Kirchliche Umweltbeauftragte appellieren vor COP26 an Kanzler
Wien (KAP) – „Positionieren Sie Österreich als Vorreiter, Herr Bundeskanzler!“ Diesen Appell haben die Umweltbeauftragten der katholischen Diözesen an Regierungschef Alexander Schallenberg gerichtet, der zur 26. UN-Weltklimakonferenz (COP26) nach Glasgow reisen wird. Die kirchlichen Umwelt-Fachleute forderten den Kanzler am Freitag in ihrer Aussendung auf, „ambitionierte Pläne zur Reduktion der CO2-Emissionen vorzulegen und die Initiative von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Verminderung des Freiwerdens von Methan nachhaltig zu unterstützen“.
Ein Zaudern der beim Gipfel in Schottland versammelten Regierungsvertreter hätte schwerwiegende Folgen, warnten die Umweltbeauftragten. „Für ein friedliches und gutes Miteinander braucht es eine intakte Umwelt.“ Genau dies hätten auch 43 Mitgliedsstaaten bei der jüngsten Session des UNO-Menschenrechtsrates unterstrichen, erinnerte Markus Gerhartinger, Sprecher der katholischen Umweltbeauftragten. Die Resolution, die das Recht auf eine gesunde, sichere, saubere und nachhaltige Umwelt festschreibt, sei zwar rechtlich nicht bindend, „trotzdem ist der Schritt bedeutsam, denn eine intakte Umwelt stellt die grundlegende Voraussetzung für die Bewahrung Menschenwürde in dar, sowie Gleichheit und Freiheit“.
Gerhartinger ortet in dieser Hinsicht auch in Österreich positive Signale. In der aktuellen Regierungsperiode seien bereits einige wichtige Themen angegangen worden: Der Experte nannte das Klimaticket, den „ersten Schritt in Richtung Ökologisierung der Steuergesetzgebung“ und die Bestrebungen für ein Plastikpfand. Auf baldige weitere ambitionierte Schritte in diese Richtung sei zu hoffen. Gerhartinger verwies aber auch auf noch bestehende „entscheidende Baustellen“ wie das noch fehlende Energieeffizienzgesetz. Es brauche diese Regelungen bald, damit die Einsparungspotenziale gehoben werden.
Die Diagnose von Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ aus dem Jahr 2015, dass „die Umwelt-Gipfeltreffen der letzten Jahre (…) aus Mangel an politischer Entscheidung (…) keine wirklich bedeutungsvollen und wirksamen globalen Umweltvereinbarungen erreicht“ haben, sollte spätestens für Glasgow nicht mehr zutreffen, hofft Gerhartinger. Das in Paris formulierte 1,5-Grad-Ziel einer maximalen Erderwärmung zu erreichen, sei entscheidend für die Lebenschancen der Menschheit und für ein stabiles gesellschaftliches Miteinander. „Es braucht jetzt ein gemeinsames tiefgreifendes Umdenken“, nahm Gerhartinger ausdrücklich die österreichische Bundesregierung in die Pflicht.
Klimaabkommen von Paris umsetzen
Vom 31. Oktober bis zum 12. November trifft sich die Staatengemeinschaft zur Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow. Die Zusammenkunft, bei der über die weitere Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten werden soll, war ursprünglich bereits für das vergangene Jahr geplant, musste aber wegen Corona verschoben werden. Das am 12. Dezember 2015 abgeschlossene Klimaabkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad, zu begrenzen. Dies soll durch Verminderungen beim Ausstoß von Kohlendioxid und anderen klimaschädlichen Gasen wie Methan oder Lachgas geschehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, legten die Länder freiwillige Beiträge vor – sogenannte „Nationally Determined Contributions“ (NDC). Weil sich allerdings schon damals abzeichnete, dass diese Selbstverpflichtungen nicht ausreichen würden, verständigte man sich in Paris darauf, alle fünf Jahre die Messlatte höher zu legen.
((forts. mgl.)) RME/HKL
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