Preisgestaltung von Bahntickets
Wien (OTS) – Als unabhängige Schlichtungsstelle vermittelt die Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) zwischen in Österreich niedergelassenen oder tätigen Bahnunternehmen und Verkehrsverbünden und ihren Fahrgästen. Im Streitfall mit einem Bahnunternehmen verhilft die apf Fahrgästen zu ihrem Recht – einfach, kostenlos und provisionsfrei.
Wir stellen fest, dass die Preisgestaltung bei Bahntickets recht komplex und nicht einfach nachvollziehbar ist. Das nehmen wir zum Anlass um über die Preisgestaltung im Bahnverkehr in Österreich und insbesondere beim größten österreichischen Bahnunternehmen, der ÖBB-Personenverkehr AG, zu informieren.
Preise für Verkehrsverbünde und Bahnunternehmen
Für Einzeltickets gelten unterschiedliche Preise, je nachdem ob sie von einem der sieben österreichischen Verkehrsverbünde oder vom Bahnunternehmen ÖBB-Personenverkehr erworben werden. Bei Strecken innerhalb eines Verbundgebietes wird grundsätzlich nur der Verbundtarif angewandt. Werden aber bestimmte Ermäßigungskarten (z.B. ÖBB-Vorteilscard Classic/66) geltend gemacht, erhält man auch bei Fahrten innerhalb eines Verkehrsverbundes ein ÖBB-Ticket.
Geht eine Fahrt über die Grenzen eines Verkehrsverbundes hinaus, so zahlt man nicht mehr den Verbund-Tarif, sondern wechselt in den Tarif des jeweiligen Bahnunternehmens. Die zahlenmäßig größte Bedeutung kommt hier den Preisen der ÖBB-Personenverkehr zu.
ÖBB-Standard-Einzelticket
Das Standard-Einzelticket gilt grundsätzlich zwei Tage (z.B. von Wien nach Innsbruck), innerhalb eines Verbundgebietes (z.B. Wien-St. Pölten) nur einen Tag. Bei diesem Ticket kann innerhalb der Gültigkeit jeder ÖBB-Zug verwendet und die Fahrt zwischendurch auch unterbrochen werden (z.B. Fahrt von Wien nach Innsbruck mit einem Aufenthalt in Salzburg). Ohne Reservierung besteht wohlgemerkt aber kein Anspruch auf einen bestimmten Zug. Das Ticket kann vor dem ersten Geltungstag storniert werden, am bzw. nach dem ersten Geltungstag jedoch nicht mehr.
Neues Preissystem für ÖBB-Standard-Einzeltickets
Die Standardpreise für Einzeltickets der ÖBB-Personenverkehr waren früher sehr einfach gestaltet. Für die gefahrenen Kilometer einer Strecke war ein fixer Tarifkilometerpreis (z.B. 1-10, 11-20 Kilometer) zu bezahlen; der Ticketpreis war für Fahrgäste leicht nachzuvollziehen.
Vor einigen Jahren wurde das Tarifsystem der ÖBB-Personenverkehr in einem ersten Schritt auf sogenannte Relationspreise umgestellt. Nun haben alle Relationen in Österreich ihren eigenen Preis. Bei diesen bestimmen sowohl Angebot und Nachfrage als auch Faktoren wie Reisegeschwindigkeit und -zeitpunkt den Ticketpreis.
In einem zweiten Schritt – beginnend im Herbst 2021 – wurden die ÖBB-Standard-Einzelticketpreise zusätzlich davon abhängig gemacht, über welchen Vertriebskanal und wann das Ticket gekauft wird:
- Je früher eine Buchung erfolgt (Kauf 180-15 Tage vor der Fahrt, 14-1 Tage vor der Fahrt oder am Tag der Fahrt), desto günstiger ist das Ticket.
- Tickets, welche über die Website oder in der App gekauft werden, sind am günstigsten. Am Automaten sind sie am zweitgünstigsten. Danach folgt der Kauf an der Personenkassa. Am teuersten sind Tickets, welche im (Fernverkehrs-)Zug gekauft werden.
Dies ergibt insgesamt 12 verschiedene Preise für ÖBB-Standard-Einzeltickets pro Strecke in der 1. Klasse und nochmals 12 verschiedene Preise in der 2. Klasse.
Menschen, die Internet und Smartphone nicht nutzen können oder wollen, profitieren im Falle des ÖBB-Standard-Einzeltickets somit nicht von den günstigeren Tarifen. Außerdem steigen die Preise, je kurzfristiger man eine Reise bucht oder buchen kann.
S E R V I C E – Alle Informationen zur Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte sowie die Rechte der Passagiere sind auf der Website der apf unter [www.passagier.at] (http://www.passagier.at/) abrufbar.
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