Stellungnahme zu den Reaktionen auf mein Kurier Gespräch vom 2. Oktober 2022
Entgegen meinem Vorsatz, sehe ich mich nun doch veranlasst, einigen Anwürfen und Behauptungen entgegenzutreten, die seit Erscheinen gegen mich erhoben wurden.
Zunächst einmal: Nochmals und in aller Klarheit, in diesem Gespräch habe ich zunächst meiner Freude über viel Erreichtes und die weiteren Projekte an der Wiener Staatsoper Ausdruck verliehen. Nichts aus dem ganzen Gespräch, kann jemand auch nur im Ansatz als einen Angriff auf das Haus oder seinen Direktor ansehen.
Meine Äußerungen zum gegenwärtigen Operntheater waren explizit allgemein und ebenso deutlich nicht auf die Wiener Staatsoper bezogen und beschäftigten sich doch vordringlich mit der Art der Zusammenarbeit und meinem Wunsch einen wirklichen Neuansatz zu finden.
Der Versuch mancher, mich ins konservative Eck stellen zu wollen, ist bei meiner bisherigen Berufslaufbahn geradezu absurd. Ich habe mit nahezu allen namhaften Regisseuren gearbeitet und ich bin in jede dieser Begegnungen offen und mit Neugierde gegangen. Ich möchte hier nicht das gesamte Gespräch wiederholen, aber was im Nachhinein daraus gemacht wurde, hat mit dem wirklichen Inhalt wenig zu tun. Wenn man nicht unbedingt will, kann man das auch nicht missverstehen.
In aller gebotenen Deutlichkeit, hier gibt es nicht den geringsten Angriff gegen die Wiener Staatsoper – ganz im Gegenteil! Hier gibt es keinen Angriff gegen den künstlerischen Leiter des Hauses. Ich habe in meinem ganzen Berufsleben künstlerische Kontroverseren nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen, aber ich darf trotzdem noch meine Meinung äußern, auch zum Operntheater der Gegenwart. Noch dazu ist diese ja seit vielen Jahren kein Geheimnis, sie ist ja im Wesentlichen bereits in einem Buch enthalten, das Herr Dr. Roščić freundlicherweise höchst selbst in der Wiener Staatsoper präsentiert hat. Das was ich damals und heute sagte, ist nicht eine verwirrte Einzelmeinung, sondern es ist die Ansicht der überwältigenden Zahl meiner Kollegen – manche äußern es wie ich offen, manche eher verklausuliert, manche sagen einfach nur: „ich schaue schon lange nicht mehr auf die Bühne“ und manche schweigen einfach diplomatisch. Nur die Haltung ist immer die gleiche.
In seiner von vielen doch als befremdlich wahrgenommenen Reaktion, schreibt der Staatsoperndirektor, er wolle die Sache nicht weiter kommentieren.
Tatsächlich aber hat er mit dem Kommentieren bis heute gar nicht aufgehört. Nachdem er mir zunächst über seinen Personalchef nahelegen ließ, ebenso wie er ein ORF Interview abzulehnen, ist er dann alleine in der ZIB 1 erschienen um seine Darstellung persönlich vorzutragen.
Am nächsten Tag das gleiche im Mittagsjournal von Ö1 und dann folgte auch noch ORF III, diesmal durfte ein ihm nahestehender Journalist Abwertendes über mich verbreiten.
Durchaus erstaunlich ist dann ein Kommentar, in der von der Bundestheater Holding mitbestimmten Zeitschrift, wo der Ehemann der Pressesekretärin der Wiener Staatsoper in Sätzen die Wort für Wort von Herrn Dr. Roščić stammen könnten, in doch sehr bedenklichem Niveau auf mich losflegelt. Hier werden dann angebliche Mitarbeiter des Hauses bemüht und die Frage gestellt, wie ich mit diesen weiter zusammenarbeiten könnte.
Also bitte sehr, gerne auch dazu: die erste Reaktion, die mich von Mitarbeitern des Hauses erreichte, war ein Anruf des Betriebsrates des Orchesters der Wiener Staatsoper, der sich über die Vorgänge höchst verwundert und gar nicht erfreut zeigte, die Entwicklung ausdrücklich bedauerte und auch so manches als „aufklärenswert“ empfand.
Ich hörte durchaus noch von Mitarbeitern, die zunächst durchwegs meinen Abgang 2025 bedauerten und mir auch inhaltlich zu meinen Ausführungen zustimmten.
Was den Hinweis auf Regisseure betrifft, mit denen ich in Zukunft arbeiten soll, ist der in dem Anwurf gebrachte Vergleich geradezu grotesk. Gerade Barrie Kosky, der hier erwähnt wird, habe ich in dem KURIER Gespräch als bestes Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit erwähnt. Und was der Hinweis auf weitere Regisseure betrifft, mit denen ich arbeiten soll, braucht man sich auch keine Sorgen zu machen. Tatsächlich haben sich einige bei mir gemeldet, aber diese wollten vor allem besorgt wissen, ob ich die angesagten Produktionen auch wirklich dirigieren würde.
Ich habe mich um den Posten des Musikdirektors der Wiener Staatsoper nicht beworben. Als Bogdan Roščić ihn mir offerierte, hatte ich durchaus Bedenken – wie sich heute zeigt vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Aber ich habe mich dazu entschlossen, ich stehe zu diesem Vertrag und es gibt auch keinen Grund, daran etwas zu ändern.
Ich werde am 17. Oktober, genau wie es vorgesehen ist, die Proben zu den Meistersingern in Wien aufnehmen und alle vertraglichen Verpflichtungen bis zum Juni 2025 erfüllen und zwar mit derselben Begeisterung und Energie, wie ich es von Anfang an getan habe.
Philippe Jordan
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