien in einer Lebensphase, die durch Veränderungen sowie Herausforderungen geprägt ist. Auch die Reform des Mutter-Kind-Passes ist bereits vereinbart. Er wird künftig als Eltern-Kind-Pass mit erweiterten Leistungen angeboten und wird auch in einer elektronischen Version zur Verfügung stehen.

Der Frauengesundheitsbericht 2022 steht auf sozialministerium.at zum Download zur Verfügung.

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