Politik geht mit Vogel-Strauß-Strategie ins neue Schuljahr
Kommende Woche starten wieder über eine Millionen Schüler*innen in das neue Schuljahr und stehen dabei vor einerseits alt bekannten- und andererseits sich bereits lang abzeichnenden Problemen. Die in den letzten Jahren akkumulierten Probleme in der COVID Prävention, bei fehlenden Sonderbetreuungszeiten und bzgl. der Überbelastung von Jugendlichen werden weitgehend ignoriert. Gleichzeitig bringt die Teuerung neue existenzgefährdende Schwierigkeiten für Familien. Die Politik antwortet mit einer Vogel-Strauß-Strategie. „So sehr die Bundesregierung die Normalität herbeireden will, so sehr wissen wir doch alle, dass wir davon meilenweit entfernt sind“, so Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. „Teuerung, COVID, fehlende Sonderbetreuungszeit, Überbelastung von Schüler*innen, diese Probleme verschwinden nicht einfach. Auch dann nicht, wenn die Politik davor den Kopf in den Sand steckt.“
Teurer Schulstart ist nur die Spitze des Eisbergs
Die ohnehin hohe finanzielle Belastung für Familien zu Schulbeginn wird durch die Inflation noch einmal verschärft. Auswirkungen davon spürt SOS-Kinderdorf bereits jetzt. „Der Schulanfang ist für alle Familien finanziell eine Belastung. Für immer mehr Familien geht es sich dieses Jahr aber einfach nicht mehr aus“, so Moser „Unsere Sozialmärkte stoßen vielfach an ihre Belastungsgrenze. Seit Weihnachten ist die Zahl der Familien, die bei uns einkaufen, um 25 % gestiegen!“ In der finanziellen Belastung zum Schulanfang sieht Christian Moser aber nur die Spitze des Eisbergs: „Wie tut unser Schulsystem, wenn immer mehr Eltern sich keine Nachhilfe leisten können? Wie reagieren Bildungseinrichtungen, wenn bei immer mehr Kindern zu Hause nur mehr am Abend geheizt werden kann? Gibt es Strategien, wie mit dieser Realität an den Schulen umgegangen wird? Ich bezweifle das leider, aber es wäre dringend notwendig!“
Kinder und Jugendliche weiter alleingelassen
Kinder und Jugendliche sind seit drei Jahren enorm gefordert und strapaziert, wie zahlreiche Studien, aber auch die Zahlen von Rat auf Draht zeigen. Immer noch führen die Berater*innen von Rat auf Draht im Schnitt vier Beratungsgespräche zu Suizidgedanken täglich. „Die Lernrückstände aus den Lockdowns sind nicht aufgeholt und der eklatante Mangel an Kassenplätzen für Psychotherapie bleibt unverändert“, so Moser „Die Komplexität der aktuellen Krisensituationen ist für junge Menschen eine immense Belastung. Die Regierung steckt aber auch hier den Kopf in den Sand.“
COVID anscheinend abgeschafft
„Ein Virus lässt sich nicht einfach aus dem Klassenzimmer aussperren. Mit der Entscheidung, quasi sämtliche Sicherheitsvorkehrungen aufzuheben, lagert die Regierung das Problem einfach an die ohnehin belasteten Familien aus“, kritisiert Moser. „Gleichzeitig schließt Minister Polaschek aber Schulschließungen nicht aus und Arbeitsminister Kocher wehrt sich gegen neue Sonderbetreuungszeiten.“ Bei einer Familie mit zwei Kindern würden in einem Schuljahr mit Quarantänen und Erkrankungen schnell drei bis vier Wochen Pflegeurlaub zusammenkommen. Die Kosten dafür trägt aber weiterhin der Arbeitgeber. „Die Realität zeigt, dass sich Arbeitnehmer*innen oft nicht trauen, wiederholt Freistellungen in Anspruch zu nehmen. Rechtsansprüchen sind in solchen Fällen Grenzen gesetzt“, so Moser.
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