Armutszeugnis für die Bildungspolitik: Nachhilfe dringend nötig, aber für viele zu teuer – AK fordert sofortige Maßnahmen | Brandaktuell - Nachrichten aus allen Bereichen

Armutszeugnis für die Bildungspolitik: Nachhilfe dringend nötig, aber für viele zu teuer – AK fordert sofortige Maßnahmen

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Linz (OTS) – In den Schulen fehlt es an Personal, Geld und flächendeckenden ganztägigen Betreuungsangeboten. Viele Kinder brauchen auch in den Ferien Nachhilfe. Angesichts der Teuerungen in allen Lebensbereichen können sich das viele Familien nicht leisten. „Es kann doch nicht sein, dass das Einkommen der Eltern über den Schulerfolg der Kinder entscheidet. Die Regierung soll endlich in die Gänge kommen und die Förderung in den Schulen ausbauen“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl.

In Oberösterreich haben 36.000 Kinder oder 21 Prozent aller Schüler/-innen im laufenden Schuljahr oder im Sommer davor bezahlte oder unbezahlte Nachhilfe bekommen. Problemfach Nummer Eins ist nach wie vor Mathematik, gefolgt von Deutsch und den Fremdsprachen. Laut einer aktuellen IFES-Studie im Auftrag der AK Oberösterreich haben Eltern in Oberösterreich im abgelaufenen Schuljahr im Durchschnitt pro Schüler/-in 570 Euro für Nachhilfe gezahlt, in Summe haben sie 11,5 Mio. Euro für private Nachhilfe ausgegeben.

44 Prozent der Familien sind durch Nachhilfe finanziell belastet, insbesondere jene mit geringen Haushaltseinkommen. Angesichts der Teuerungswelle müssen immer mehr Familien abwägen, wofür sie Geld ausgeben und wofür nicht. Schon jetzt sagen viele Eltern, dass ihre Kinder Nachhilfe brauchen, die Kosten dafür allerdings viel zu hoch sind. Mussten 2018 noch acht Prozent der Kinder auf bezahlte Nachhilfe verzichten, obwohl sie sie gebraucht hätten, so sind es 2022 schon 15 Prozent bzw. 25.000 Kinder, die Hälfte davon aus finanziellen Gründen.

Was die Schule nicht leistet, muss durch Nachhilfe kompensiert werden. Die Hälfte der Eltern sagt, dass Schulen nicht die Möglichkeit haben, Kinder ausreichend zu fördern und dass nicht jedes Kind die gleichen Chancen auf einen erfolgreichen Schulabschluss hat. Zwei Drittel befinden, dass Geld und Bildung entscheidend dafür sind, Kinder beim Lernen unterstützen zu können.

Die nötigen Maßnahmen liegen auf der Hand: Neun von zehn Eltern befürworten kostenlosen Förderunterricht an Schulen. „Es ist die ureigenste Aufgabe der Schulen, Kindern ausreichend Raum und Zeit zum Lernen, Üben und Fördern zu bieten. Wenn die Schulen dieser Aufgabe nachkommen, sollte ein großer Teil der Nachhilfe nicht mehr nötig sein“, sagt AK-Präsident Andreas Stangl. Aus seiner Sicht ist es daher dringend notwendig, Ganztagsschulen und schulische Förderung auszubauen, den Druck auf die Kinder zu reduzieren und das Angebot an psychosozialen Anlaufstellen zu erweitern sowie die Teuerung auch im Bereich der Schule unbürokratisch abzufedern.

Als Sofortmaßnahme muss das Angebot an schulischer Förderung, sowohl als individuelle Einzelförderung als auch in Kleingruppen, ausgebaut werden. Ziel muss die kostenfreie Ganztagsschule sein, insbesondere in der Form, in der sich Lernen, Freizeit und Wiederholen abwechseln. Bis dato fehlt dazu aber der politische Wille: 2016 wurde gesetzlich geregelt, dass die Schulerhalter bis 2025 vom Bund 750 Millionen Euro bekommen, um das Angebot an ganztägigen Schulen zu verbessern. Zwei Jahre später wurde der Zeitraum für die Zuwendungen bis 2032 gestreckt.

Für dieses und nächstes Schuljahr stellt die Landesregierung in Summe 2 Mio. Euro bereit, um einen Kostenbeitrag in der Höhe von maximal 150 Euro pro Semester zu privater Nachhilfe zu leisten. Die AK begrüßt diese Maßnahme, fordert aber die Aufhebung der Deckelung, weil es deutlich mehr Bedarf an Nachhilfe gibt, als mit den dafür vorgesehenen budgetären Mitteln geleistet werden kann.

Für das kommende Schuljahr braucht es angesichts der Teuerungswelle dringend Entlastung und Unterstützung für Familien. Die für 2023 angekündigte automatische Anpassung der Familienbeihilfe an die Inflation ist ein richtiger Schritt. Mit der Rücknahme der Kürzungen beim Schulstartpaket für Familien, die Mindestsicherung beziehen, und der nachträglichen Erhöhung von 100 auf 120 Euro, wurde eine Forderung der AK umgesetzt. Auch die Schulbeihilfe muss erhöht, der Bezieherkreis erweitert und die Höhe automatisch an die Inflation angeglichen werden. Das Arbeitslosengeld muss auf 70 Prozent des Letztbezugs erhöht werden. Denn: Der Schulerfolg der Kinder darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängen.

Die ausführliche Presseunterlage finden Sie [hier]
(https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/PKU_2022-07-27-Nachhilf
e.pdf).

Ein Foto zum Download finden Sie [hier.]
(https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/KOM_2022_PK_Nachhilfe_b
y_Wolfgang_Spitzbart_AKOOE.jpg)

Bildunterschrift: Mag. Bernadette Hauer, Leiterin der Abteilung Bildung, Jugend und Kultur der AK Oberösterreich und AK-Präsident Andreas Stangl

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