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Karrierekiller? Wenn junge Mütter auf Mini-Jobs setzen

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In Österreich ist Teilzeitarbeit weiblich. Fast die Hälfte der erwerbstätigen Frauen geht hierzulande einer Teilzeitbeschäftigung nach. Noch höher ist die Teilzeitquote unter jungen Müttern. Ähnliches gilt für Deutschland. Doch wie wirken sich Mini-Jobs auf den langfristigen Arbeitsmarkterfolg von Müttern aus? 

Mini-Jobs verschärfen Karriere-Nachteile

Genau das hat die deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin Regina T. Riphahn anhand von Daten zum deutschen Arbeitsmarkt empirisch untersucht. Mit dem Ergebnis: Frauen, die nach der Geburt zunächst geringfügig gearbeitet haben, sind noch zehn Jahre später seltener regulär beschäftigt und werden schlechter entlohnt als Mütter, die nach der Geburt sofort wieder in einem regulären sozialversicherungspflichtigen Job tätig waren.

„Damit verschärfen Mini-Jobbeschäftigungen die sogenannte motherhood penalty, also die Karrierenachteile durch Mutterschaft. Gesamtgesellschaftlich wird dadurch der Fachkräftemangel verstärkt“, sagt Riphahn, die in der von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und Statistik Austria gemeinsam veranstalteten Vortragsreihe auch über arbeits- und sozialpolitische Regelungen sprechen wird. 

Statistische Daten wichtig für Forschung und Politik

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt: „Die Studie von Regina T. Riphan spricht einen wichtigen Punkt zum Thema Fachkräftemangel an. Noch immer binden wir Frauen, zumal junge Mütter, zu wenig in den Arbeitsmarkt ein. Viele flüchten in Mini-Jobs mit der Konsequenz von erheblichen Karriere-Nachteilen. Übrigens: Um das methodisch sauber nachzuweisen, benötigen wir Mikrodaten. Die Verwendung von Mikrodaten für derartige wissenschaftliche Studien ist Forscherinnen und Forschern nun auch in Österreich möglich. Mit neun Millionen Euro fördert die ÖAW das Programm zur Registerforschung, das in den kommenden Monaten mit einer Roadshow vorgestellt wird.“

Ulrike Diebold, Vizepräsidentin der ÖAW, ergänzt: „Die Lectures von Statistik Austria und Österreichischer Akademie der Wissenschaften geben wichtige Impulse für Diskussionen über aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Wir freuen uns, dass wir für den kommenden Vortrag die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Vizepräsidentin der deutschen Leopoldina, Regine T. Riphahn, gewinnen konnten. Lohneinbußen sind für Mütter in Österreich und Deutschland höher als in anderen vergleichbaren Ländern. Die Daten dazu geben uns Aufschluss über die Faktoren, die zu dieser Situation führen.“ 

„Die Analyse des Arbeitsmarkts auf Basis statistischer Daten schafft die Grundlage für evidenzbasierte Maßnahmengestaltung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, etwa wenn es um die Gleichstellung von Frauen oder den sich verschärfenden Arbeits- und Fachkräftemangel geht. Dabei ist die enge Zusammenarbeit zwischen der Statistik Austria und der Wissenschaft wesentlich. Die Kooperation mit der ÖAW und der Aufbau neuer Forschungsdateninfrastrukturen bei Statistik Austria wie das Austrian Microdata Center und das Austrian Socio-Economic Panel weisen hier in die Zukunft. Wichtige Erkenntnisse zur Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familie wird auch die aktuell laufende Zeitverwendungserhebung liefern“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. 

Über Regina Riphahn

Regina T. Riphahn ist Inhaberin des Lehrstuhls für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) in Nürnberg. Zudem ist sie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Academia Europaea sowie Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und designierte Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik.

Interview mit Regina Riphahn

Ein Interview mit Regina Riphahn zu ihrer aktuellen Studie findet sich auf der Website der ÖAW zum Nachlesen:

https://www.ots.at/redirect/oeaw12

Termin und Vortrag

„Geringfügige Beschäftigung und der Arbeitsmarkterfolg junger Mütter – empirische Evidenz“
Montag, 17. Oktober 2022, 18.00 Uhr
Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien

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