Offener Brief der ElementarpädagogInnen an den Bundesminister Faßmann: Es braucht Vorbereitungen für den Herbst
Wien (OTS) – Offener Brief:
Sehr geehrter Herr Bundesminister Faßmann,
die vergangenen Pandemie-Monate haben auch das Kindergarten- und Hortpersonal stark belastet und sehr gefordert. Sei es Kleinkindern die Corona-Maßnahmen verständlich zu machen und auf ihre Einhaltung zu achten, die konstante Gefahr der Ansteckung durch Kleinkinder, die noch keine Maske tragen, der Umgang mit gestressten Eltern und Kindern oder die häufig veränderten Öffnungs- und Schließungsregelungen. Die Beschäftigten in der Elementarpädagogik haben als SystemerhalterInnen mit zusätzlichem Arbeitsaufwand und viel Energie all diese Herausforderungen professionell gemeistert.
Trotz des Impffortschritts ist die Corona-Pandemie aber nicht vorbei. Als gewerkschaftliche Vertretung des Kindergarten- und Hortpersonals blicken wir mit großer Sorge in den Herbst. Wir richten uns daher mit fünf zentralen Anliegen an Sie, für die wir konkrete Lösungsvorschläge von Ihnen erwarten, damit die Beschäftigten in der Elementarpädagogik ihre Arbeit weiterhin gut machen können, die Kinder sich wohlfühlen und die Eltern zufrieden sein können.
1. Wie sieht die österreichweite Teststrategie in den Kindergärten und Horten für den kommenden Herbst aus?
Da nach der Urlaubszeit und mit der kühleren Jahreszeit wieder ein Anstieg der Corona-Erkrankungen zu befürchten ist, hoffen wir auf eine flächendeckende Teststrategie nicht nur für das Personal, sondern auch für die Kinder. Beide Gruppen haben im Fall einer Infektion mit gesundheitlichen Folgen zu rechnen. Der Mehraufwand für die Testung darf nicht dem Personal aufgebürdet werden, sondern soll von den Eltern übernommen werden.
2. Welche Regelungen werden ab Herbst bei der Impfung für Beschäftigte in der Elementarpädagogik gelten?
Die Frage nach der Impfung am Arbeitsplatz ist zu einem arbeitsrechtlichen Thema geworden. Als Gewerkschaftsvertreterinnen interessiert es uns, ob es eine Tendenz Richtung Impfpflicht im elementarpädagogischen Bereich gibt bzw. ob und welche Alternativen dem Kindergarten- und Hortpersonal geboten werden. Müssen Nicht-Geimpfte mit Konsequenzen rechnen und wie werden diese gegebenenfalls aussehen? Ebenso interessiert uns, ob es einen Plan für die Drittimpfung gibt. Auch wollen wir wissen, wie viele Beschäftigte aus der Branche geimpft sind und ob diese Statistiken regelmäßig aktualisiert werden.
3. Welche weiteren Maßnahmen sind für den Herbst zur Eindämmung des Corona-Virus geplant?
Obwohl Testungen und Impfung die zentralsten Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus sind, wissen wir auch, dass weitere Schritte notwendig sein werden. Da der Betrieb in den elementarpädagogischen Einrichtungen auch im Notfall klare Bestimmung braucht, hoffen wir auf exakte Strategien hinsichtlich Masken- und Abstandsregelungen sowie bei Schließungen der Einrichtungen auf Quarantäneregeln, Contact-Tracing und Regelungen für Eltern.
4. Wann bekommt das Kindergarten- und Hortpersonal eine Prämie für die geleistete Zusatzarbeit?
Wie die Beschäftigten im Gesundheitsbereich haben sich auch jene in der Elementarpädagogik während der Pandemie großen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt und viele zusätzlichen Herausforderungen bewältigt. Es ist nur fair, diese außerordentlichen Belastungen mit einer Prämie zu honorieren.
5. Wie können wir unsere Anliegen im Beirat für Elementarpädagogik einbringen?
Der Beirat für Elementarpädagogik berät über wichtige Fragestellungen, die die Zukunft der Kindergärten und Horte betreffen, von der Personalsituation, einer Ausbildungsoffensive bis zur Harmonisierung der Gesetzgebung zwischen den Ländern. Als Vertretung der Beschäftigten haben wir wichtige und wertvolle Einblicke aus der Praxis, die für zukünftige Beschlüsse berücksichtig werden sollten, wenn eine nachhaltige Verbesserung angestrebt wird. Bei unserem Gespräch am 1.3.2021 haben Sie uns zugesichert, dass wir in Zukunft informiert werden. Bis jetzt haben wir weder eine Information noch eine Einladung erhalten. Es ist daher noch immer offen, wie wir unsere Expertise für die geplanten Weichenstellungen einbringen können.
Das vergangene Jahr hat uns gelehrt, dass durch umsichtige Planung und Vorbereitung viel Aufwand, Probleme, bis hin zu tragischen Schicksalen verhindert oder zumindest abgemildert werden können. Damit auch die Beschäftigten in der Elementarpädagogik weiterhin gewissenhaft ihren Beitrag dazu leisten können, ist es wichtig, dass sie gute Arbeitsbedingungen vorfinden.
Klare Antworten auf diese fünf Fragen wären ein essenzieller Schritt. Denn nur mit einer durchdachten Strategie kann einer weiteren Corona-Welle vorgebeugt und die Zukunft der ersten Bildungseinrichtungen gestaltet werden.
In diesem Sinne hoffen wir auf baldige Rückmeldung und würden uns über eine Gesprächseinladung freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Christa Hörmann, stellvertretende Vorsitzende in der younion_ Die Daseinsgewerkschaft
Judith Hintermeier, Bundesfrauenreferentin in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft
Karin Samer, Betriebsratsvorsitzende der Wiener Kinderfreunde von der Gewerkschaft GPA
Sylvia Gassner, Vorsitzende des Fachbereichs Soziale Dienste in der Gewerkschaft vida
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender. ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund