Disoski/Chen: Flüchtende Frauen und Kinder haben höheres Risiko von Menschenhändler:innen ausgebeutet zu werden
Wien (OTS) – Im Anschluss an ein Vernetzungstreffen von Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen, und Isabella Chen, stellvertretende Leiterin der LEFÖ-Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel (IBF), machen die beiden vor dem Hintergrund des völkerrechtswidrigen Ukraine-Krieges auf die spezielle Situation geflüchteter Frauen und Kinder aufmerksam.
„Zahlreiche Organisationen machen seit Jahrzehnten darauf aufmerksam, dass sich bewaffnete Konflikte besonders drastisch auf Frauen und Kinder auswirken. Aus vergangenen Kriegen wissen wir, dass geschlechtsspezifische Kriegsverbrechen wie Vergewaltigungen als Kriegswaffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden. In den vergangenen Wochen erreichten uns zahlreiche erschütternde Berichte über Vergewaltigungen ukrainischer Frauen und Mädchen durch russische Soldaten“, zeigt sich Disoski betroffen.
Die Frauensprecherin der Grünen weist einmal mehr darauf hin, dass Frauen und Kinder auch auf der Flucht mehrfachen Risiken ausgesetzt sind: „Sie haben ein höheres Risiko, von Menschenhändler:innen ausgebeutet zu werden. Mit falschen Versprechungen können Frauen in Abhängigkeitsverhältnisse oder unter Druck gebracht werden und machen Dinge, die sie nicht machen wollen. Umso wichtiger ist es, dass wir hier schnell für ihre umfangreiche Absicherung sorgen.“
Nach Isabella Chen, der stellvertretenden Leiterin der LEFÖ-Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel, gebe es viele zivilgesellschaftliche Unterkunftsangebote, während die Vermittlung und Schaffung von Wohnmöglichkeiten durch staatliche Hand noch schleppend vorangehe. Je langsamer und prekärer die Unterbringungen sind, desto schwieriger wird es für Menschen, Angebote auszuschlagen, die sie sonst nicht annehmen würden.
„Ein Kernelement von Menschenhandel ist das Ausnutzen von Notlagen und scheinbar ausweglosen Situationen, um spezifisch Frauen in Abhängigkeitsverhältnisse zu drängen und sie unter Druck zu setzen“, sagt Chen und weiter: „Konkret auf die jetzige Lage übertragen bedeutet das, dass Geflüchtete in den Unterkünften möglicherweise keine Privatsphäre haben, sich nicht frei bewegen können und verschiedener Formen von Gewalt ausgesetzt sind. Wenn noch sexuelle Ausbeutung oder Ausbeutung im Haushalt als Kinderbetreuer:in, Pflegekraft, Reinigungskraft usw. dazu kommt, dann sprechen wir von Menschenhandel.“ Was harmlos als „Unterstützung aus Dankbarkeit“ anfängt, könne so schnell zur eingeforderten Gegenleistung werden.
Als anerkannte Opferschutzeinrichtung hat die LEFÖ-IBF mit „Be Safe on the Way“ eine bundesweite Präventionskampagne gestartet, um auf Warnsignale auf der Flucht hinzuweisen. So sollen Personen auf der Flucht ihre Dokumente stets bei sich behalten, möglichst in Gruppen reisen, und wissen, dass es für sie keinen Grund gibt, Geld für Unterstützungsleistungen zu zahlen. Ein wichtiger Tipp ist, immer im Voraus nachzufragen, ob etwas im Gegenzug für Transport oder Unterkunft erwartet wird.
„Gleichzeitig ist es so, dass Täuschung und falsche Versprechungen immer ein Teilelement von Menschenhandel sind und Betroffene sich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen in Zwangslagen wiederfinden können, in denen sie wenige Optionen sehen. An dieser Stelle unterstützt die LEFÖ-IBF bedingungslos, anonym und kostenlos bei allen Anfragen“, betont Chen.
Während zivilgesellschaftliche Organisationen und Opferschutzeinrichtungen mit Informationen und Unterstützungsangeboten aktiv zur Prävention beitragen, müssen staatliche Akteur:innen auf einer strukturellen Ebene dafür sorgen, dass Menschenhändler:innen die Grundlagen für ihre Handlungsmöglichkeiten entzogen werden, sind sich Disoski und Chen einig.
„Das heißt konkret eine Gleichbehandlung von allen Flüchtenden, eine schnellere Vermittlung von Wohnmöglichkeiten, ein uneingeschränkter Zugang zum Arbeitsmarkt und weiterhin kostenlose Transportmöglichkeiten für alle Schutzsuchenden“, fordert Chen.
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