Zum Holocaust-Gedenktag: TV-Premiere „Jud Süß 2.0 – Von der NS-Filmpropaganda zum Online-Antisemitismus“ am 24. Jänner
Wien (OTS) – Eine weitere Dokupremiere zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Jänner 2022 (Details zum ORF-Schwerpunkt unter presse.ORF.at) steht nach dem Themenabend „80 Jahre Wannseekonferenz“ am Montag, dem 24. Jänner, um 23.25 Uhr auf dem Programm von ORF 2: Nach der Spielfilmpremiere „Die Wannseekonferenz“ mit u. a. Philipp Hochmair und Simon Schwarz (20.15 Uhr) und der neuen gleichnamigen „Universum History“-Dokumentation (22.35 Uhr) analysiert die Dokumentation „Jud Süß 2.0 – Von der NS-Filmpropaganda zum Online-Antisemitismus“ (23.25 Uhr) die in Zeiten der COVID-Krise merkbar zunehmenden antisemitischen Stereotype in Internet und Social Media. Der Film von Felix Moeller nimmt dazu rechte Influencer, identitäre YouTuber und rechtsrechte Propagandisten unter die Lupe.
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Im überhitzten Klima in der COVID-Pandemie treiben Verschwörungsideologien mitunter skurrile Blüten, mehr aber noch befördern sie menschenverachtenden, oft brandgefährlichen Hass. Konkret ist in diesem Zusammenhang die Anzahl der Hassreden gegen und Attacken auf Jüdinnen und Juden signifikant angestiegen. Brutstätte des anwachsenden Antisemitismus ist das Internet, wo fast vergessen geglaubte antisemitische Stereotype wieder an die Öffentlichkeit drängen – diesmal nicht in Form von Karikaturen aus dem „Stürmer“ oder hasserfüllter Darstellungen in Nazifilmen, sondern als „Memes“ in sozialen Kanälen, aber auch in antisemitischen Musik-Videoclips. Das Internet ist heute der Brandbeschleuniger des – nach Jahren des lautstark eingeforderten „nie wieder!“ – grassierenden antijüdischen Hasses. Der Investor George Soros oder der Name Rothschild fungieren als Code-Wörter für „internationale Eliten“, die angeblich Regierungen manipulieren oder Heerscharen von Geflüchteten einschleusen. Aber auch rechtspopulistische Politikerinnen und Politiker relativieren den Holocaust und deklarieren Impfgegnerinnen und -gegner als die „neuen Juden“. Die Dokumentation von Felix Moeller zeigt, wie sich der zeitgenössische Antisemitismus uralter Ressentiments und Stereotype bedient – wie sie auch der Nazi-Propaganda-Film „Jud Süß“ aus dem Jahr 1940 aufgegriffen hat – aber auch, wie er zu einer neuen Sprache gefunden hat.
Die renommierte Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden verwahrt einen beträchtlichen Teil des deutschen cineastischen Erbes, darunter Film-Ikonen wie „Metropolis“ oder „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Aber auch rund 700 NS-Filme sind hier weitgehend unter Verschluss, darunter eines der übelsten antisemitischen Machwerke:
„Jud Süß“. Der Film sei de facto ein Mordaufruf gewesen, sagt Murnau-Vorständin Christiane von Wahlert, und besäße heute leider wieder Aktualität. Trotz aller Restriktionen findet man im Internet dennoch Bilder und Anspielungen auf das Propagandawerk. Es sind Online-Foren, in denen sich antisemitische Attentäter formieren und radikalisieren, weiß die Wiener Terrorismus-Expertin Julia Ebner. Undercover recherchierte sie in einschlägigen Zirkeln. Nur knapp dem Attentat auf die Synagoge in Halle im Jahr 2019 entkommen ist die US-Amerikanerin Talya Feldman. In künstlerischen Arbeiten versucht sie, das Erlebte aufzuarbeiten.
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