Tabubruch bei Penny: Eier erfüllen österreichische Standards nicht
Wien (OTS) – Seit dem vorzeitigen Ausstieg Österreichs aus der Käfighaltung im Jahr 2010 haben sich die österreichischen Legehennenhalter eine Vielzahl an Mehrleistungen erarbeitet. Die heimische Eierproduktion ist inzwischen nachweislich EU-weit führend im Bereich einer nachhaltigen, tier- und umweltfreundlichen Legehennenhaltung. Es war bislang ungeschriebenes Gesetz im Lebensmitteleinzelhandel, dass keine Eier gelistet werden, die nicht diesen hohen, nationalen Standards entsprechen. Penny bricht nun ein Tabu und verkauft deutsche Billigeier, die den österreichischen Branchenstandards nicht standhalten, und das zu einem Preis, zu dem die vergleichsweise kleinen österreichischen Betriebe nicht mehr produzieren können. Die österreichische Geflügelwirtschaft schlägt Alarm.
Die von vielen gerühmte und oft zitierte Erfolgsgeschichte der österreichischen Legehennenhaltung seit dem Ausstieg aus der Käfighaltung 2010 könnte nun ein jähes Ende finden. In einer großen Lebensmitteleinzelhandelskette, bei Penny, findet man erstmals Eier, die nicht den in Österreich geltenden nationalen Mindeststandards entsprechen. Die aus Norddeutschland stammenden Bodenhaltungseier müssen über 1.000 km transportiert werden und belasten damit nicht nur die Umwelt. Das Futter für die Tiere ist zwar gentechnikfrei, es ist unklar, ob es nicht aus Regenwaldregionen in Übersee stammt. Österreichische Legehennen werden hingegen mit gentechnikfreiem Soja gefüttert, das aus nachhaltigem, regionalem Anbau aus dem Programm „Donau Soja“ stammt. Heimische Betriebe sind deutlich kleiner und werden zudem regelmäßig im Rahmen des AMA-Gütesiegelprogrammes kontrolliert, die Rückverfolgbarkeit der Eier wird über die österreichische Eierdatenbank abgesichert. Ein Betreuungstierarzt kümmert sich verpflichtend regelmäßig um die Gesundheit der Tiere. Daraus ergibt sich ein sehr hohes Maß an Sicherheit, aber auch ein faktischer Preisunterschied.
Abwärtsspirale im Bereich der Qualität droht
„Mit dem Verkauf von Eiern, die nicht dem österreichischen Standard entsprechen, bricht Penny sein Versprechen und öffnet Tür und Tor für eine Abwärtsspirale im Bereich der Qualität auch bei österreichischen Eiern, denn wenn andere Handelsketten diesem Beispiel folgen, dann können wir dem Preisdruck nicht mehr standhalten und werden gezwungen, auf unsere hohen Tier- und Umweltstandards zu verzichten. Das wollen wir mit allen Mitteln verhindern“, stellt der Obmann der ZAG – Zentrale Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft, Franz Karlhuber, fest.
Die Aktion von Penny kommt auch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn die Eierproduzenten wurden von der Corona-Krise schwer getroffenen. Die Gastronomie kauft seit über einem Jahr kaum Eier, die Lager sind voll und die Preise für Eierübermengen auf einem Tiefstand. Für 1 kg Eier, also 16 Stück, bekommt man zurzeit 70 Cent, damit können kaum mehr die Futterkosten für die Tiere bezahlt werden.
Der Obmann der EZG Frischei, Franz Kirchweger, zeigt sich sehr verärgert über den Tabubruch. „Wenn man im Handel nur dem Diktat der Gewinnmaximierung folgt und die hohen Ansprüche der heimischen Bevölkerung missachtet, dann leiden nicht nur die Tiere und die Umwelt, auch die österreichischen Konsumenten bekommen nicht die Qualität bei Eiern, die sie sich erwarten. Unsere Bäuerinnen und Bauern wollen und können unter diesen Bedingungen nicht mehr arbeiten. Es zeigt sich einmal mehr, wenn Eier zu billig sind, dann leiden alle entlang der Wertschöpfungskette. Wollen wir eine regionale Geflügelhaltung in Österreich und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze am Land erhalten, dann muss es auch einen fairen Wettbewerb auf Augenhöhe geben“, unterstreicht Kirchweger. (Schluss)
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