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Philanthropie braucht Ehrenamt

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Wien (OTS) – Der Verband für gemeinnütziges Stiften und die Jugend Eine Welt Privatstiftung luden zur Fachveranstaltung rund um das Thema Ehrenamt.

Ohne freiwilliges Engagement wäre die Arbeit von gemeinnützigen Stiftungen, von Hilfsorganisationen und Vereinen bis hin zu Blaulicht-Organisationen nicht möglich. Das zeigt sich gerade in aktuellen Krisensituationen wie dem Ukraine-Krieg wieder – ohne den Einsatz von Freiwilligen wäre die Betreuung der vielen aus dem Land geflüchteten Menschen wohl kaum zu bewältigen. Philanthropie braucht das Ehrenamt, dieses bedarf jedoch auch einer professionellen Unterstützung, um wirkungsvoll arbeiten zu können. In Österreich gibt es nach wie vor viele Menschen, die sich auf vielfältige Weise freiwillig engagieren – um dieses Engagement auch in Zukunft aufrecht zu erhalten, müssen jedoch die (gesetzlichen) Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.

Das sind einige der Feststellungen, die bei der hochkarätig besetzten und gut besuchten Fachveranstaltung „Philanthropie braucht Ehrenamt“ getroffen wurden. Bei der von der POK Pühringer Privatstiftung ermöglichten Veranstaltung im Wiener Palais Coburg berichteten Expert*innen aus dem Stiftungswesen über die Rolle des freiwilligen Engagements besonders in der Stiftungsarbeit.

Konkrete Einblicke in ihre Arbeit als Freiwillige boten dabei „Senior Experts“ aus dem von Jugend Eine Welt erfolgreich etablierten Entsendeprogramm für Erwachsene, die in ausgewählten Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika, Asien, Lateinamerika oder Osteuropa ihr Fachwissen und ihre Erfahrung einbringen. „Die Arbeit unserer Senior Experts wird von unseren Projektpartner*innen sehr wertgeschätzt“, hielt dazu Reinhard Heiserer – Vorstand der Jugend Eine Welt Privatstiftung sowie Geschäftsführer der Organisation Jugend Eine Welt – bei seinen Begrüßungsworten fest.

Eine Stiftung für Engagement und Ehrenamt

Wie die Tätigkeit von Freiwilligen in ihren unterschiedlichsten Formen nicht nur gezielt gefördert, sondern vor allem auch mit einem breiten Service- und Beratungsangebot tatkräftig unterstützt werden kann, das schilderte an diesem Abend ein Gastredner aus dem Nachbarland Deutschland. „Unser Auftrag ist es, bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt bundesweit zu stärken, wir fördern nicht nur, wir kümmern uns auch um die Freiwilligen“, berichtete Jan Holze, seines Zeichens Vorstand der 2020 gegründeten Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Ein, so Holze, politisch lange höchst umstrittenes Projekt, das letztlich doch mit eigenem Bundesgesetz abgesegnet und umgesetzt wurde. Eine hauptamtliche Engagement-Stiftung für das Ehrenamt – ein Widerspruch oder eine Innovation? Diese Frage beantwortet sich für Jan Holze nach mittlerweile zwei Jahren Arbeit eindeutig: „Unser Stiftungszweck ist sehr breit gefächert, wir können wesentlich rascher und unbürokratischer Hilfe anbieten, als es je staatliche Stellen wie Ministerien könnten.“ Ein innovatives Modell also, das laut Holze durchaus auch für Österreich denkbar wäre.

Besseres Gesetz und „Gemeinschaftsstiftungen“

„Viele gemeinnützig aktive Stiftungen brauchen das Ehrenamt um ihre Aktivitäten umsetzen zu können. Manche arbeiten sogar ganz ohne hauptamtlich tätige Mitarbeiter*innen“, sagte Ruth Williams, Generalsekretärin des Verbandes für gemeinnütziges Stiften. Franz Neunteufl, Geschäftsführer der Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen (IGO), konstatierte über jüngste Entwicklungen und Perspektiven im Bereich der Freiwilligenarbeit etwa, dass es für viele Organisationen zusehends schwieriger wird, Menschen zu finden, die sich auch langfristig engagieren. Viele, vor allem Junge, sind etwa eher bereit, sich eine gewisse Zeit lang für eine Aktion einzusetzen – wie beispielsweise aktuell wieder bei der Betreuung von Flüchtlingen – aber nicht „unbedingt ein Leben lang freiwillig bei der Rettung zu helfen. Um das zu ändern, seien Verbesserungen etwa beim Freiwilligengesetz notwendig. Das Gesetz soll novelliert werden, derzeit können Vorschläge ihm Rahmen eines Beteiligungsprozesses eingebracht werden.

Williams sieht „viele Projekte, in die Menschen Zeit, Herzblut und Knowhow stecken, wo es aber mitunter an der langfristigen, nachhaltigen Absicherung dieses gesellschaftlichen Engagements fehlt“. Abhilfe könnten hier so genannte „Gemeinschaftsstiftungen“ bringen. Österreich bildet bei dieser international als „Community Foundations“ bekannten Bewegung noch einen „blinden Fleck auf der Landkarte.“ Bei solchen Gemeinschaftsstiftungen finden speziell im regionalen Bereich viele Menschen mit ihren jeweiligen Anliegen unter einem Dach zusammen. Führung, Verantwortung und Zeiteinsatz wird so auf einen größeren Personenkreis verteilt und ermöglicht damit den dauerhaften Bestand der Unternehmung. Hierfür startet der Verband für gemeinnütziges Stiften gerade ein Pilotprogramm.

Senior Experts im Einsatz

Über ihren Einsatz als „Senior Experts“ berichteten unter anderem Maria und Rudolf Kraxberger. Das Ehepaar ist gerade von einem sechsmonatigen Einsatz in einem von Jugend Eine Welt unterstützten Gesundheits- und Landwirtschaftsprojektes der Missionsärztlichen Schwestern in Adjumani im Norden Ugandas zurückgekehrt. Landwirtschaftsexperte Rudolf konnte hier seine Expertisen über bessere und effizientere Anbaumethoden an Dorfbewohner*innen weitergeben. Ergotherapeutin und Gesundheitswissenschafterin Maria half beim Aufbau eines Gesundheitsprogrammes für die lokale Bevölkerung. „Wir konnten hier unser Wissen und Erfahrung nochmals sinnvoll einsetzen, ein sehr bereicherndes Erlebnis“, zeigte sich das Senior Experts Ehepaar nach seiner Rückkehr begeistert.

Mehr zu Gemeinschaftsstiftungen unter: [www.gemeinsam-stiften.at] (http://www.gemeinsam-stiften.at)

Weitere Informationen über das Senior Experts Programm unter [www.jugendeinewelt.at/seniorexpertsaustria]
(http://www.jugendeinewelt.at/seniorexpertsaustria)

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