EL-MOTION 2022: Mobilitäts- und Energiewende gehen Hand in Hand
Wien (OTS) – Mit 440 Teilnehmern und 47 Ausstellern ging am 4. und 5. April 2022 in Wien die 12. E-Mobilitäts-Fachkongress „EL-MOTION“ vor ausverkauftem Haus über die Bühne. Dabei stellte das Event neben der E-Mobilität für Flottenbetreiber, KMU und kommunale Betriebe vor allem die Dekarbonisierung des Verkehrs und der Logistik ins Rampenlicht und beleuchtet sämtliche Teilbereiche dieser vielfältigen Themenlandschaft. Neben einer breitgefächerten Ausstellung spannten die Vorträge den Bogen von neuen Fördermodellen über batterie- und wasserstoffelektrische Antriebe und Energiegemeinschaften bis hin zum THG-Quotenhandel als Einnahmequelle für nachhaltig aufgestellte Betriebe.
Die EL-MOTION wird von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), dem Klima- und Energiefonds und dem Österreichischen Städtebund ausgerichtet.
Dekarbonisierung ist kein Trend, der wieder verschwindet
Im Eröffnungspanel am ersten Tag der EL-MOTION diskutierten die Vertreter der Trägerorganisationen unter anderem die ambitionierten Ziele von Österreich sowie der EU zur angestrebten Mobilitäts- bzw. Energiewende, unterstrichen das bisher erreichte und betonten die Notwendigkeit der weiteren partnerschaftlichen Zusammenarbeit für eine rasche und nachhaltige Transformation. Dabei war allen klar: Wir befinden uns gerade inmitten einer spannenden Übergangsphase und die Dekarbonisierung ist kein Trend, der wieder verschwindet, sondern ein langfristiger und absolut nötiger Prozess. Dafür braucht es einen Masterplan mit klaren Zielen, Eckpunkten und Bedingungen – nur so kann die Sicherheit für die investierenden Unternehmen und Bürger geschaffen werden.
Streitner: Förderungen für Netzanschlusskosten dringend nötig
Jürgen Streitner (Wirtschaftskammer Österreich): „Wenn man sich die Entwicklung in den letzten 12 Jahren – und damit seit der ersten EL-MOTION – alles getan hat, dann ist das eine sehr starke Erfolgsgeschichte. Damals waren es etwa 112 Elektroauto-Neuzulassungen pro Jahr, jetzt stehen wir bei einem Anteil von 15 Prozent. Das müssen wir jetzt weiter forcieren, um die Potenziale für die heimischen Unternehmen im Rahmen der Klimaneutralität zu heben. Förderungen sind dafür essenziell – und besonders wichtig ist es, die viel zu hohen Anschlusskosten der Ladeinfrastruktur an das Stromnetz über Förderungen zu senken, damit die erneuerbaren Energien auch aus dem Netz in das E-Auto kommen.“
Kritik an halbierter E-Pkw-Förderung für Betriebe
Streitner betont, dass im Bereich der Förderungen und der Gesetzgebung schon sehr viel Positives geleistet worden ist. Auch die Einführung der neuen Förderung für E-Busse sei sehr erfreulich, weil in diesem Bereich noch Aufholbedarf besteht. Streitner übt jedoch auch Kritik: „Die Halbierung der Förderungen für Elektro-Pkw für Betriebe ist kritisch zu betrachten, denn aktuell sind rund 85 Prozent aller Neuzulassungen dieser Elektrofahrzeuge den Unternehmen zuzuschreiben. Darüber hinaus muss im Bereich der Infrastruktur verstärkt mit Tankstellenbetreibern und Parkhäusern kooperiert werden.“
Salmhofer: Transformation ist ein Business
Für Hans-Jürgen Salmhofer (BMK) ist klar: „Die Energie- und Verkehrswende ist eine Herkulesaufgabe – und der Druck ist groß. Das Tempo muss zulegen, auch wir müssen schneller werden, auch wenn wir in Puncto Strommix und Neuzulassungen prinzipiell gut aufgestellt sind. Deshalb gibt der Masterplan Mobilität 2030 gemeinsam mit dem European Green Deal und dem „Fit for 55“-Programm die Richtung vor. Ab 2030 ist geplant, im kleinen Fahrzeugbereich, bei größeren ab 2035, nur mehr emissionsfreie Fahrzeuge zum Verkehr zuzulassen. Erfreulich dabei ist, dass Hersteller und Politik hier weitgehend deckungsgleich planen.“
Das unterstreiche, wie Salmhofer betont, dass die Transformation zunehmend ein Businessmodell wird: „Das ist ein sehr starkes Signal. Aber ein paar Stellschrauben gibt es noch, an denen man drehen kann.“ Dabei würden neue Zeiten auch neue Herausforderungen für das Fördersystem bedeuten, weshalb laut Salmhofer „sehr genau analysiert wird, was künftig am zweckmäßigsten sei, um die Ziele zu erreichen“.
Buschmann: Fachkräfte im Mobilitätssektor sind gefragt –
enorme Chancen für junge Menschen
Auch Heinz Buschmann (Klima- und Energiefonds) attestiert, dass sich das Mobilitätsverhalten im Alltag bereits stark verändert hat und E-Mobilität ein immer größer werdender Teil davon ist. Mythen zur E-Mobilität, die sich dennoch hartnäckig halten, entzaubert der Klimafonds mit seinem erst neulich erschienenen Faktencheck E-Mobilität. Die Neuauflage, die auf der Website des Klimafonds abrufbar ist, ist daher nicht nur ein Zahlenupdate, sondern beinhaltet alle Themen, um das Mobilitätsverhalten neu zu denken. Buschmann: „Wir leben in einer sehr spannenden Zeit, nicht nur Menschen ändern ihr Mobilitätsverhalten, sondern auch die heimische Automotiv-Industrie stellt sich völlig neu auf. Hier gilt, es, heute die richtigen Weichen dafür zu stellen, dass diese traditionell starke Branche als attraktiver Arbeitgeber in den Regionen erhalten bleibt und ein weiterhin attraktiver Zulieferer für den globalen Markt ist. Aktuell fehlen zehntausende kompetente und gut ausgebildete Mitarbeiter:innen in diesem Bereich. Mit unserer Plattform Austrian Automotive Transformation Plattform (AATP) und unserer Fachkräfteinitiative, die wir heuer starten, bieten wir hier ein starkes Forum für die Branche und zeigen Chancen und Potenziale auf.“
Weninger: Dekarbonisierung braucht Planungssicherheit
Thomas Weninger (Österreichischer Städtebund): „Parallel zur Umstellung des MIVs auf E-Mobilität müssen wir auch den Umweltverbund insgesamt infrastrukturell ausbauen, um die Klimaziele zu erreichen. Dabei müssen wir darauf achten, dass es transparente, gesicherte Finanzierungsstrukturen gibt. Deutschland hat seit 2021 eine Förderung für den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur in Höhe von 2 Mrd. € (bis 2030). Auch die Städte in Österreich brauchen hier eine Perspektive.“
Die Städte müssen aufgrund des Straßenfahrzeug-Beschaffungsgesetzes mindestens die nächsten 10-15 Jahre investieren. Einreichungen bei der EBIN-Busförderung sind nur bis 2024 möglich. Hier bedarf es Planungssicherheit und eine längerfristigen Finanzierungsperspektive aus städtischer Sicht.
Eine Deckelung der langfristigen Infrastrukturkosten auf maximal 50 Prozent der bei der der EBIN-Busförderung eingereichten Kosten erscheint unzureichend, da bei Systemumstellung auf saubere Antriebe im öffentlichen Verkehr neue Werkstätten und Betriebshöfen bzw. Oberleitungen benötigt werden, um langfristig effizient zu sein. Hier wäre eine zusätzliche Förderschiene speziell für saubere Öffi-Infrastrukturen nötig.
Kurzfristig wäre für die kommunalen Verkehrsunternehmen ein Teuerungsausgleich bei den Energiekosten, wie er letzte Woche im Ministerrat für die ÖBB beschlossen wurde, jedenfalls erforderlich. (PWK148/NIS)
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. Wirtschaftskammer Österreich