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Privatkonkurse: Es sind meist Männer

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  • Die durchschnittliche Schuldenhöhe lag im Vorjahr bei 121.000
    Euro.
  • Steiermark und Generation 60+ mit höchster durchschnittlicher Verschuldung
  • Wien und 41- bis 60-Jährige am häufigsten betroffen
  • Corona-Pandemie vorerst kein Treiber für Privatkonkurse

Wien, 01.02.2022 – Eine aktuelle KSV1870 Analyse zu den eröffneten Schuldenregulierungsverfahren des Jahres 2021 zeigt, dass 62 % auf Männer entfallen. Zudem haben sie mit doppelt so hohen Schulden zu kämpfen wie Frauen – im Vorjahr waren es im Schnitt 154.000 Euro. Im Bundesländer-Ranking weist Wien zwar die höchste Zahl an Privatkonkursen auf, in punkto durchschnittlicher Schuldenhöhe liegt hingegen die Steiermark mit 213.000 Euro auf Platz eins. Weiters zeigt sich, dass der Schuldenberg mit zunehmendem Alter wächst und dieser bei ehemaligen Selbständigen viermal so hoch ausfällt wie bei Privatpersonen.

Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren hat im vierten Quartal 2021 deutlich an Dynamik zugelegt. Erstmals seit Pandemiebeginn wurde in Österreich in einem Quartal „Vor-Krisen-Niveau“ erreicht. Trotz dieser zuletzt stark ansteigenden Entwicklung kam das Vorjahresergebnis mit 7.227 privaten Pleiten knapp unter jenem des Jahres 2020 (7.300) zum Liegen. Wie schon in den Jahren zuvor sind es vor allem Männer, die mit privaten Schulden zu kämpfen haben. Während im Jahr 2019, und damit vor Ausbruch der Corona-Krise, 63 % der Fälle auf Männer entfielen, so waren es in den vergangenen beiden Jahren jeweils 62 %. Der Blick ins Landesinnere zeigt, dass dieses Ergebnis in allen Bundesländern nahezu ident ausfällt. „Auch wenn wir uns aktuell in sehr volatilen Zeiten befinden, so sind es vor allem Männer, die mit einer gewissen Konstanz Schulden aufbauen. Zurückzuführen ist das unter anderem auch darauf, dass im Bereich der ehemaligen Selbständigkeit drei von vier Privatkonkursen Männer betreffen“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, MBA, Leiter KSV1870 Insolvenz, und meint weiters: „Die Corona-Krise hat die Zahl der Privatinsolvenzen vorerst nicht nach oben getrieben, jedoch landet auch nicht jeder, der mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, unmittelbar in einem Schuldenregulierungsverfahren.“

Krise reduziert Schuldenausmaß

Im Jahresvergleich 2020 und 2021 zeigt die aktuelle KSV1870 Analyse eine zuletzt deutlich niedrigere Schuldenhöhe pro Schuldner. Während die durchschnittliche Schuldenhöhe im Jahr 2020 bei 150.000 Euro lag, so ist diese im Vorjahr auf 121.000 Euro gesunken. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 mussten pro eröffnetem Privatkonkurs im Schnitt Schulden in der Höhe von 148.000 reguliert werden. „Trotz der anhaltenden Krisensituation häufen die Menschen im Moment tendenziell eher weniger Schulden an. Einerseits gab es zuletzt deutlich geringere Konsum- und Urlaubsmöglichkeiten als vor der Pandemie. Andererseits haben viele die nach wie vor unklare Gesamtsituation im Hinterkopf und gehen vorsichtiger mit ihrem Geld um“, so Götze. Darüber hinaus zeigt die Historie, dass sich ein Privatkonkurs im Regelfall über mehrere Jahre aufbaut.

Steiermark: 213.000 Euro Schulden pro Fall

Besonders dramatisch stellt sich die Lage aktuell im Süden Österreichs dar, wo es im Vorjahr einige Privatkonkurse ehemaliger Selbständiger gab, deren Passiva besonders hoch ausgefallen sind. So erklärt sich in der Steiermark die durchschnittliche Schuldenhöhe von 213.000 Euro, in Kärnten sind es 159.000 Euro pro Schuldner. Dahinter rangiert Salzburg mit 133.000 Euro auf Platz drei. Die einzigen beiden Bundesländer, in denen die durchschnittliche Verschuldung unter der 100.000-Euro-Marke liegt, sind Tirol (99.000 Euro) und Wien. Österreichs Bundeshauptstadt weist zwar mit über 2.600 eröffneten Verfahren die größte Fallzahl im Vorjahr auf, gleichzeitig aber auch die niedrigste durchschnittliche Schuldenhöhe (92.000 Euro).

Je älter, desto höher die Schulden

Darüber hinaus zeigt die KSV1870 Analyse, dass private Schulden bereits in jungen Jahren auftreten können – wenngleich das verhältnisweise eher selten vorkommt. So sind die Unter-25-Jährigen hierzulande für rund vier Prozent aller eröffneten Fälle verantwortlich. Die durchschnittliche Schuldenhöhe beträgt dabei rund 41.000 Euro. „Mit einem finanziellen Handicap ins Berufsleben zu starten, ist keine ideale Grundlage, um sich nachhaltig etwas aufbauen zu können. Es ist daher essenziell, bereits in jungen Jahren zumindest die wichtigsten Spielregeln in Sachen Finanzmanagement zu beherrschen“, so Götze. Auch deshalb engagiert sich der KSV1870 seit Jahren im Bereich Financial Literacy. Im Zuge dessen besuchen KSV1870 Experten Schulen, halten Vorträge über Verschuldung und versuchen, den jungen Menschen fundamentales Finanzwissen zu vermitteln. Gleichzeitig spitzt sich die finanzielle Schieflage mit zunehmendem Alter weiter zu: Müssen die 25- bis 40-Jährigen (37 % aller eröffneten Schuldenregulierungsverfahren) einen Schuldenberg von durchschnittlich 71.000 Euro stemmen, so wird die Lage bei den 41-bis 60-Jährigen (49 %) mit 130.000 Euro pro Schuldner immer prekärer. Bei den Über-60-Jährigen sind es im Schnitt 296.000 Euro – es sei jedoch erwähnt, dass lediglich 10 % der Fälle dieser Alterskategorie zuzuordnen sind.

Schuldenberg von ehemaligen Selbständigen viermal so hoch

Ein zweigeteiltes Bild liefert die KSV1870 Analyse auch mit Blick auf die Differenzierung zwischen ehemaligen Selbständigen und Privatpersonen. Ehemalige Unternehmer haben demnach mit deutlich höheren Schulden zu kämpfen. Obwohl deren durchschnittliche Verbindlichkeiten während der Pandemie von 340.000 Euro im Jahr 2019 auf 264.000 Euro im Jahr 2021 gesunken sind, fallen diese im Schnitt viermal so hoch aus wie jene von Privatpersonen (65.000 Euro).

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