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Kein Platz für Vollspaltenbuchten in heimischen Schweineställen

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Bregenz (OTS) – Ein Leben über den eigenen Ausscheidungen – für den Großteil der Schweine in Österreich ist das der Alltag. Nach wie vor werden Schweine hierzulande vorwiegend in Vollspaltenbuchten gehalten. Ihre natürlichen Verhaltensweisen können die sensiblen Tiere in diesem System nicht ausleben. „Für solche längst überholten Konzepte ist in einer modernen, zukunftsfähigen Landwirtschaft kein Platz“, sind sich die Tierschutzombudspersonen Österreichs einig. Sie fordern ein Ende dieser unwürdigen Haltungsform.

Vollspaltenboden bedeutet, dass der Betonboden im Stall auf der gesamten Fläche mit Spalten durchzogen ist und keine weiche, verformbare Liegefläche für die Tiere vorhanden ist, sodass der Boden ihren natürlichen Ansprüchen annähernd gerecht wäre. Vollspaltenbuchten gelten als platzsparend und wegen des geringen Reinigungsaufwands als arbeitstechnisch vorteilhaft. Sie bieten den Schweinen aber keinerlei Strukturierung und keine Möglichkeit, ihr ausgeprägtes Erkundungsverhalten auszuleben. Schweine sind soziale und hochintelligente Tiere und haben ein ausgeprägtes reichhaltiges Verhaltensrepertoire. Sie leben im Sozialverband miteinander, erkunden und durchwühlen mit ihren Rüsseln auf der Suche nach Nahrung stundenlang ihre Umgebung. Sie suhlen sich im weichen Untergrund zur Regulation ihrer Körpertemperatur und um ihre Haut zu pflegen, sie trennen den Kotplatz von ihrem Liegeplatz und kurz vor der Geburt baut die Muttersau ein Nest für ihre Jungen.

Unter anderem deshalb, weil den Schweinen schlichtweg „fad“ in den Vollspaltenbuchten ist, entwickeln sie oftmals Verhaltensstörungen, wie etwa das gegenseitige Schwanzbeißen, das zu schmerzhaften Verletzungen bis hin zum Kannibalismus mit vollständigem Abbeißen der Schwänze führen kann. Zudem leben die Schweine in diesen Vollspaltenbuchten direkt über ihren Ausscheidungen. So ist der empfindliche und gut ausgeprägte Geruchssinn der Schweine ständig durch den durch die Spalten aufsteigenden Ammoniakgehalt der Gülle beeinträchtigt. Durch die dauerhafte Belastung auf dem harten Boden leiden viele Schweine zudem an schmerzhaften Gelenksentzündungen. Berechtigterweise wird daher der Ruf nach einem Verbot der Vollspaltenbuchten immer lauter. In der heutigen Gesellschaft, in der dem Tierschutz und dem Wohl der Tiere eine immer größere Bedeutung zukommt, ist ein derartiges Haltungssystem, das die Grundbedürfnisse der Schweine in keinster Weise erfüllt, nicht mehr vertretbar und daher abzulehnen.

Aus Gründen des Tierschutzes und zum Wohl der Schweine fordern die Tierschutzombudspersonen Österreichs einen Ausstieg aus diesem nicht tiergerechten Haltungssystem und ein sofortiges Verbot von Neubauten mit Vollspaltenbuchten.

Nur bei ausreichendem Platzangebot, einer weichen und verformbaren Liegefläche, abgegrenzt von einem Aktivitäts- und Kotbereich sowie ausreichend Beschäftigungsmaterial wie z.B. Stroheinstreu können Schweine annähernd ihr natürliches Verhalten ausleben. „Fadenscheinige“ Kompromisse, wie etwa die Anzahl und Abstände der Spalten in den Bodenelementen zu verringern und/oder ein geringfügig größeres Platzangebot, sind kein Ausstieg aus dem Vollspaltenboden-System und stellen keine zukunftsweisende Alternative für die Haltung von Schweinen dar. Mit solchen kosmetischen Änderungen wird Österreich auch keinesfalls die von der EU-Kommission dringend geforderte Beendigung des routinemäßig praktizierten Schwanzkupierens umsetzen können.

Die Tierschutzombudspersonen Österreichs, am 11. März 2022

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