„Orientierung“: Patriarch in Parallelwelt? Russisch-orthodoxer Kirchenführer Kyrill in der Kritik
Wien (OTS) – Sandra Szabo präsentiert im ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ am Sonntag, dem 15. Mai 2022, um 12.30 Uhr in ORF 2 folgende Beiträge:
Patriarch in Parallelwelt? Russisch-orthodoxer Kirchenführer Kyrill in der Kritik
Mögliche Sanktionen der EU-Kommission gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill haben nun auch dessen Lebensstil und Privatvermögen ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Unklarheit dürfte da allerdings noch über die tatsächliche Dimension des Reichtums des Kirchenmanns herrschen: Von bis zu vier Milliarden US-Dollar, wohl sehr hoch geschätzt, geparkt auf Konten in der Schweiz, Italien und Österreich ist in Medien wie etwa bei „Focus online“ die Rede. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf luxuriöse Wohnungen, die der Patriarch unter seinem bürgerlichen Namen Wladimir Michailowitsch Gundjajew besitzen soll. Die Webportale „Proekt“, „The Bell“ oder auch „Nowaja Gaseta“ haben in den vergangenen Jahren darüber berichtet. Dokumentiert sind auch Reisen in teuren Privatjets von Oligarchen. Und mit Fotos von Luxusuhren am Handgelenk ist Kyrill ebenfalls schon vor längerer Zeit aufgefallen. Wie kann ein Mönch, der Patriarch wird, ein dermaßen großes Vermögen anhäufen? Und wie verträgt sich das mit dem christlichen Glauben? Die „Orientierung“ hat mit Religionssoziologin Kristina Stoeckl sowie den Theologen Rudolf Prokschi und Petrus Bsteh gesprochen – u. a. über die Frage, warum der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine so unterschiedlich dargestellt und von russisch-orthodoxer Seite „metaphysisch überhöht“ wird. Bericht: Marcus Marschalek.
Papst als Botschafter: Franziskus’ Ringen um den Frieden
Seine Appelle für den Frieden verhallen ohne Wirkung, seine symbolischen Gesten sorgen für Debatten, manche Aussagen für Irritationen: Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine setzt Papst Franziskus widersprüchliche Zeichen. Zuletzt sorgte ein Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ für heftige Reaktionen. Der Pontifex hatte sich darin kritisch über die Haltung der NATO gegenüber Russland geäußert und wörtlich gemeint: „Vielleicht war es das Bellen der NATO vor den Toren Russlands, das Putin zum Einmarsch in die Ukraine veranlasste.“ Der langjährige Botschafter Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, kritisiert diese Äußerung als „falsche Reaktion“, das sollte ein Papst in „so einer Angriffssituation nicht tun“. Der Aggressor solle klar beim Namen genannt werden. Doch welche Möglichkeiten hat das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche prinzipiell angesichts eines Krieges? Päpste seien über die Jahrhunderte hinweg immer wieder diplomatisch gefordert gewesen, erläutert Kirchenhistoriker Rupert Klieber. Der Heilige Stuhl folge dabei tunlichst dem pastoralen Grundsatz „benenne die Sünde, aber verurteile nicht den Sünder“. Diese Strategie, so Klieber, sei auch bei Franziskus zu beobachten, der sich als „Weltseelsorger“ verstehen würde. Bericht: Sandra Szabo
Das lange Schweigen: Missbrauchsopfer in Italien wollen endlich Aufarbeitung
Es sind dunkle Kapitel in der langen Geschichte der römisch-katholischen Kirche, in die nach und nach das „Licht der Aufklärung“ fällt: Im Lauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben unabhängige Untersuchungskommissionen in Ländern von Chile über Australien, von Irland bis Deutschland Klarheit über das Ausmaß von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche gebracht. Die Untersuchungen zeigen: Bis zu fünf Prozent der katholischen Priester sind Missbrauchstäter oder zumindest Beschuldigte. In Frankreich kam eine Studie im vergangenen Herbst zu dem Ergebnis, dass dort mehr als 200.000 Kinder und Jugendliche im Blick auf die vergangenen rund sieben Jahrzehnte von Geistlichen missbraucht worden sein dürften. Doch ausgerechnet in jenem Land, das dem Vatikan zwangsläufig rundum Nachbar ist – Italien –, gibt es bisher keine unabhängige Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche. Während Presse und Justiz zu oft untätig sind, so der Vorwurf, wird der Ruf von Betroffenen immer lauter. Bericht: Katharina Wagner
„Einsiedler der Wüste“: Heiligsprechung von Charles de Foucauld
Ein Leben in absoluter Armut als „Imitatio Christi“ – in der Nachfolge Christi: So in etwa könnte man das existenzielle Leitmotiv des künftigen Heiligen Charles de Foucauld (1858–1916) umreißen. Am kommenden Sonntag wird der Franzose von Papst Franziskus zur „Ehre der Altäre“ erhoben. Geboren in Straßburg als Kind einer adeligen Familie wächst Foucauld nach dem frühen Tod seiner Eltern bei seinem wohlhabenden Großvater mütterlicherseits auf. Unter dem Einfluss der französischen Aufklärung wendet er sich vorerst vom Glauben ab und wird Offizier der französischen Armee. Er lernt Algerien kennen und lieben. 1883, nach einer Reise ins damals für Christen verbotene Marokko, findet Foucauld zum Glauben zurück, nicht zuletzt auch unter dem Eindruck des Islam. Es folgen Jahre als Trappistenmönch, bei den Klarissen in Nazar eth und schließlich die Rückkehr nach Algerien. Dort lebt Foucauld unter den Tuareg-Nomaden – bis 1916, als er im Zuge der Wirren des Ersten Weltkriegs ermordet wird. Die „Orientierung“ hat sich auf die Spuren des „Wüsteneinsiedlers“ gemacht und mit dem Foucauld-Experten Herbert Hartl von der Kongregation der „Kleinen Brüder Jesu“ gesprochen, deren Gründung eng mit dem Namen Charles de Foucauld verknüpft ist. Bericht: Klaus Ther
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