Synodaler Prozess: Österreich-Bericht veröffentlicht
Wien (KAP) – Ein vielfältiges und vielschichtiges Bild von Kirche und den zentralen Herausforderungen zeichnet die „Nationale Synthese zum synodalen Prozess“, die von der Österreichischen Bischofskonferenz Mitte August nach Rom weitergeleitet wurde. Gemeinsam mit Erzbischof Franz Lackner, dem Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, haben die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak und die Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) in Innsbruck, Petra Steinmair-Pösel, am Mittwoch in Wien den Österreich-Bericht der Öffentlichkeit vorgestellt. Zentral sind u.a. die Themen Geschlechtergerechtigkeit und Partizipation in der Kirche.
Der Prozess hat für Erzbischof Lackner deutlich gemacht: „Als Kirche stehen wir in einer doppelten Verantwortung. Einerseits für das Reich Gottes hier vor Ort, wie es lebt, leidet und von Sehnsüchten geprägt ist. Andererseits aber auch in der Verantwortung empfänglich, andockfähig, ergänzungsfähig zu bleiben mit Blick auf die Universalkirche.“ Die große Herausforderung bestehe darin, beidem gerecht zu werden.
Petra Steinmair-Pösel, sie war maßgeblich an der Endredaktion des Textes beteiligt, skizzierte die inhaltlichen Eckpunkte des Österreich-Berichts. Anliegen aus der synodalen Beratung, die man vor Ort aufgreifen kann, sollten sofort umgesetzt werden, so der Wunsch der Gläubigen. Dazu gehörten Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, etwa durch gezielte Förderung von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen, oder der Ausbau von Partizipationsmöglichkeiten in Richtung Transparenz von Entscheidungsprozessen und Mitbestimmung auf allen Ebenen.
Ein weiterer Bereich sei die vermehrte Mitwirkung von Laien und Laiinnen in der Liturgie, beispielsweise durch Predigt- und Tauferlaubnis für Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten und die Erlaubnis für Krankenhausseelsorgerinnen und -seelsorger, die Krankensalbung zu spenden.
Weitere zentrale Anliegen seien das Bemühen um eine verständlichere Sprache in Liturgie und Verkündigung sowie ein pastoraler Umgang mit Menschen, die in verschiedener Weise vom kirchlichen Leben ausgeschlossen sind; ebenso eine weiterhin transparente Aufarbeitung von Missbrauch und die Förderung von Glaubensbildung.
Bei Anliegen, die nicht vor Ort umgesetzt werden können, wünschten sich die Gläubigen eine Thematisierung auf entsprechender kirchlicher Ebene. Dazu zählten gemäß den Synthesen Themen wie der Zugang von Frauen zur Weihe und den damit verbundenen Ämtern, der Zölibat als Zulassungsbedingung zum Weiheamt oder die Adaptierung von Lehrmeinungen; etwa ein Überdenken mancher kirchlicher Positionen im Bereich der Sexualmoral.
Ein weiteres zentrales Ergebnis: Das Engagement der Kirche im karitativen und gesellschaftspolitischen Bereich sei essenziell, unverzichtbar und werde geschätzt.
Deutlich werde bei den bisherigen Beiträgen zum Synodalen Prozess auch, dass Gemeinschaft in erster Linie in den Pfarrgemeinden erlebt werde. Ein weiteres Thema bzw. Anliegen: Partizipation müsse in allen Bereichen und auf allen Ebenen gefördert werden.
„Innerkirchliche Themen brennen auf der Seele“
Prof. Regina Polak, die dem nationalen Synodenteam angehört, betonte in ihren Ausführungen, dass die bisherigen Ergebnisse des Synodalen Prozesses eine starke Binnenorientierung der österreichischen Kirche zeigten, die einer Horizonterweiterung über die Kirchengrenzen hinaus bedürfe. Es hätten beim bisherigen Prozess Themen dominiert, die die Kirche in Österreich bereits seit Jahrzehnten beschäftigen. Es scheine, dass der diesbezügliche Reformstau die Kirche in Österreich daran hindere, sich intensiv mit ihrer Sendung in der taumelnden Welt des 21. Jahrhunderts zu befassen.
Jene Anliegen und Argumente, die nur weltkirchlich entschieden werden können, sollten die Bischöfe „beherzt“ auf den nun folgenden Bischofssynoden einbringen und verständlich machen – „denn sie sind auch Fürsprecher ihrer Gläubigen“. Die Bischöfe müssten diese Anliegen nicht teilen, betonte Polak, „aber sie sollten schwierige Themen auch nicht in vorauseilendem Gehorsam vorschnell unter den Tisch fallen lassen“.
Synodale Beratungen auf Europa-Ebene
Erarbeitet wurde die Österreich-Synthese von einem Autorenteam, dem kein Bischof angehörte. Die Bischöfe haben das Dokument, das die authentische Stimme der Katholikinnen und Katholiken in Österreich wiedergeben will, lediglich mit einem Begleitwort ergänzt, das von Erzbischof Lackner und Bischof Josef Marketz gezeichnet ist. Wiewohl keine genauen Zahlen vorliegen, dürften sich insgesamt rund 50.000 Menschen österreichweit am Synodalen Prozess beteiligt haben, wie es hieß.
Erzbischof Lackner bekräftigte, dass man die auf dem Tisch liegenden Ergebnisse nun in den weiteren Synodalen Prozess einbringen wird. Nach der nationalen Phase wird der Prozess nun auf kontinentaler Ebene fortgesetzt. Die kontinentale Versammlung für Europa wird im Februar 2023 in Prag stattfinden. Daran werden nicht nur Bischöfe, sondern auch drei Laiinnen bzw. Laien pro Nation teilnehmen. – Aus Österreich sind dies neben Erzbischof Lackner Prof. Polak und Rektorin Steinmair-Pösel sowie Markus Welte, der zuständige Referent für den Synodalen Prozess in der Erzdiözese Salzburg. „Wir dürfen gespannt sein“, so Lackner, „wohin uns der Geist Gottes durch diesen gemeinsamen Weg auf allen Kontinenten weiter führen wird“. Der Erzbischof bekräftigte zudem auf Nachfrage, dass der Synodale Prozess auch in Österreich weitergehen werde.
Hauptgrund für berechtigte Zuversicht im Blick auf die Weltsynode sei Papst Franziskus selbst, „der uns mit dem weltweiten Synodalen Prozess wieder einmal überrascht hat“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz auf Nachfrage. „Die großen Themen liegen auf dem Tisch, und das ist gut so“, hielt der Erzbischof fest und sagte: „Ich hoffe sehr, dass wir einen Schritt weiterkommen.“ Es gelte, jetzt so zu säen, dass andere ernten können. „Dafür brauchen wir die Weichenstellungen jetzt.“
(Honorarfreie Bilder und von der Pressekonferenz sind in Kürze unter www.kathpress.at/fotos verfügbar, O-Töne unter www.kathpress.at/audio)
(Wortlaut der „Nationale Synthese zum synodalen Prozess“ unter:
www.bischofskonferenz.at)
((forts. mgl.)) GPU/PWU
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