Universität für angewandte Kunst Wien: PLATZ DA! Wir lesen laut bis Lueger-Platz umbenannt wird.
Wien (OTS) – Mitten in Wien ist dem bekennenden Antisemiten und Wegbereiter der NS-Ideologie Karl Lueger ein Denkmal gesetzt. Obwohl seit mehr als einem Jahrzehnt von verschiedenen Seiten intensive Bemühungen zur Umbenennung und Umgestaltung unternommen wurden, erfolgte bislang keinerlei Veränderung des Status-quo durch die offiziellen Stellen. „Das Abwarten und Festhalten an Denkmal und Platz normalisiert, was nicht zu normalisieren ist. Antisemitismus darf in einer pluralen, offenen Gesellschaft keinen Platz haben. Deshalb fordern wir einmal mehr, die sofortige Umbenennung des Platzes“, erläutert Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, und weiter: „Die Initiative PLATZ DA! starten wir gemeinsam mit den Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) und der Künstler:innengruppe Schandwache. Wir schließen an bestehende Proteste an und werden so lange laut lesen und kommentieren, bis das Abwarten beendet und der Platz umbenannt wird.“
Sashi Turkof, die Präsidentin der JöH, begründet das Mitwirken an der Initiative PLATZ DA! wie folgt: „Es ist kaum zu glauben, dass im Jahr 2022, mitten in Wien, der Hauptstadt eines Täterlandes, ein Antisemit wie Karl Lueger so eine Ehrung erfährt. Wir, die Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen fordern, dass die Stadt Wien und die gesamte österreichische Gesellschaft sich endlich mit Geschichte auseinandersetzt und die Ehrung dieser Person beendet. Bei der Dekonstruktion der Statue muss eine klare Entehrung stattfinden, dies ist nur möglich, wenn Karl Lueger vom Sockel heruntergeholt und der Platz umbenannt wird.“
Seit 2016 befindet sich mit dem Hinweis zur Kontextualisierung eine kleine Tafel neben dem Lueger-Denkmal, die jedoch bestenfalls als Beipackzettel verstanden werden könne. Von der Stadt Wien wurde eine Umsetzung der Umgestaltung wiederum erst für das Jahr 2023 angekündigt. Die Initiator:innen von PLATZ DA! sind der Meinung, dass die bis dahin verbleibende Zeit nicht mit Abwarten verbracht werden dürfe. Sie müsse vielmehr zum Anlass genommen werden, Initiativen der Zivilbevölkerung aufzugreifen und umso vehementer die sofortige Umbenennung des Platzes zu fordern, – eines Platzes, der in unmittelbarer Nähe zu Sehenswürdigkeiten, Museen, Bildungseinrichtungen, Restaurants und Geschäftslokalen durch seinen Namen und durch eines der größten Personendenkmäler der Stadt einen Antisemiten ehre.
Die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) unterstützt die Initiative PLATZ DA! und Dezoni Dawaraschwili, Vizepräsident der IKG, wird sich am kommenden Montag ebenfalls zu Wort melden: „Genauso wie wir Antisemitismus in unserer Gesellschaft bekämpfen müssen, sollen auch unsere Denkmäler jene feiern, die sich für eine offene, demokratische und vielfältige Gesellschaft eingesetzt und zum Fortschritt von uns allen beigetragen haben. Aus diesem Grund darf für das Lueger-Schandmal und all die anderen Plätze und Straßen in Wien und gang Österreich kein Platz mehr sein.“
Am Montag, 16. Mai 2022 um 17 Uhr starten die ersten Lesungen direkt am Karl-Lueger Platz. In weiterer Folge werden immer montags um 17 Uhr Protestlesungen vor Ort stattfinden. Bis dato haben sich erfreulicherweise viele Menschen, insbesondere Künstlerinnen und Künstler, der Initiative PLATZ DA! angeschlossen und werden die Montags-Lesungen bestreiten. Zum ersten Termin am 16.5. werden die Initiator:innen von PLATZ DA! mit den Protestlesungen starten: Gerald Bast (Rektor Angewandte), Sashi Turkof (Präsidentin JöH) und Dezoni Dawaraschwili, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) sowie Doron Rabinovici und Ensemblemitglieder des Burgtheaters.
An den weiteren Protestlesungen – immer montags um 17 Uhr – werden Ensemblemitglieder des Volkstheaters, IKG-Vertreter:innen, Robert Schindel, die Künstler:innengruppe Schandwache, Studierende und Lehrende der Universität für angewandte Kunst Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien, Cornelius Obonya, Phil Reinhardt, Gabu Heindl, Ferdinand Schmalz, Sabine Scholl und b.fleischmann. Auch das benachbarte MAK – Museum für angewandte Kunst beteiligt sich mit einem Statement der Generaldirektorin Lilli Hollein. Die Liste der Mitwirkenden wird laufend ergänzt und können den Social Media-Kanälen der Angewandten und der JöH entnommen werden.
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