Pressefreiheit: ÖJC fordert Medienerziehung in den Schulen und warnt vor Haltungsjournalismus
Wien (OTS) – Der heutige Tag der Pressefreiheit steht international unter keinem guten Stern. Wir trauern um 24 getötete Journalistinnen und Journalisten und zwei getöteten Medienassistenten und -assistentinnen. Außerdem sitzen 475 Medienleute – teilweise seit Jahren und oft ohne Prozess – hinter Gittern. Der Pressefreiheits-Index 2022 der NGO Reporter ohne Grenzen (RSF) reicht vom Schlusslicht Nordkorea (180) über Russland (155) bis Norwegen (1). Österreich ist von Platz 17 auf Rang 31 abgestürzt. Eine Niedergang, vor dem der Österreichische Journalist*innen Club (ÖJC) angesichts der Entwicklung der letzten Jahre schon lange gewarnt hat.
„Eigentlich sollte jeder Tag ein Tag der Pressefreiheit sein“, sagt ÖJC-Präsident Oswald Klotz. „Wir dürfen auch nicht arrogant auf die Staaten am Ende der RSF-Rangliste hinunterschauen, sondern sollten angesichts dieser Katastrophe lieber vor der eigenen Türe kehren.“ Der renommierte deutsche Medienprofessor Bernhard Pörksen fordert eine Rückkehr zu den journalistischen Idealen: „Prüfe erst, publiziere später! Analysiere deine Quellen! Höre auch die andere Seite! Sei skeptisch!“ Guter Journalismus fuße in der Kenntnis der grundsätzlichen journalistischen Regeln der Quellenprüfung. Eines der Hauptprobleme nicht nur des heimischen Journalismus bestehe auch darin, folgert ÖJC-Präsident Klotz, dass unter Missachtung der Kommunikationsethik ein – teilweise auch parteipolitisch motivierter – Haltungsjournalismus immer mehr Platz greife. Das gehe Hand in Hand mit einer unversöhnlichen Freund-Feind-Frontziehung, einer Intoleranz, die im Journalismus keinen Platz haben dürfte, so Klotz.
Ein weiteres Problem der Pressefreiheit ortet der ÖJC in der nicht existenten Medienerziehung der Staatsbürger. Ein Anliegen, das der ÖJC seit Jahren vertritt, das aber von der heimischen Bildungspolitik und an Österreichs Schulen bislang hartnäckig negiert wird. „Diese Nicht-Ausbildung ist aber die Nährlösung, in der die Desinformation gedeiht“, sagt Klotz. Bewusste Falschmeldungen – neudeutsch Fake News – sind deshalb für den durchschnittlichen Medienkonsumenten nicht oder fast nicht erkennbar. „Deshalb muss es ein vorrangiges Ziel der österreichischen Politik sein, vor allem jungen Menschen den Umgang mit Medien bereits im Schulalter näher zu bringen“, fordert ÖJC-Präsident Klotz, „denn die Müdigkeit des Einzelnen entsteht nicht aus dem Nichts.“
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