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Welt-Adipositas-Tag: ExpertInnen fordern medizinische Gleichbehandlung

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Wien (OTS) – Stetig steigende Zahlen an Betroffenen, verschärft durch die Pandemie. SpezialistInnen, die Alarm schlagen und vor gravierenden Folgeerkrankungen warnen. Und trotzdem: die komplexe Stoffwechselerkrankung Adipositas wird als „Life-Style-Problem“ abgetan, an dem die Betroffenen „selbst schuld“ sind.

Wien, 7. März 2022 – Ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 spricht man von Adipositas, also Fettleibigkeit. Von dieser Erkrankung waren vor der Pandemie schon mehr als 1,2 Mio. Menschen in Österreich betroffen. Auch die WHO bezeichnet Adipositas als folgenschwere Bedrohung, die weltweit mittlerweile „mehr Todesfälle verursacht als Untergewicht“.

Ständiges Ringen mit dem Hunger

Medizinische SpezialistInnen(1) sprechen ebenfalls von Adipositas als komplexer, chronischer Stoffwechselerkrankung(2) – mit vielen Einflussfaktoren. Die Genetik spielt laut Zwillingsstudien in 70-80% der Fälle eine Rolle und ist somit der stärkste Faktor. Genetik kann beispielsweise bedeuten, dass Menschen leichter Fett in ihrem Körper einlagern oder dass sie stärkere Hungersignale verspüren. Sie greifen infolge häufiger zum Essen und zu größeren Mengen. Physisch übermäßig hungrig zu sein ist unangenehm und der Grund, warum 90% aller Abnehmversuche scheitern. Was in Urzeiten ein wichtiges Überlebensprinzip war und die Menschen zur Jagd antrieb, wird im modernen Leben der westlichen Welt zur Falle.

Behandlung für ein komplexes Problem

Also einfach den Hunger unterdrücken und weniger essen? Eine zynische Empfehlung, der SpezialistInnen nichts abgewinnen können. Prof. Dr. Florian Kiefer, Leiter der Spezialambulanz für Hormonelle Erkrankungen im Wiener AKH, empfiehlt eine frühzeitige Diagnostik und ein sorgfältiges Abklären möglicher medizinischer Ursachen. „Gerade bei Frauen können auch Hormonstörungen eine Rolle spielen, wie etwa das PCO-Syndrom(3). Man schätzt, dass etwa jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter zumindest eine Neigung dafür aufweist, dennoch ist die Erkrankung relativ unbekannt.“ Wünschenswert bei Adipositas wäre eine multifaktorielle Behandlung, so Kiefer weiter, Ernährungsberatung, Bewegung, falls notwendig psychologische Unterstützung, der Einsatz von Medikamenten und in besonders schweren Fällen chirurgische Eingriffe.

Medizinische und menschliche Gleichbehandlung von Menschen mit Adipositas

Der freie Zugang zur Behandlung bleibt Menschen mit Adipositas gerade in Bezug auf die unterstützend eingesetzten medikamentösen Therapien verwehrt. Geschätzte zwei Drittel der Therapiekosten müssen privat gezahlt werden. Damit werden Menschen mit Adipositas diskriminiert, während Betroffenen anderer chronischen Erkrankungen, wie COPD oder Typ-2-Diabetes, zugelassene Therapien ganz selbstverständlich zur Verfügung stehen.

Therapie auch wirtschaftlich sinnvoll

Die moderne Abnehm-Medizin hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs und andere können mithilfe innovativer Medikamente verzögert oder gar verhindert werden. Was auch wirtschaftlich sinnvoll wäre, denn laut einer Studie(4) verursacht Adipositas in den OECD Ländern 70 Prozent der Diabetes-Behandlungskosten, 23 Prozent der Behandlungskosten für Herzkreislauferkrankungen und 9 Prozent der Krebs-Behandlungskosten. Insgesamt müssen in Österreich pro Jahr ~3,5 Milliarden Euro für die Behandlung von Adipositas ausgegeben werden. Betroffene nach Stand der Wissenschaft zu behandeln ist daher – zu Lebensqualität und Gesundheit – auch gesellschaftspolitisch dringend erforderlich.

Referenzen

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1. Adipositas-Spezialisten in Österreich, die sich mit der Erkrankung und ihrer Therapie befassen, sind gelistet auf:
[Arzt-finden.at] (https://www.arzt-finden.at/)

2. Für Adipositas existiert die klare Zuweisung eines international anerkannten Klassifizierungscodes für Krankheiten: ICD-10-CM Code E66

3. Polycystisches Ovarialsyndrom: die häufigste Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter, die u.a. durch eine gestörte Eizellreifung, unregelmäßige Menstruationszyklen und erschwerten Schwangerschaftseintritt gekennzeichnet ist.

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