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Afghanistans starke Frauen im Parlament

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Seit der neuerlichen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan vor einem Jahr kämpfen insbesondere Frauen und Mädchen dort um ihre Freiheit und Rechte. Einige dieser Kämpferinnen standen im Mittelpunkt der Veranstaltung "Afghanistans starke Frauen: Ein Jahr Widerstand gegen die Taliban-Herrschaft", zu der Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures gemeinsam mit dem Thinktank Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC) und der NGO "Frauen ohne Grenzen" / "Women without Borders" (WwB) ins Parlament eingeladen hatte. Die Frauen gaben Einblicke in ihre aktuelle Situation in ihrer Heimat und im Exil und berichteten von ihrem Widerstand.

Die Machtübernahme der Taliban im August 2021 sei für viele, insbesondere für Frauen, die Wiederholung eines Albtraums gewesen, sagte Parlamentsvizedirektorin Susanne Janistyn-Novák, die die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures vertrat. Trotz allem gebe es mutige, willensstarke, solidarische Frauen, die nicht aufgeben und durch ihr Wirken anderen Hoffnung geben. Sie würden trotz ihrer Bedrängnis alles in ihrer Macht Stehende tun, um für die Frauen in ihrem Land zu kämpfen. Um die Situation von Frauen in Afghanistan zu verbessern, brauche es aber auch Engagement, Beistand und Beharrlichkeit der internationalen Staatengemeinschaft. "Wir lassen nicht zu, dass Frauen in Afghanistan unsichtbar werden. Wir schauen hin, erheben mit ihnen und für sie unsere Stimmen", so Janistyn-Novák.

Es sei nicht selbstverständlich, dass man auf die Situation von Frauen am anderen Ende der Welt blicke, sagte Sybille Straubinger, Direktorin des Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation (VIDC). Das mediale Scheinwerferlicht richte sich leider schnell auf die nächste Krise. Deshalb sei es Teil ihrer Arbeit, die Situation in Afghanistan nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, "denn die Frauen Afghanistans geben Hoffnung, machen Mut und sie gehören gehört", so Straubinger.

Für Laura Kropiunigg, Executive Director von Women without Borders (WwB), sind die Frauen in Afghanistan "politische Gefangene eines Systems, das ihnen einen einzigen Vorwurf macht: Sie sind Frauen". Sie sprach von einer Gender-Apartheid, die mit Gewalt durchgesetzt werde. Frauen, die Widerstand leisten, werden verfolgt, verschleppt, vergewaltigt oder getötet, so Kropiunigg.

Die Machtübernahme der Taliban betreffe alle Menschen in Afghanistan, sagte die Botschafterin der Islamischen Republik Afghanistan in Österreich, Manizha Bakhtari, in ihren Grußworten. Besonders aber seien Frauen und Mädchen betroffen, deren Rechte vor ihren Augen verschwinden. Die Diskriminierung trete jeden Tag auf, etwa wenn Frauen nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen dürfen oder sich an strenge Kleidungsvorschriften halten müssen. Protesten begegne das Regime mit Gewalt. Doch die Afghaninnen seien weiterhin stark, so Bakhtari, die die internationale Gemeinschaft aufrief, die Frauen in Afghanistan zu unterstützen. Die Botschafterin nutzte ihre Rede auch für eine Schweigeminute in Gedenken an die Opfer eines Anschlags auf eine Schule in Kabul vergangenen Freitag.

Einblicke in die aktuelle Situation afghanischer Frauen und Mädchen

Wie Frauen und Mädchen in Afghanistan unter dem Taliban-Regime sowie im Exil derzeit leben und Widerstand leisten, berichteten mehrere Frauen in eindrücklichen Beiträgen. Zwei Frauen haben in Afghanistan – unter Decknamen und teilweise ohne ihr Gesicht zeigen zu können – Videobotschaften aufgenommen. Eine der beiden, eine Bürgerrechtsaktivistin, spricht darin von systematischer Ausgrenzung von Frauen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Sie selbst sei all ihrer Rechte beraubt worden und werde ständig von Gewalt bedroht. Die zweite Frau, eine Doktoratsstudentin in Soziologie, berichtet darin von ihrer Methode des Widerstands. Sie hat einen Buchklub für Frauen gegründet, weil sie Frauen mit Wissen und mentaler Stärke ausstatten will. Beide Frauen warfen der internationalen Gemeinschaft vor, zu schweigen und die Afghaninnen alleinzulassen.

Auch Suraya Pakzad, Direktorin der Organisation Voice of Women, forderte in ihrer Keynote sofortige Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, insbesondere von der EU und Österreich. Mit ihrer Organisation hat Pakzad bereits während der ersten Taliban-Herrschaft Frauen und Mädchen unterstützt und etwa Geheimschulen im Untergrund organisiert. Trotz aller Herausforderungen seit der neuerlichen Machtübernahme der Taliban im August 2021 führe ihre Organisation diese Hilfe fort. Nun müsse auch die internationale Gemeinschaft handeln. Pakzad forderte etwa, dass bei allen Hilfsmaßnahmen besonders die Bedürfnisse der Frauen berücksichtigt werden und mit von Frauen geführten Organisationen im Land zusammengearbeitet wird.

Leben in zwei Welten

Mosamah Regl, Gründerin des afghanischen Vereins Fivestones in Graz, zeigte sich in ihrer Keynote frustriert darüber, dass in Österreich zu wenig getan werde, um Afghan:innen zu helfen. Sie selbst ist mit acht Jahren als kriegsverletztes Kind nach Österreich gekommen. Sie sei jetzt zwar Österreicherin, trage aber das schwere Erbe der Afghan:innen mit sich, so Regl. Wie viele ihrer Landleute, die ins Ausland fliehen konnten, sei sie zwar froh, in Sicherheit leben zu können. Sie habe aber gleichzeitig damit zu kämpfen, immer in zwei Welten zu leben – "in einer Welt, die zerbrochen ist, und in einer Welt, die uns nicht haben will". Regl übte massive Kritik am österreichischen Staat, etwa angesichts des restriktiven Asylsystems, und forderte Erleichterungen für die Familienzusammenführung.

Frauenrechtsaktivistin Husna Jalal engagiert sich ebenso im Exil für die Rechte der Frauen in Afghanistan. Die Tochter der ersten Frau, die für die Präsidentschaft in Afghanistan kandidierte, lebt derzeit in den Niederlanden. Mit der Machtübernahme der Taliban seien alle Fortschritte der vergangenen 20 Jahre verloren gegangen. Frauen haben ihre grundlegenden Menschenrechte verloren. Die Taliban würden verhindern wollen, dass Mädchen und Frauen Bildung erhalten und ihre Stimmen erheben. Doch sie würden übersehen, dass die Frauen von heute ihr Land nicht abschreiben werden. Sie würden jeglichen gewaltfreien Protest nutzen, um für das Land zu kämpfen, das in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut worden ist. Dennoch forderte auch Jalal nachdrücklich konkrete Aktivitäten der internationalen Gemeinschaft. Es gelte, die Taliban durch Sanktionen unter Druck zu setzen, damit die Rechte von Frauen und Mädchen wieder hergestellt werden.

Die Veranstaltung wurde moderiert von Edit Schlaffer, Vorsitzender von Women without Borders, und Michael Fanizadeh, Projektkoordinator im Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation. Sie unterstrichen am Schluss der Veranstaltung einmal mehr, dass das Schicksal der afghanischen Frauen nicht in Vergessenheit geraten dürfe. (Schluss) kar

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung sowie eine Rückschau auf vergangene Veranstaltungen finden Sie auf der Website des Parlaments.


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